Mondspiel: Novelle (German Edition)
herauskommt. Wenn es klappt, entsteht hoffentlich ein Produkt, das wir einer Plattenfirma anbieten können. Das erfordert viel Zeit und Mühe unsererseits. Wir spielen nicht, wir arbeiten.«
Trevor nickte. »Das verstehen wir. Wir werden euch nicht im Weg sein.«
»Falls es euch interessiert, könnt ihr später zusehen, nachdem wir ein paar Unebenheiten geglättet haben. Ich gehe jetzt ins Studio, das heißt, falls ihr irgendetwas braucht, sagt es gleich.«
»Wir kommen bestimmt gut zurecht«, sagte Trevor. »Um vier oder fünf Uhr nachmittags aufzustehen und die ganze Nacht aufzubleiben ist schon für sich allein genommen eine neuartige Erfahrung!« Ein gewinnendes Lächeln ließ seine weißen Zähne aufblitzen und wies verheißungsvoll auf das Charisma seines Vaters hin. »Mach dir um uns keine Sorgen, Jess wird schon darauf achten, dass wir nichts anstellen.«
Dillons blaue Augen richteten sich auf Jessica und sogen ihren Anblick in sich ein. In ihrer Gegenwart fühlte er sich in seiner Küche zu Hause. Dieses Gefühl hatte er vergessen. Er hatte auch vergessen, wie es war, aufzuwachen und sich auf das Aufstehen zu freuen. Er hörte das Stimmengemurmel um sich herum, hörte Robert Berg und Don Ford auf dem Weg zur Küche im Flur lachen. Es war alles so vertraut und doch ganz anders.
»Das Haus ist ja ganz schön voll.« Robert Berg, der Keyboarder der Band, kam in die Küche und ging auf Brenda zu, um ihr einen Kuss auf den Nacken zu geben. Robert war klein und stämmig und hatte dunkles Haar, das sich bereits lichtete, und einen gepflegten kleinen Spitzbart. »Das können nicht die Zwillinge sein, die sind ja schon ganz erwachsen.«
Trevor nickte ernst. »Das kann bei Menschen vorkommen. Ein ungewöhnliches Phänomen. Die Zeit vergeht, und wir werden einfach älter. Ich bin Trevor.« Er hielt ihm die Hand hin.
»Der Klugschwätzer«, ergänzte Jessica und sah den Jungen finster an, als er Robert die Hand schüttelte. »Schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen.« Sie legte die Hände auf Taras Schultern. »Das ist Tara.«
Robert lächelte das Mädchen zur Begrüßung an, schnappte sich einen Teller und belud ihn mit Pfannkuchen. »Brian hat bisher das Kochen übernommen, Jessica, aber da du jetzt hier bist, kriegen wir vielleicht mal was anderes als Pfannkuchen.«
Trevor verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall, und Tara lachte laut los. Dillons Herz schnürte sich zusammen, als er beobachtete, wie Jessica behutsam an Taras Haaren zog und dann so tat, als wollte sie Trevor erwürgen. Die drei gingen so selbstverständlich miteinander um, und eine enge Kameradschaft verband sie miteinander, die er sich immer gewünscht, aber nie gefunden hatte. Er hatte sich so sehr nach einem Zuhause und nach einer Familie gesehnt, und als er genau das jetzt vor seinen Augen hatte und wusste, was wichtig war und worum es in Wirklichkeit ging, war es zu spät für ihn.
»Männer sind weltweit die Spitzenköche«, erwiderte Jessica hochmütig. »Weshalb sollte ich ihnen ihren Herrschaftsbereich streitig machen wollen?«
»Hört, hört«, applaudierte Brenda. »Das hat sie schön gesagt.«
»Du kommst mit, Brian.« Es war keine Frage, sondern ein Befehl, den Dillon erteilte. »Den Rest von Euch erwarte ich in zehn Minuten, und jemand muss Paul aus dem Bett holen.«
Nachdem Dillon gegangen war, herrschte einen Moment lang Stille. So war es schon immer gewesen. Die Leidenschaft und die Energie, die er verströmte, schienen eine Leere zu hinterlassen.
Don Ford kam in die Küche geeilt. Sein kurzes, braunes Haar mit den blonden Spitzen war gestylt, und er war nach der neuesten Mode gekleidet. »Ich musste erst mal eine rauchen. Im Haus duldet Dillon das Rauchen nicht. Mann, ist das heute Abend kalt draußen.« Er rieb sich die Hände, während er sich umsah und sein Blick auf die Zwillinge und auf Jessica fiel. Er setzte sich eine Brille mit kleinen Gläsern und einem schmalen Stahlgestell auf die Nase, um sie genauer anzusehen. »Ich fasse es nicht! Ihr wart nicht da, als ich ins Bett gegangen bin, oder ich trinke nie wieder einen Tropfen.«
»Wir haben uns hinter deinem Rücken ins Haus geschlichen«, gestand Jessica lächelnd. Sie ließ sich von ihm auf die Wange küssen und stellte ihm die Kinder vor.
»Bin ich als Letzter aufgestanden?«
»Das wird dann wohl Paul sein«, sagte Robert und schob Don die Sahne und den Zucker rüber.
Paul kam in die Küche geschlendert und beugte sich herunter, um Jessica
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