Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
Gesprächsanlass bietet.«
Dylan war einfach unverbesserlich. Um ihre Verwirrung zu verbergen, vergrub Cleo ihr Gesicht in den duftenden Freesien. Die edle Abendkleidung des letzten Besuchs war heute Abend durch legere Jeans mit Pulli und eine abgetragene Lederjacke ersetzt worden. Seiner dunklen Schönheit tat dies keinerlei Abbruch.
Sie blickte auf. »Also haben Sie, äh, noch immer einen Job? Mortimer hat Sie für den Verlust des Bentley nicht gefeuert?«
»Er war eigentlich unheimlich nett. Hatte wirklich Mitleid wegen meinem kleinen Missgeschick. Hat gesagt, das hätte jedem passieren können. Allerdings habe ich ihm nicht sämtliche Einzelheiten erzählt. Wie auch immer, der Bentley wurde abgeschleppt und wird repariert, und der Empfänger wartet sehnsüchtig auf eine leicht verspätete Lieferung zu einem deutlich reduzierten Preis – soweit Mortimers Bemühen um Schadensbegrenzung. Auf diese Weise zahlt er zwar ein bisschen drauf, aber er behält seinen Kunden, und ich behalte meinen Job.«
»Und heute Abend arbeiten Sie nicht?«
»Nein. Bin gerade von mehreren Tagen, äh, Geschäftsreise zurück – konnte es kaum erwarten, aus dem Smoking raus und in Zivilkleidung zu kommen. Mort besteht immer darauf, dass ich beim Ausliefern der Autos aussehe wie James Bond. Aber die Damen lieben es, vor allem wenn noch die Ray-Ban-Brille dazukommt.«
Cleo lächelte vor sich hin, als sie die Freesien in eine der ausgespülten Flaschen auf der Spülablage stellte. Die Geschäftsreise hatte ohne Zweifel auch eine gehörige Portion Vergnügen mit sich gebracht. Und die paar Tage unterwegs erklärten zudem, warum sie Dylan in Lovelady nicht gesehen hatte. Es war schön zu wissen, dass sie noch immer dieses kleine Überraschungsmoment für ihn im Ärmel hatte.
Er nahm die Sonnenbrille ab, wobei er eine Vielzahl mehrfarbiger blauer Flecken enthüllte, besah sich mit fragendem Blick die Ansammlung von Gläsern und Flaschen, und schnupperte genießerisch. »Und, was kochen Sie gerade? Pflaumen? Ach nein, Zwetschgen. Machen Sie Marmelade? Ich liebe Zwetschgenmarmelade. Olive hat köstliche Marmelade gekocht.«
»Öhm …« Cleo rückte leicht von ihm ab. »Für Marmelade ist das nicht. Eigentlich ist es für Wein – und Sie könnten mir eventuell behilflich sein.«
»Wein? Großartig! Und Sie wollen mich als Vorkoster? Klingt, als wär es genau das Richtige für mich – ach, pardon, das ist mein Telefon. Entschuldigen Sie bitte.«
Cleo versuchte nicht zu belauschen, was Dylan mit leiser, tiefer, vornehm klingender Stimme sagte, doch waren die Einsprengsel »Liebling« und »Süße« und »ich dich auch« unüberhörbar.
Nesta? Oder eine andere Dame, die ihn während seiner letzten Reise in Beschlag genommen hatte? Und spielte das überhaupt eine Rolle? Nicht im Geringsten. Und ging sie das irgendetwas an? Natürlich nicht.
»Entschuldigung.« Mit strahlendem Lächeln klappte Dylan sein Telefon zu. »Ich hätte es abschalten sollen. Sehr unhöflich von mir. Das war Cassie.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu erklären«, sagte Cleo schnell. »Und Sie können Ihr Handy ruhig anlassen. Es stört mich nicht, wenn Sie Privatgespräche führen. Wie auch immer, danke noch mal für die Blumen – ich liebe Freesien –, und bevor Sie zu Cassie davoneilen, könnten Sie mir bei dem hier vielleicht helfen, da Sie ja so viel Zeit mit Olive verbracht haben.«
»Mit Freuden, aber ich hatte nicht vor, irgendwohin davonzueilen. Cassie war gestern Abend. Eine Art Last-Minute-Ersatz, weil Nesta endgültig beschlossen hat, wieder zur treuen Gattin zu werden.« Dylan seufzte. »Ich hasse es, wenn sie das tun.«
Cleo lachte. »Treue kommt in Ihrem persönlichen Wörterbuch offenbar nicht vor.«
»Urteilen Sie nicht zu hart über mich. Ich bin Absolvent der Neil-Young-Schule für Romanzen. Sie wissen schon, wie in dem Lied: ›Love the One You’re With‹ … Das klappt bei mir immer. Also, was wollten Sie mich fragen?«
Cleo deutete auf die krakelige Schrift. »Lovers Cascade. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, Sie vielleicht? Ich nehme an, es ist einfach nur Wasser. Vielleicht hat Olive …«
»Heißt das hier ›Brillante Gala-Zwetschge‹? Wird so dieser Wein genannt?«
Cleo nickte. »Niedlich, nicht wahr? Sie haben alle echt süße Namen. Brombeer-Skandal, Pflaumen-Kuss, ganz zu schweigen von Himmlischer Holunder. Und sehr gespannt bin ich auf Holzapfel-Herzensbrecher. Ihre Olive muss eine wirklich poetische Ader gehabt
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