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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Segel zittern, schlug den Jägern eiskalt ins Gesicht.
    Rubens kehrte zum Bug zurück, als sei
nichts geschehen. Er bebte am ganzen Körper und plötzlich fürchtete er sich vor
sich selbst. So kannte er sich nicht, so nicht …   er schaute zu den Lichtern auf dem Meer,
winzig waren sie. Wie weit würde er gehen auf dieser
Jagd? Er wusste es nicht.
      „Ihr
seid ein guter Anführer.“ Nigs stand hinter ihm, mit gerecktem Kinn sah er über
seine Schulter, die Augen zusammengekniffen. „Die Jäger werden leise sein.“ Der
Geisterbeschwörer hob den Kopf. Er war klein, doch man merkte ihm an, dass er
mächtig war.
    „Ich weiß“, log Rubens nach einer Weile.
    „Ihr werdet noch ein besserer sein, wenn
ihr unsere Feinde so bald wie möglich tötet. Gleich jetzt.“
    Rubens lachte, obwohl ihm nicht danach
zumute war. „Und wie stellt Ihr Euch das vor?“
    „Mit Geistern. Oder habt Ihr es schon
wieder vergessen?“ Nigs fuhr sich durchs blondgelockte Haar. „Ich muss sie nur
heraufbeschwören. Gleich jetzt, gleich hier, wenn Ihr das so wollt. Ich
bräuchte dafür nur eine klitzekleine Bezahlung.“
    Bezahlung. Rubens hatte den
Geisterbeschwörer ohnehin nicht dabei haben wollen. Das alles war nur auf
Kastjas Mist gewachsen. „Ich ziehe eine normale Jagd Euren Geistern vor,
verzeiht mir, Nigs.“
    Nigs schrumpfte augenblicklich in sich
zusammen. „Jeder Anführer würde meine Dienste in Anspruch nehmen.“
    „Jeder, der keinen Funken Ehre und Anstand
besitzt. Ich will kämpfen, Mann gegen Mann, so wie es sich gehört.
Geisterbeschwörung hingegen hat in meinen Augen nichts mit einem ehrbaren Kampf
zu tun.“
    „Unsere Welt ist schon lange nicht mit
ehrbar.“
    „Nein, natürlich nicht.“ Rubens rümpfte die
Nase. Immer dasselbe. „Ich will keine Geister. Ich hoffe, wir haben uns
verstanden. Wenn Ihr meinen Befehl nicht einhaltet, verletzt Ihr meinen
Respekt. Ich denke, wir haben uns verstanden.“
    Das Gespräch war beendet.
    „Lange werdet ihr mit eurem Ehrgefühl nicht
durchkommen. Früher oder später werdet Ihr von eurem goldenen Thron fallen, ob
Ihr es wollt oder nicht. Wenn mir nicht gefällt, was Ihr tut, werde ich meine
Geister rufen und Ihr werdet nichts dagegen tun können.“ Nigs hatte sich fast
schon umgedreht, als er sich noch einmal zu Rubens umschaute. „Wisst Ihr,
seitdem ich meine Fähigkeit habe, kann ich manchmal in die Seelen fremder
Menschen schauen. Ich spüre, dass Ihr nicht seid, was Ihr vorgebt, was auch
immer das bedeuten mag.“ Er rückte näher heran, sein Gesicht war ganz nah an
dem von Rubens. „Ich könnte meinen, Ihr seid ein Verräter. Ihr habt etwas
Fremdes in Euch. Ich behalte Euch im Auge.“
    Der Geisterrufer lächelte und wandte sich
von Rubens ab.

 
 
 
                                                                

 
 
 
 

 
    SVIJA
    und die Weglosen

 
    Pfeile. Überall Pfeile.
    Es ist vorbei, schoss es ihr durch den
Kopf. Endgültig vorbei.
    Die Sternenjäger, die Wüter und nun die
Pfeile. Irgendwann war es aussichtslos zu hoffen.
    Svija hielt Linus so fest, dass sie
fürchtete, ihm wehzutun. Sie spürte einen Stich, fast schon sachte, knapp über
dem Knie. Sie rannte, spürte noch einen Stich, diesmal an der Schulter.
    Linus glitt ihr aus den Händen, einfach so.
Sie wagte nicht die Augen zu öffnen, verlor das Gleichgewicht. Und fiel.

 
      Nur
langsam kehrte das Bewusstsein zurück. Die Schmerzen an ihrem Knie und in ihrer
Schulter waren noch immer da, pochten und pochten, wie zwei neue Herzen unter
ihrer Haut. In den ersten Momenten spürte sie nichts anderes, hielt die Augen
geschlossen und wollte sie nicht öffnen. Nach und nach kam die Erinnerung
zurück, bruchstückhaft - der brennende Sommerwald, der Weg zur Burg, Linus, die
Wüter in der Nacht, der Pfeilhagel … wie lange lag all das zurück? Wo war sie?
    Und gleichzeitig ahntesie, dass sie tot war.
Sie hörte nichts, alles war so still hier. Nur der Schmerz … der Schmerz war
noch da.
    Sie schlug die Augen auf und gleichzeitig hatte
sie Angst vor dem, was sie sehen mochte.
    Viele dunkelgekleidete Gestalten liefen hin
und her, an ihr vorbei, über sie hinweg und ähnelten dabei einem
aufgescheuchten schwarzen Vogelschwarm. Svija schaute zur Seite und sah ein
eingewickeltes Bündel, an dessen Seite eine Frau mit gefalteten Händen saß. Es
war Linus, vor dem sie kniete, unbeweglich und steif. Wie ein Toter.
    Panik

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