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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sagte Frau Brander. „Das ist ein neuer Pullover für Jutta. Die Farbe wird ihr stehen. Glaubst du nicht?“
    „Bestimmt, glänzend“, pflichtete ich ihr bei. „Ist Jutta nicht zu Hause?“
    „Nein, sie ist gerade in die Stadtbücherei gegangen. Sie ist ja so eine Leseratte, und sie behält auch alles, was sie liest. Ich nenne sie immer mein lebendiges Konversationslexikon.“
    „Sie kommt auch in der Schule sehr gut mit!“ sagte ich. Da strahlte Frau Brander.
    „Ja, Gott sei Dank, das tut sie! Ich habe eigentlich trotz allem so viel Freude, Moni. Mein Sohn hat seine gute Anstellung, und wenn es bei Jutta so bleibt wie bis jetzt, dann wird sie auch beim Abitur ordentlich abschneiden. Es war ja nicht immer leicht, wie du dir denken kannst. Ich wurde früh Witwe – und für die Kinder war es schwer, ohne Vater aufzuwachsen.“
    „Ich weiß, Frau Brander, ich habe es ja selber erfahren“, sagte ich. „Ich kann es nur zu gut verstehen.“
    „Nun ja“, sagte Frau Brander. „Für dich ist es wohl trotzdem leichter gewesen, Moni, deine Mutter hat eine feste gute Anstellung. Aber sag, bleibst du vielleicht ein bißchen? Jutta kommt wohl bald. Würdest du auf sie warten?“
    „Ich täte es gern“, sagte ich. „Aber leider… ich kann nicht. Ich habe etwas vor, etwas Eiliges!“
    „Doch ich darf Jutta wohl von dir grüßen?“
    „Oh, ich bitte Sie darum, Frau Brander! Tausend Dank, der Pullover sieht entzückend aus. Der wird Mutti stehen! Und hier ist das Geld, bitte schön. Mutti hatte es ja mit Ihnen so verabredet.“
    Frau Brander nahm das Kuvert und bedankte sich. Sie brachte mich zur Tür. Da drüben stand Walter noch bei seinem verflixten blauen Moped.
    „Walter, hast du eigentlich Monika Hasseldorf begrüßt?“ fragte die Mutter. Walter murmelte nur etwas. Frau Brander schüttelte den Kopf.
    „Ach, wenn der bei seinem geliebten Moped ist, ist er nicht ansprechbar“, lachte sie. „Dem gehört seine ganze Liebe. Also auf Wiedersehen und grüß deine Mutter, Monika!“
    Ich radelte nach Hause – tief in Gedanken versunken. Wie komisch war das alles. Ahnte Frau Brander denn nicht, was für einen schlechten Ruf ihr Sohn hatte? War er vielleicht immer lieb und gut zu der Mutter und nur außerhalb des Hauses so frech und vorlaut?
    Und Jutta? Sie war gar nicht immer ausgesprochen nett in der Schule. Aber wie leuchteten Frau Branders Augen, als sie von ihren beiden Kindern sprach, und wie war ihre Stimme voll Mutterstolz gewesen! Ich begriff es nicht.
    Schließlich schüttelte ich diese Gedanken ab und dachte an die Arbeit, die mich zu Hause erwartete. Es stimmte, was ich Frau Brander gesagt hatte: Ich hatte diesen Nachmittag wirklich viel zu tun. Ich mußte mich um meine ganze Garderobe kümmern. Ich wollte ja nicht mehr gleich zur Schneiderin gehen, wenn Kleinigkeiten in Ordnung zu bringen waren. Jetzt machte ich es selbst und sparte das schöne Geld. Und für heute nachmittag wollte Mutti mir helfen, zwei Röcke zu kürzen.
    Als ich nach Hause kam, blieb ich im Flur stehen. Ich hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Hatte Mutti Besuch?
    Ich machte die Tür auf. „Nein, was sehe ich! Marc, du bist es, wie nett! Bist du schon lange hier?“
    Marc war aufgestanden, als ich reinkam. Er reichte mir die Hand.
    „Oh, ein halbes Stündchen sitze ich schon hier und trinke Kaffee mit deiner Mutter. Ich bin eben auf einen Sprung herübergeradelt, während Opa sein Mittagsschläfchen hält. Ich bringe dir Arbeit, Moni!“ Ich horchte auf. „Arbeit, was denn? Ist es vielleicht diese Abschreibarbeit, von der du neulich sprachst?“
    Mutti goß mir eine Tasse Kaffee ein, und Marc reichte mir einen Bogen quer über den Tisch. „Versuch mal, ob du mir dies vorlesen kannst, Moni!“ Ich guckte mir das Geschriebene an. Es war klein, sehr undeutlich und mit Bleistift geschrieben, mit furchtbar vielen Durchstreichungen und ebensovielen Einfügungen zwischen den Zeilen. „Ach, du grüne Neune!“ rief ich.
    „Ja, es ist gar nicht leicht zu entziffern, aber versuch’s mal. Wenn du es schaffst, dann erkläre ich dir nachher, wieso und warum.“ Ich fing an zu lesen.
    „Meine erste Begegnung mit Heinrich Zille!“ Ich guckte auf: „Was… wie… Heinrich Zille… mit dem berühmten?“
    „Eben – mit dem berühmten. Nun lies mal weiter!“ Ich las, und es ergab sich ziemlich schnell: Es war von einer Frau geschrieben, und schon die ersten Zeilen waren fesselnd und spannend. Es machte mich direkt kribbelig, daß ich

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