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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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Ich wachte auf, als die Dusche lief, meine Mutter schon in der Küche rumorte und es nach frischem Kaffee roch.
    Auch beim Frühstück herrschte dicke Luft. Vater, im Morgenmantel, ignorierte mich. Er vergrub sich hinter der Zeitung,
hörte gleichzeitig die Nachrichten. Im vergeblichen Versuch, ihn zu besänftigen, legte Mutter ihm alles bereit, das gebügelte Hemd, den Schlips, die frischen Socken. Ich kaute lustlos, stützte den Kopf in die Hand. Mit der anderen Hand zwirbelte ich an einer Haarsträhne herum. Mutter schaute abwechselnd auf Vater und mich, das schmollende Duo. Ihr Gesicht trug einen missbilligenden Ausdruck. Dann zog mein Vater sich an, stopfte seine Sachen in seine Aktentasche und verabschiedete sich von Mutter, nicht aber von mir. »Das hast du jetzt davon«, sagte Mutter kalt zu mir, als er weg war. Ich blieb ihr die Antwort schuldig. Sie stellte das Geschirr in die Spüle, hantierte schnell mit dem Staubsauger. Ich machte inzwischen mein Bett, brachte mein Zimmer in Ordnung. Dann packte Mutter ihre Sachen, fuhr mit dem Fahrrad zum Theater, wo sie sich hinter ihrer Näharbeit verkroch und den Alltag vergessen konnte. Danach wurde alles still im Haus. Ich holte den Zettel und lief zum Telefon. Es läutete nur zweimal, schon wurde abgenommen, schon hörte ich Peters Stimme.
    »Hast du die Nummer?«
    Ich gab sie ihm. Hoffentlich hatte ich sie nicht falsch aufgeschrieben; es war mitten in der Nacht gewesen, und ich war so aufgeregt.
    »Ich muss warten, bis meine Mutter geht«, sagte Peter leise. »Bist du zu Hause?«
    »Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
    »Gut!«
    Ein ferner Piepton, die Verbindung war abgebrochen.
    Mein nächster Weg war nach draußen. Ich rannte die Treppe hinunter, hob den Blumentopf hoch, unter dem ich die Nachricht für Giovanni versteckt hatte. Schrecken fuhr mir in die Glieder, als ich den Zettel an der gleichen Stelle fand. Warum war Giovanni nicht gekommen? Wo mochte er sein? Ich ging wieder, wobei ich trotz der Hitze am ganzen Körper schlotterte.

    Wie viele Jahre kann es dauern, bis man alle Konsequenzen einer Handlung begreift? Rückblickend glaube ich, dass es uns gar nicht vollumfänglich bewusst war, in welche Sache wir uns da einließen. Fra Beato würde es nicht im Traum einfallen, da mitzuspielen. Er würde Moral predigen. Wir konnten nur hoffen, dass er die Eltern aus dem Spiel ließ, sonst waren die Folgen nicht auszudenken. Ich kaute heftig an meinen Nägeln, da schrillte das Telefon. Peter? Vor lauter Aufregung glitt ich auf den Fliesen aus, schlug mit der Hüfte schmerzhaft gegen einen Stuhl, ließ das Telefon beinahe fallen. Ja, es war Peter.
    »Hast du mit ihm reden können?«, keuchte ich.
    »Ja, ja, er selbst war am Telefon.« Peter atmete laut. »Er erwartet uns um drei. Er holt uns ab, wie das letzte Mal.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nicht … nicht jetzt!« Peter war ebenso aufgewühlt wie ich. »Meine Mutter kommt gleich. Um zwei an der Haltestelle, ja?«
    Ich sah auf die Uhr. Halb eins. Es hing von Vater ab, ob Mutter mittags nach Hause kam oder nicht. Heute würde Mutter im Theater arbeiten, sie hatte für mich gekocht und das Essen in den Kühlschrank gestellt, sodass ich es nur warm zu machen brauchte. Ich stopfte den Eintopf in mich hinein, verspürte keinen Hunger, keinen Durst. Was wir vorhatten, würden uns die Eltern nie verzeihen, so viel war klar. Und plötzlich – vielleicht, weil die Würfel gefallen waren – geriet ich in einen sonderbaren Zustand hinein. Was um mich herum war, schien mir keinen hohen Grad an Wirklichkeit mehr zu haben. Eine seltsame Leichtigkeit war in meinem Kopf, ich sah alle Dinge in seltsamem, fernem Licht. Ich verstand den Sinn: Diese Sache ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Ich spürte eine große Kraft in mir, eine Art Triumph. Warum nur?, fragte ich mich. Die stundenlange Quälerei, die ganze Panik! Und jetzt – plötzlich – nur noch diese helle, wilde Begeisterung. Genau wie damals, kam mir in den Sinn, als ich für Giovanni durch die Brennnesseln rannte. Für diese Sache,
die jetzt kam, musste ich stolz und mutig sein. Zum Schämen würde ich noch Zeit haben.
    Die Haltestelle war, wie stets, voller Menschen. Busse hielten, fuhren ab, Motoren knatterten, Abgase machten die Luft stickig. Und daneben die Marktstände, wo man Mineralwasser, Limonade, Eisbecher, warmen Kaffee in Dosen und klebrige Kuchen kaufen konnte. Endlich sah ich Peter; er kam atemlos und mit geröteten Wangen. Er wollte zum

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