Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
seinetwegen keine schlaflosen Nächte. Er wird seinen Job nicht verlieren. Und auch nicht sein Dach überm Kopf. Dylan ist mein Sohn.«
12. Kapitel
Eine Woche später, an einem ungewöhnlich warmen Septembernachmittag, sah Cleo vom Herd hoch, als im offenen Eingang des Wohnwagens ein Schatten auftauchte.
»Geh weg!«
»Das ist aber nicht sehr freundlich«, sagte Dylan, trat ein und schwenkte sein Handy, »wo ich das hier dir zuliebe extra abgeschaltet habe.«
»Soll mich das etwa beeindrucken? Tut es aber nicht. Geh bitte.«
»Wir müssen reden.«
»Nein, müssen wir nicht. Geh weg, und lass mich in Frieden.«
»Nein«, sagte Dylan, in Jeans und dunkelblauem Sweatshirt, mit ernstem Gesicht. »Wir hatten eine Verabredung für heute, erinnerst du dich?«
Cleo hörte auf, die brodelnden Brombeeren umzurühren, und schwenkte den dunkelviolett tropfenden Löffel drohend in seine Richtung. »Ja, aber die hatten wir vereinbart, bevor …«
»Bevor was?« Dylan ignorierte den klebrig drohenden Löffel, ließ sich lässig auf einem der winzigen Küchenstühle nieder und streckte die langen Beine vor sich aus. »Hilf mir auf die Sprünge. Ich war die ganze Woche unterwegs und …«
»Du weißt sehr wohl, bevor was«, fauchte Cleo. »Bevor ich wusste, dass du Mimis Sohn bist. Bevor ich wusste, dass du ein Lord bist oder ein Earl oder ein Duke oder was auch immer. Bevor ich wusste, dass du an diesem Abendessen teilnimmst, und noch dazu als Mitglied der Familie. Bevor mir klar wurde, dass du nichts weiter als ein verwöhnter Taugenichts bist.«
Dylan sah schockiert drein. »Also, Cleo, das ist aber ein ganz schön hartes Urteil, selbst aus deinem Mund. Warum hätte ich dir denn bei unseren früheren Begegnungen irgendetwas über mein Elternhaus erzählen sollen? Es spielte gar keine Rolle, und außerdem hast du ja selbst einige recht wesentliche Fakten für dich behalten, nicht wahr?«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel: Warum hast du mir nicht gesagt, dass du für meine Mutter arbeitest?«
»Weil ich ja gar nicht wusste, dass sie deine Mutter ist, verflixt noch mal!«
»Schon, aber du wusstest, dass ich für Mortimer arbeite, denn das hatte ich dir bereits erzählt. Warum hast du denn da nicht erwähnt, dass du Mutters – Mimis – neue Privatassistentin bist? Dass wir beide in Lovelady Hall arbeiten? Das wäre in meinen Augen das Naheliegendste der Welt gewesen.«
Cleo sagte nichts. Zum Teufel mit ihm. Da hatte er natürlich Recht. Sie hätte es ihm erzählen sollen. Und warum hatte sie es nicht getan? Weil sie irgendein blödes Spiel spielen und ihn hatte überraschen wollen, darum. Tja, das war ihr ja auch großartig gelungen.
Sie seufzte. »Okay, ja, ich hätte es erwähnen sollen. Aber ich wollte nicht. Aus, na ja, allen möglichen Gründen – aber, bei Gott, ich wünschte, ich hätte es getan. Was glaubst du, wie todpeinlich mir mein Auftritt bei dieser doofen Dinnerparty war?«
»Wieso todpeinlich? Du warst ganz großartig. Und du hast so was von sexy ausgesehen als Kellnerin. Ich war allerdings bei deinem Anblick wie vor den Kopf gestoßen. Ich dachte, ich träume.«
»Ja, klar.« Cleo überließ die Brombeeren sich selbst und stellte klappernd ein gutes Dutzend ausgekochter Flaschen auf das Abtropfgitter. »Aber jetzt hat sich die Lage völlig verändert. Wir haben uns zufällig kennengelernt, wir haben uns ganz gut verstanden und hatten ein paar vergnügte Stunden miteinander, aber jetzt, tja, ist das alles vorbei.«
»Wieso?«
»Weil du bist, wer du bist. Und was du bist.«
»Ach tatsächlich?« Dylan lachte. Humorvoll klang es nicht. »Und was genau bin ich?«
Cleo zählte langsam die leeren Flaschen. Mehrmals. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Gut – lass dich nicht ablenken. Mit den Flaschen, die sie bereits angesammelt, ausgewaschen und fertig im Schuppen stehen hatte, waren es nun mehr als genug für die Brillante Gala-Zwetschge. Und für den Brombeer-Skandal, falls Mad Mollys Rezepte gelangen und der Wein mehr oder weniger über Nacht reifte. Was sie inständig hoffte, da es bis zum Erntefest nun nur noch eine Woche hin war.
Erntefest in Lovelady Hall. Dylans Zuhause. Dylans unbedeutendem Herrenhaus.
Oh Gott …
»Ich warte«, sagte Dylan gedehnt, »auf Auskunft, warum wir nicht länger befreundet sein können?«
»Du bist der Sohn meiner Chefin. Du hast wahrscheinlich einen Adelstitel. Du verkehrst mit Damen wie Jessamine …«
»Erinnere mich bloß nicht. Ich hab immer
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