Mondschwingen (German Edition)
und Heimtücke.
Am liebsten wäre sie gegangen, einfach nur
gegangen.
Und dann, als hätte man ihre Gebete erhört,
sprangen die Türen auf und ein Bote kam hereingestürzt.
„Ein
Mond“, stieß er hervor und kam an den Tisch heran „ein Mond ist verschwunden!“
RUBENS
und das
zerrissene Mädchen
Rubens sprang auf und zog das Schwert aus
der Scheide. „Feinde“, presste er hervor.
Garlow schrie so laut er konnte und rüttelte
ein paar Jäger wach. Die Schatten am Höhleneingang hielten einen Moment lang
inne, bevor sie weiterschwebten.
Kastja stand auf einmal inmitten der
Schlafenden, mit der Waffe in der Hand, als hätte er die ganze Nacht nicht
geschlafen.
Mit aller Wucht strömte die Wand aus
Leibern und Klingen den Jägern entgegen und drohte sie umzureißen. Rubens wurde
nach hinten gedrückt, er spürte harten Fels in seinem Rücken. Er keuchte und
stemmte sich seinem Feind entgegen, wischte seine Kapuze vom Kopf und sah in
eine bleiche Grimasse.
Die Feinde waren im Innern der Höhle, die
Jäger um sie herum. „Es sind zu viele für uns“, schrie einer der Diebe.
Die
Elstern sprangen vom Boden ab, rannten über die Köpfe der Sternenjäger hinweg
und ließen dabei ihre Schwerter rotieren. Garlow ging in die Knie, eine Klinge
hatte sein Gesicht gestreift.
„Haltet sie auf!“, brüllte Kastja. „Lasst
sie nicht entkommen!“ Er hetzte den Dieben hinterher, stolperte fast und
ruderte mit den Armen. „Lasst sie nicht entkommen.“
Rubens‘ Gegenüber, mit der blassen
Grimasse, wirbelte herum. Die Waffe hatte er fortgeschleudert, nur um schnell
genug fortzukommen, als Kastja ihn am Arm packte und das Schwert in seine Brust
rammte. „Ihr entkommt mir nicht!“, zischte er speichelspeiend.
Zwei letzte Feinde versuchten zu
entfliehen, wie junge Vögel flatterten sie hin und her und suchten nach einem
Loch im Käfig. Jäger zogen sie an den Beinen herunter und machten ihnen den
Garaus.
„Hinterher“, schrie Kastja und sprang aus
der Höhle „geht ihnen hinterher!“
Das war aberwitzig und das wusste
sicherlich auch Kastja. Niemand konnte noch die Vögel einfangen.
Trotzdem hetzten die Jäger ihrer Beute
hinterher, die in alle möglichen Richtungen ausströmten - Schluchten hinunter,
Gipfel hinauf, in die Nacht hinein.
„Du kommst mit mir!“, befahl Kastja Rubens
und kletterte an der schrägen Felswand hinauf. „Ich habe eine sichere Beute
gesichtet.“ Er lächelte dabei, breit war sein Grinsen. Er zeigte hinauf, zu
zwei Gestalten, die sich vor ihnen den Berg hinauf quälten. Wie Spinnen sahen
sie aus, nachtschwarze Spinnen mit gebrochenen Beinen.
„Warum fliegen sie nicht?“ Rubens kam
Kastja hinterher. Der Untergrund war rutschig und ließ sie immer wieder
straucheln.
„Einer von ihnen ist verletzt. Der andere
ist so edelmütig und hilft ihm bei der Flucht.“ Kastja lachte. „Verdammtes
Elsternpack!“
Der Verletzte kam nicht schnell voran, man
hörte sein Keuchen und Fluchen. „Komm schon, komm schon weiter!“, flehte die
andere Elster und zerrte ihn mit sich.
„Bleibt
stehen“, rief der Jägerkönig „ihr entkommt uns doch ohnehin nicht!“
Und die Vögel mit den gebrochenen Flügeln
blieben tatsächlich stehen.
„Was haben wir euch getan?“, schrie die
unverletzte Elster und wandte sich um. Ihre Stimme war schrill und wurde
zerstückelt vom Wind.
„Immer die gleichen Fragen“, stöhnte
Kastja. „Weil ihr seid, wer ihr seid.“
Die Elster ließ den Verletzten liegen und
kam auf Kastja zu. „Wie furchtbar geistreich Ihr doch seid.“ Der Mund unter der
Kapuze verzog sich. „Ihr seid der König, nicht? Ihr seid Kastja?“
Kastja nickte, seine Hand ruhte an seinem
Schwert. „Wer von euch hat das Gold?“
Die Elster sagte nichts, blieb einfach
stumm.
„Wenn du es mir verrätst, verschone ich
dich und den verletzten Vogel.“
„Das tut Ihr nicht und das wisst Ihr auch
selbst.“
Kastja rümpfte die Nase. „Vielleicht“,
flüsterte er und nahm das Schwert hervor. „Ich bringe die eine Elster um, du die andere, Rubens .“
Die Elster schnaubte und zog sich die
Kapuze vom Kopf. Weiße, lange Haare kamen zum Vorschein, die sich im Wind
bewegten und wie zittrige Finger über das Gesicht des Mädchens fuhren. Bleich war ihr Gesicht und ihre Augen schwarz.
„Erkennst du mich nicht?“, wollte sie
wissen und sie lächelte fast.
Kastja ließ das Schwert fallen und trat zurück.
„Ich
heiße Amber. Ich
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