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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mit vielen, vielen Falten leuchteten mir ein Paar wache blaue Augen entgegen.
    „So sieht also die kleine Moni Hasseldorf aus!“ sagte Opa. „Wie nett, daß Sie vorbeigekommen sind. Schon lange war es mein Wunsch, Sie mal kennenzulernen.“
    „Ich wollte Sie auch gern kennenlernen, Herr Becker“, sagte ich. „Wie geht es Ihnen?“
    „Vielen Dank. Man wird ja nicht jünger mit den Jahren. Aber ich habe ja seit einiger Zeit eine vorzügliche Pflege.“ Seine hellen Augen waren liebevoll auf Marc gerichtet. Den Ausdruck seines Gesichtes werde ich nie vergessen. Die Augen leuchteten förmlich – die alten, blauen, weisen, erfahrenen Augen.
    „Hoffentlich hast du den Kaffee anständig aufgebrüht, Marc?“ lächelte er. „Mir gibst du lieber einen Schuß heißes Wasser hinein. Nanu, was ist das denn?“
    Marc hatte Muttis Kuchendose auf den Tisch gestellt.
    „Geschenk von Frau Hasseldorf, Opa. Wir haben vielleicht Glück, wir beide.“
    „Das kann man wohl sagen.“ Opa nahm ein Vanille-Plätzchen. „Es ist furchtbar nett von Ihrer Mutter, Fräulein Moni. Ja, Marc hat mir schon öfters von Ihnen und Ihrer Mutter erzählt.“
    Wir tranken unseren Kaffee, und ich sah immer wieder Marcs Opa an. Was hatte er doch für einen guten, lieben Ausdruck in seinem mageren alten Gesicht! Aber er sah krank aus. Seine Hautfarbe war ein wenig gelblich.
    „Marc“, sagte er, als er seinen Kaffee getrunken hatte, „ich habe eine Sünde zu beichten.“
    „Aber Opa!“
    „Ja, weißt du, dein alter ungeschickter Opa hat die Medizinflasche zerdeppert.“
    „Opa, wann? Eben?“
    „Vorhin. Du weißt, ich kann nicht…“
    „Natürlich weiß ich. Ich lauf sofort zur Apotheke. Moni, ich weiß nicht, ob du…?“
    „Selbstverständlich warte ich, bis du zurück bist. Du kannst ganz beruhigt sein.“
    „Das ist aber lieb von Ihnen“, sagte der Großvater und gab Marc das Rezept, das er aus der Tasche gezogen hatte.
    „Hier, Marc, du weißt, ich kriege noch zweimal auf dieses Rezept.“
    „Ich mache schnell“, sagte Marc. „Ich brauche nicht lange.“
    „Eilt nicht – eilt nicht, junger Mann. Ich habe doch die beste Gesellschaft. Gönne es deinem alten Opa, sich mit einer jungen Dame zu unterhalten. Das kommt, weiß Gott, nicht jeden Tag vor.“
    Marc lächelte und verschwand. Der Opa lauschte. Als die Tür hinter Marc zuknallte, wandte er sich mir zu. Nun war sein Ausdruck anders – irgendwie eifrig gespannt.
    „Fräulein Moni“, sagte er. „Nun passen Sie mal auf. Ich muß Ihnen was erzählen. Ich muß es schnell tun. Marc braucht wahrscheinlich nur höchstens zwanzig Minuten, und ich muß etwas mit Ihnen besprechen. Als Marc mir vorhin sagte, Sie wären hier, habe ich absichtlich meine Medizinflasche kaputtgemacht, um Marc für einige Minuten loszuwerden; denn ich muß mit Ihnen allein sprechen. Ich muß mich auch darauf verlassen, daß Sie mich verstehen werden, und ich glaube, Sie werden es.
    Sehen Sie, Moni, ich habe mir so viele Sorgen um Marc gemacht. Er weiß vielleicht nicht, daß ich sehr krank bin. Ich habe es ihm nicht sagen wollen. Ich weiß sehr gut, daß ich nicht allzulange bei ihm bleiben werde – leider.
    Wissen Sie, als Marc zu mir kam, da merkte man es ihm an, daß er es schwer gehabt hatte, und vor allem, man merkte ihm an, daß er viele Jahre nur mit alten Menschen zusammen gewesen war. Er wohnte ja bei diesem alten Herrn, dem Major Krüger – gesegnet sei er für alles, was er für meinen Jungen getan hat, aber in seinem Haus traf Marc nur alte Menschen, unter anderem diese Frau Peters. Sie muß eine entzückende alte Dame sein, aber – nun ja, eben alt!“
    „Herr Becker“, wagte ich zu unterbrechen. „Marc besuchte doch das Gymnasium, dort hatte er doch bestimmt Freunde!“
    Opa Becker schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß nicht, Moni. Er fühlte sich bestimmt als Außenseiter unter den Klassenkameraden, die Eltern und Geschwister hatten, und ein normales Leben führten. Marc hat mir nicht allzu viel davon erzählt, aber ich glaube kaum, daß er richtige Freundschaften geschlossen hat. Er hat sich wohl davor gescheut, den Major zu fragen, ob er jemand mit nach Hause nehmen dürfe. Er hat sich gescheut, bei Klassenkameraden eine Gastfreundschaft zu genießen, für die er sich nicht revanchieren konnte. Als Kind war er mit anderen Kindern zusammen, das stimmt schon. Aber ich spreche von diesen so wichtigen Jahren, seit er sechzehn war. Als ich ihn kennenlernte, hatte er nichts von dem

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