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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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eigentlich ganz gut. Wir haben ja dasselbe Schicksal – wir wurden beide ziemlich früh Witwe. Wir haben jede eine Tochter in der Schule, sogar in derselben Klasse. Wie gesagt, wir haben es recht gemütlich gehabt. Ich mag Frau Brander gern. Kennst du sie eigentlich, Moni?“
    „Nein“, sagte ich. „Ich habe sie nur mal ganz kurz getroffen.“
    „Du kannst dir nicht denken, was für ein entzückender Mensch sie ist“, sagte Mutti. „Es tut mir so leid, daß sie kränklich ist. Sie sieht sehr blaß und abgespannt aus. Nun ja, es ist auch nicht leicht, sie hat ja nur ihre Rente und das bißchen, was ihre Strickarbeit einbringt, und sie hat sich nun in den Kopf gesetzt, daß die Tochter das Abitur machen soll. Ihr Mann hat es so innig gewünscht, und Jutta möchte es auch selbst sehr gern. Gott sei Dank hat der Sohn jetzt eine Anstellung. Für den braucht sie nicht mehr zu sorgen. Sie ist eine tapfere kleine Frau. Ich bin froh, daß ich sie ein bißchen näher kennengelernt habe. Werdemal sehen, ob ich ihr nicht manchmal Arbeit verschaffen kann. Meine Kolleginnen haben bestimmt ab und zu etwas, das gestrickt werden muß. Und du, Moni, du könntest doch Jutta mal zu uns einladen. Ich habe den Eindruck, daß sie nicht viele Freundinnen hat.“
    „Das hat sie auch nicht“, stimmte ich zu. „Ich werde mal sehen, Mutti, wie es sich entwickelt mit Jutta und mir. Es ist ein bißchen schwer, mit ihr Kontakt zu kriegen. Ich staune nur darüber, daß sie von mir nett gesprochen hat.“
    „Ja, das hat sie so unbedingt“, sagte Mutti. „Bist du denn nicht froh darüber?“
    „Doch“, sagte ich. „Natürlich bin ich das, ich bin nur so – ja, so erstaunt.“
    Ein paar Tage später bat Mutti mich, ich möchte doch nachmittags bei Frau Brander vorbeigehen und den fertigen Pullover abholen. Der Preis war schon vorher vereinbart. Als ich hinkam, stand Walter vor dem Haus und putzte sein Moped. Er guckte mich an, sagte nicht Guten Tag, sondern warf mir einen bösen Blick zu und knurrte nur:
    „Ach so, du bist es. Nun kommst du wohl, um bei meiner Mutter zu petzen, was? Ja, so was sieht euch Mädchen ähnlich.“
    „Wieso komme ich, um zu petzen? Ich werde gar nichts petzen. Ich möchte bei deiner Mutter einen Pullover abholen, den sie für meine Mutter gestrickt hat. Laß mich bitte vorbei!“
    „Bestimmt, daß du nichts anderes vorhast?“
    „Natürlich nicht, ganz bestimmt. Wieso bin ich dir denn eine Rechenschaft darüber schuldig, was ich mit deiner Mutter zu besprechen habe? Das geht dich doch nichts an.“
    „Doch, es geht mich an, falls du petzen willst.“
    „Ich sage dir doch, ich will nicht petzen. Warum sollte ich deiner armen Mutter weh tun? Sie hat es bestimmt mit dir schwer genug. Ich will keinen Stein zu der Bürde legen.
    Wenn du für einen Groschen Anständigkeitsgefühl gehabt hättest, dann hättest du dich angeboten, mir die chemische Reinigung zu zahlen oder dich wenigstens entschuldigt. Aber das erwarte ich gar nicht von dir, dazu kenne ich dich zu gut. So, nun läßt du mich aber vorbei!“
    Er trat einen Schritt zur Seite, und ich klingelte bei Frau Brander.
    Mutti hatte recht. Frau Brander war wirklich reizend. Sie hatte ein hübsches Lächeln in einem blassen, müden Gesicht.
    „Ach, Sie sind es, Fräulein Hasseldorf. Kommen Sie bitte näher. Nur einen Augenblick, ich werde schnell den Pullover einpacken.“
    „Aber Frau Brander, seit wann siezen Sie mich? So alt bin ich nun auch nicht geworden.“
    „Na, wie du willst, Moni. Komm mal bitte rein. Hier ist die restliche Wolle und sag bitte deiner Mutter, falls die Ärmel ein bißchen zu eng geworden sind, soll sie es ruhig sagen. Es ist keine große Kunst, sie aufzutrennen und neue zu stricken.“
    „Finden Sie? Wenn ich etwas hasse, dann ist es das Auftrennen.“
    „Ist nicht schlimm, wenn man eine Strickmaschine hat“, sagte Frau Brander. „Da geht es immer schnell, weißt du.“
    „Ich begreife bloß nicht, wie so ein Apparat funktioniert“, sagte ich. „Ich habe nie einen gesehen.“
    „Dann komm mal her, das zeige ich dir gern, wenn esdich interessiert.“
    Ich ging hinein in das kleine bescheidene Wohnzimmer. Vor dem Fenster stand der Strickapparat auf einem großen Tisch. Mit flinken, geschickten Fingern zeigte mir Frau Brander, wie das alles funktionierte. Sie hatte gerade eine angefangene Arbeit in dem Apparat, eine sehr hübsche, zartgelbe Farbe. Ich sagte ihr, wie sehr mir die Farbe gefiele.
    „Ja? Das freut mich“,

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