Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
gewinnend. »Was kann ich denn dafür, dass ich so unwiderstehlich bin?«
»Ich finde es außerordentlich leicht, Ihnen zu widerstehen.«
»Ich weiß«, seufzte er. »Wie ich bei unserer letzten Begegnung schon sagte, bei all Ihren sinnlichen Kurven und Ihrem erotischen südländischen Aussehen sind Sie eine verflucht harte und grausame Frau.«
»Und Ihre Anmachsprüche sind reine Verschwendung.«
»Ich weiß, und das macht mich völlig fertig«, sagte Dylan seufzend. »Wie auch immer, wo waren wir?«
»Bevor wir von Ihren Telefonanrufen, den Klischees und Ihrem faszinierenden Liebesleben abgelenkt wurden? Wir sprachen von Lovers Cascade. Dann meinen Sie also, dass Mad Mollys Rezept zufolge dieser Wein nur mit Wasser von diesem Wasserfall gelingt?«
Dylan zuckte die Achseln. »Das wissen die Götter. Aber ich bin überzeugt, sie wurde nicht grundlos Mad Molly genannt, also hat sie womöglich daran geglaubt. Und vielleicht war sie am Ende gar nicht so verrückt und hatte Recht. Wer weiß? Vielleicht würde der Wein ganz anders schmecken, wenn man ihn mit Leitungswasser macht.«
Cleo seufzte. »Verdammt. Nachdem ich all diese Sachen aufgetrieben habe, wollte ich mich wirklich genau an das Originalrezept halten.«
»Wie viel Wasser brauchen Sie denn?«
Cleo besah sich wieder die krakeligen Notizen. »Öhm, tja, dieses Rezept ist für eine Gallone Wein, dafür braucht man vier Liter Wasser, aber ich habe die Mengen verdoppelt, also …«
»Acht Liter. Das wäre, na sagen wir mal, ein großer oder zwei kleine Eimer voll. Das sollte nicht schwer zu tragen sein – vorausgesetzt, Sie haben die Eimer. Ach, da stehen sie ja bei den anderen seltsamen und prächtigen Utensilien. Oh, und diese großen Wasserkanister dürften auch ganz nützlich sein. Wir könnten ja gleich so viel Wasser wie möglich holen. Also gut, Sie brauchen Mantel und Gummistiefel.«
»Wieso?«
»Weil«, sagte Dylan mit schelmischem Grinsen, »ich Sie jetzt mit den Freuden von Lovers Cascade bekannt machen werde.«
8. Kapitel
Ganz schön abenteuerlich, dachte Cleo, während sie Dylans langen Jeansbeinen einen der dicht bewachsenen, zerklüfteten Hänge von Lovers Spinney hinauf folgte. Völlig bizarr. Wie verrückt war das denn? Hier ging sie in herbstlicher Dämmerung mit einem hinreißend attraktiven, aber völlig amoralischen Mann, der ihr zufällig vollkommen fremd war, durch ein abgelegenes Dickicht. Mit Eimern. Um magisches Wasser von einem Wasserfall an einer Feenlichtung zu holen …
Sie kicherte vor sich hin.
Dylan drehte sich um. »Hast du geniest? Ist alles okay?«
Auf dem Weg waren sie inzwischen zum freundschaftlichen Du übergegangen.
»Mir geht’s gut. Das war ein Kichern, kein Todesröcheln«, schnaufte Cleo. »Ist es noch weit?«
»Nur noch wenige Meter. Bis zur Anhöhe dieser Steigung.«
»Oh, sehr schön.«
»Ich würde dir ja auf dem letzten Stück Weg gern meine Hilfe anbieten, aber da ich ein Gentleman bin und all die Eimer trage, bin ich sozusagen anderweitig beschäftigt.«
»Ich schaff es schon.« Cleo keuchte etwas heftiger, als sie das letzte Stück des unebenen Pfades erklomm und sich im dunkler werdenden Zwielicht unter tief hängende Äste duckte und sich windenden Dornenranken auswich. »Vielleicht bin ich etwas außer Puste, aber das geht vorüber. Wie kann eine Lichtung überhaupt oben an einem Hang liegen? Das widerspricht doch der geografischen Definition!«
»Du wirst schon sehen.«
Cleo stieß die Luft aus. Dylan hatte die steilen Steigungen mit der Geschicklichkeit einer Bergziege trittsicher bewältigt – obwohl ihn die Eimer und Wasserkanister behinderten. Hu! Musste wohl von all dem Sex kommen, dass er so fit und durchtrainiert war …
Rasch verbannte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich aufs Klettern.
»Da wären wir.« Dylan setzte seine Last ab und streckte die Hand aus. »Komm schon – nur noch ein kleiner Schritt für die weibliche Menschheit.«
Cleo ignorierte seine Hand und packte einen Ast, um sich auf die Anhöhe der Steigung zu ziehen, von wo aus das Gehölz in eine winzige abgeschiedene Mulde moosig grünen Grases scharf abfiel, die auf drei Seiten von Brombeersträuchern und an der vierten von Lovers Cascade gesäumt wurde.
»Oh, wow!«
Sie hatte vorgehabt, den albern benannten Wasserfall und den Aberglauben der Bewohner von Lovers Knot sowie die Verrücktheiten von Mad Molly mit vernichtendem Desinteresse zu strafen, aber die Wirklichkeit war einfach
Weitere Kostenlose Bücher