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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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sie viele Treppen und noch
mehr Gänge hinter sich gelassen hatten, waren sie am Ende ihrer Reise. Toiva
öffnete zwei Flügeltüren und trat zurück.
      „Eure Zimmer“, verkündete sie und deutete
hinein.
    Zwei große Betten standen dort, Teppiche
lagen auf dem Boden und bunte Fenster übergossen die Wände mit Farbe.
    Linus trat ein, sehr vorsichtig nur, als
fürchtete er, sich beim ersten Schritt am Teppich zu versengen. Er öffnete eins
der Fenster und sah zum dunkelgrünen Wald hinab.
      „Schön“, flüsterte er. Schön , mehr nicht. Er schaute zurück und sein Blick blieb an Svija
heften. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    Siehst du, dachte sie, wir schaffen das.
                                                  

 
    Sie saßen auf dem Fenstersims und
schwiegen.
    Ihre Beine baumelten an der bemoosten Wand.
    Sie hatten viel geredet, seitdem sie hier
saßen, viel über ihre Vergangenheit und noch mehr über die Zukunft.
      „War
es nicht ein bisschen eng im Sommerwald?“, fragte Linus und Svija musste
lachen. „Nur ein kleiner Ort, nur ein paar Schritte breit, oder nicht? Ich
glaube, das wäre mir zu eng gewesen.“
    „Dafür ist es warm und man hat alles, was
man braucht. Man hat Glühwürmchen gesehen, nachts, und es hat Früchte gegeben,
in den verschiedensten Farben.“ Sie legte den Kopf in den Nacken, als schwebte
irgendwo über ihr der Sommerwald. „Irgendwann gehe ich zurück. Bald, denke
ich.“
    „Du weißt, wohin du gehen kannst. Ich
nicht.“
    „Dann komm mit.“ Svija grinste und beinahe
hätte sie wieder nach seiner Hand gegriffen. „Crava hätte sicher nichts
dagegen.“
    Linus schaute sie an. „Glaubst du?“ Er
schnitt eine Grimasse und der stille Ernst, der sein Gesicht wie eine Maske
aussehen ließ, fiel von ihm ein bisschen ab.
    Die Tür flog hinter ihnen auf und ein
rothaariger Junge stand in ihrem Zimmer. Er schaute sich kurz um, bevor er sie
auf dem Fenstersims sitzen sah. „Die Mondschwingenkönigin sagte, dass ich euch
zum Speisesaal führen soll. Ihr seid neu hier.“ Es klang wie eine Erklärung aus
seinem Mund. Stocksteif stand er da und starrte sie an.
    „Kannst du nicht anklopfen?“ Svija sah ihn
bitterböse an.
    Einen Moment lang sah das Rothaar aus, als
wolle es sich entschuldigen, dann guckte es aber nur böse zurück. „Entweder ihr
kommt mit oder ich gehe allein.“
    „Wir kommen mit“, sagte Linus knapp und
rappelte sich auf. Das Rothaar lächelte.
    „Fumo, ich heiße Fumo.“ Er tat, als ziehe
er einen Hut vom Kopf. „Und ihr seid Linus und Svija, das hat mir einer der
Spione erzählt. Die können selbst zu Hause nicht aufhören mit dem Lauschen.“ Er
lief voraus, Linus folgte ihm und zog Svija mit sich.
    Fumo erzählte ihnen etwas von der Burg, von
alten Statuen und runden Höfen. Als sie dem Speisesaal näherkamen, lagen auf
einmal überall Teppiche in den Gängen, manchmal waren sie sogar an die Decke
genagelt, weil Toiva das so mochte, sagte Fumo.
    „Das“, flüsterte der Rothaarige und er
hörte sich fast ehrfürchtig an „das ist das Heiligtum unserer Königin.“
    Er öffnete die Türen und trat mit den
beiden anderen Mondschwingen in den Saal. Decken hingen überall, rote,
bauschige Decken, eine große Tafel stand in der Mitte, mit Schalen und Tellern
beladen. Gesichter wandten sich zu ihnen um.
    „Da seid ihr ja, meine Lieben, da seid ihr
ja endlich!“ Toiva saß am Ende der Tafel und klatschte. „Ich habe euch
erwartet. Das sind sie, meine zwei neuen Schützlinge. Svija und Linus heißen
sie und sie beide sind ganz wunderbar.“
    Manche Adlige am Tisch nickten.
    Diener kamen herbei und führten sie zu
Stühlen. Honigsirup wurde ihnen eingeschenkt, Pasteten lagen auf dem Tisch,
duftende Hühnchen und süße Melonen.
    Die Adligen am Tisch waren in teure Stoffe
gekleidet. Auf manchen waren Motive gestickt -   Apfelbäume, die in Blüte standen,
Tränensänger, die ganze Bäche weinten, tiefdunkle Meere mit glitzernden
Sternen. Und zwischen ihnen, zwischen all den Fürsten und ihren schmallippigen
Gattinnen, saßen vereinzelt Schützlinge, die sich alle nicht sehr wohl zu
fühlen schienen.
    Das tat Svija auch nicht. Die Welt der
Reichen war nicht ihre, das hatte sie auch schon davor gewusst. Toiva redete
und lachte, lachte so oft und schallend, als fühlte sich in der Gesellschaft
pudelwohl. Intrigen und Heimtücke, hatte Crava manchmal gesagt, dort auf den
Burgen gibt es nur Intrigen

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