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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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brach Calum das Schweigen.
„Es gibt offensichtlich Dinge, die ich nicht von ihr wusste.“
„Kennst du deinen Vater?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat mir nie von ihm erzählt und irgendwann habe ich nicht mehr gefragt. Sie wurde immer traurig, wenn ich damit anfing.“
Er schien zu verstehen und nickte. Ich betrachtete ihn von der Seite.
„Wo hast du gelebt, bevor du zu den Ericksons kamst?“
Schmunzelnd sah er mich an.
Ich wollte nicht weiter drängen, also biss ich mir auf die Lippen und hing meinen Gedanken nach, die Calum nicht unterbrach.
„Möchtest du noch mit reinkommen?“, fragte ich ihn, als wir am Haus ankamen. Er schüttelte leicht seinen Kopf und reichte mir mein Bild.
„Es war schön, dass du da warst. Ich warte mit den anderen Bildern, bis du wiederkommst.“
Er schaute mir in die Augen. Mit dem vertrauten flauen Gefühl im Magen drehte ich mich um und ging ins Haus.
 
 
 

7. Kapitel

„Emma?“
Ethan war nach Hause gekommen, als es bereits dämmerte. Ich hatte Hausaufgaben gemacht und eine Mail an Jenna geschrieben, in der ich ihr ausführlich von Calum berichtete. Sie war an jeder Kleinigkeit interessiert und mein Herz schlug schon schneller, während ich ihr von jedem Blick und jedem Wort berichtete.
Ich lief die Treppe hinunter und stolperte auf der letzten Stufe, als ich sah, wer neben Ethan stand. Calum lächelte mich an. Ethan schien meine Verwirrung nicht zu bemerken und hängte seinen Mantel in den Schrank, während er weitersprach.
„Ich war heute bei Dr. Erickson, du weißt, um ihn zu fragen, ob er jemanden kennt, bei dem du Gitarrenunterricht nehmen könntest. Leider gibt es im Ort niemanden, Calum war so freundlich sich anzubieten. Er spielt gut, aber das weißt du ja. Wenn du Lust hast, könnte er einmal in der Woche mit dir üben. Was meinst du?“
Jetzt schaute er mich an.
„Äh.“ Ich räusperte mich. Einen gescheiten Satz sollte ich rauskriegen.
„Gern“, ich zuckte mit den Schultern und vergrub meine Hände in den Hosentaschen. „Wir können es versuchen.“
Calum lächelte mir zu und mein Herz vollführte kleine Sprünge. Wie machte er das nur?
„Okay.“ Ethan schien nichts von meiner Nervosität zu spüren.
„Geht doch in dein Zimmer und schaut euch an, was du bisher gespielt hast.“
Damit drehte er sich um und ging in die Küche.
Verlegen standen Calum und ich uns gegenüber, das heißt ich war verlegen und er lächelte selbstsicher.
„Wollen wir?“, fragte er. „Falls du nicht möchtest, dass ich dir Unterricht gebe … ich kann wieder gehen.“ Er schwieg und wartete auf eine Antwort von mir und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
„Allerdings würde ich gern bleiben“, setzte er nach ein paar Sekunden hinzu.
Ich sah ihn an.
„Nein, geh nicht“, murmelte ich und ging voraus in mein Zimmer.
Neugierig musterte er jede Einzelheit.
Verlegen schwieg ich.
Dass mein Zimmer nicht sonderlich groß war, hatte mich bisher nicht gestört. Mit Calum schien es zu schrumpfen, seine Präsenz füllte das Zimmer komplett aus. Zum Glück war es einigermaßen aufgeräumt. Interessiert betrachtete Calum das Bild, das über meinem Bett hing.
„Es ist wirklich schön.“
„Ich weiß nicht, ob ich mich bei dir bedankt habe?“
Er schüttelte den Kopf.
„Ich hab das gern getan. Ich würde auch die anderen Bilder rahmen, wenn du magst. Sie liegen noch in der Werkstatt, du wolltest wiederkommen.“
Daran hatte er gedacht. Ich war nicht sicher gewesen, ob  sein Vorschlag ernst gemeint war. Am liebsten wäre ich am nächsten Tag wieder zum Pfarrhaus gegangen. In der Schule war er merkwürdig distanziert. Ab und zu ein Blick oder ein Lächeln - mehr nicht. Das verunsicherte mich, mehr als ich zugeben wollte.
„Ich kann noch mal vorbeikommen“, sagte ich zögernd.
„Gut, ich werde auf dich warten.“
Er packte seine Gitarre aus und forderte mich auf, ihm zu zeigen, was ich bisher gespielt hatte. Ich zeigte ihm meine Notenblätter.
„Ich würde gern einige der Songs versuchen, die du und Aidan am See gespielt habt“, sagte ich.
„Okay, kein Problem. Montags wäre gut.“
Montag - das war keine gute Wahl. Normalerweise tat ich montags vorsichtshalber gar nichts.
Ich hasste Montage, seit ich denken konnte. Wenn was Schlimmes in meinem Leben passiert war, dann garantiert an einem Montag. Meinen ersten Milchzahn hatte ich an einem Montag verloren und die Zahnfee hatte mich vergessen. Ich war sicher gewesen, an jedem anderen Wochentag wäre sie gekommen.

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