Money, Honey
seiner Quellen befand Villanueva sich gerade auf dem Weg in die Schweiz. Patrick schlug mit der Hand einmal aufs Wagendach. »Okay, dann brechen wir jetzt auf.«
Er ging zurück zu seinem Sportwagen und winkte Mara kurz zu. Sie stand zusammen mit ihrem Mann und Evie oben auf dem Balkon, schaute mit finsterem Blick zu ihm hinunter und winkte nicht zurück. »
Patrick fuhr auf die Autobahn, die hässliche, beigefarbene Limousine der Polizisten folgte ihm. Auf dem Beifahrersitz begann plötzlich das Handy zu klingeln. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht. Er runzelte die Stirn. Okay, weder Mara noch Liz.
Scheiß drauf, ein bisschen Ablenkung war jetzt genau richtig. Also ging er ran.
»O’Connor.«
»Patrick?« Liz’ Stimme zitterte.
»Liz? Haben sich deine beiden Wachhunde etwa schon bei dir gemeldet?«
»Ich brauche dich, Patrick.« Sie klang gezwungen, als würde sie die Wörter nur widerwillig aussprechen. »Ich bin bei Villanueva. Er sagt, der Moment der Abrechnung ist da.« »Geht es dir gut?« Patrick umklammerte verzweifelt das Handy, und sein Herz hämmerte in der Brust.
»Hallo, Patrick«, hörte er dann Villanueva.
»Was willst du?« Sag mir nur, wo du bist, dachte Patrick, mehr muss ich nicht wissen. Er war kein gewalttätiger Mensch, aber wenn der Kerl Liz auch nur ein Haar gekrümmt hatte, würde er ihn kennenlernen. Was dabei von Villanueva übrig blieb, konnte das FBI hinter Gitter bringen.
»Nicht mehr als das, was du mir schuldest«, erklärte Villanueva freundlich.
»Was ich dir schulde, liegt auf einem Konto einer Schweizer Bank«, entgegnete Patrick.
»Das glaubst du. Ich will aber etwas anderes«, korrigierte Villanueva ihn.
»Und was wäre das?«
»Eine neue Identität.«
Patrick runzelte die Stirn. »Dafür brauche ich Zeit. Wer willst du denn werden?«
»Du bist doch Schriftsteller«, erwiderte Villanueva. »Denk dir was Schönes für mich aus. Und dann besorgst du mir das volle Programm - Pass, Führerschein, Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer - und dazu zweieinhalb Millionen in bar. Bis morgen Mittag.«
»Wo?«
»Wir treffen uns in Oz’ kleinem Kellerbüro im Klub. Wenn du rechtzeitig auftauchst und alles mitbringst, darf Agent Brynn weiterleben.«
Patrick schloss die Augen. »Und falls nicht?«
»Gut, es wäre durchaus eine gewisse Form von Gerechtigkeit, sie umzubringen.«
Patrick biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte. »Gib mir noch mal Liz«, verlangte er dann. »Ich reiß mir für deine neuen Papiere nicht ein Bein aus, bevor ich nicht sicher bin, dass sie heil und in einem Stück ist.« »Selbstverständlich.«
Gleich darauf war wieder Liz am Telefon. »Patrick?« »Liz, oh Gott, Liz, ist alles in Ordnung? Ist dir etwas passiert?«
»Nein, aber ich habe dir neulich Nacht unrecht getan. Er hat wirklich Stahlfäuste.«
»Morgen Mittag komme ich und hole dich«, versprach Patrick. »Bis dahin bist du kooperativ und machst alles, damit dir nichts geschieht, okay?«
»Du auch«, flüsterte sie. Im Hintergrund war Villanueva zu hören, der sie anwies, jetzt aufzulegen. »Ich muss Schluss machen.«
»Liz...«
»Keine Angst, Patrick, er wird mir nichts tun«, sagte sie. Damit wartet er, bis du dabei Zusehen musst. Der Satz blieb unausgesprochen, doch sie wussten alle beide, dass es so war.
»Patrick? Bist du noch dran?«
»Ja.«
»Ich liebe dich, Patrick.«
Die Verbindung wurde unterbrochen, und er konnte nicht einmal mehr antworten.
»Oh Gott, Liz, ich liebe dich auch!«
Und das war die reine Wahrheit. Eigentlich verrückt: Er hatte sie immer geliebt, allerdings es nie gewagt, auch umgekehrt um ihre Liebe zu bitten. Ein Opfer, das er seinem Verständnis von der ausgleichenden Gerechtigkeit des Universums gebracht hatte. Die Welt funktionierte nur, wenn Weiß und Schwarz, Gut und Böse sich gegenseitig ausglichen. Das war das Gesetz des Kosmos. Und er gehörte nun mal nicht zu den guten Jungs. Genau deshalb hatte er auch kein Recht, eine so tolle Frau zu fragen, ob sie ihr Leben mit ihm verbringen wollte.
Andererseits war er sich langsam nicht mehr so sicher, was dieses beschissene Gesetz des Kosmos anging. Insbesondere seitdem er wusste, was mit Liz passiert war, als sie ein unschuldiges, hilfloses Mädchen gewesen war. Ihre Kindheit hätte bei vielen Menschen gereicht, um sie für den Rest ihres Lebens zu traumatisieren. Aber sie war daran nicht zerbrochen. Oh nein, nicht Liz! Sie hatte daraus eine Lebensaufgabe gemacht und versuchte
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