Monk - 03
Batik-T-Shirts und Deadhead -Souvenirs für die Verwandten in Wichita anbieten. Das Einzige, was der Straße wirklich etwas Besonderes verleiht, sind die Tattoo-Studios, die Bondage-Shops und die Geschäfte, die Lack- und Lederfetischisten zu ihren Kunden zählen. Aber mal ehrlich, selbst Perverses ist doch längst Mainstream geworden.
Dennoch kann man sich einreden, dass man in den Summer of Love von 1967 zurückgereist ist, solange man nicht in eine der Seitenstraßen geht. Dort belaufen sich die Kaufpreise der restaurierten Häuser im viktorianischen und edwardianischen Stil nämlich auf einige Millionen Dollar, und die Parkplätze sind fast nur von Range Rovers und BMWs belegt. Die neuen Blumenkinder holen sich ihre freie Liebe per Download aus dem Internet und gehen auf einen psychedelischen Trip, wenn sie etwas auf eBay ersteigern.
Allegra Doucet lebte in einer Seitenstraße, die man noch nicht vollständig saniert hatte. Ein paar der Häuser sahen immer noch so aus, als hätte man sie nicht mehr gestrichen, seit sich Jefferson Airplane in Jefferson Starship umbenannten. Doucets viktorianisches Haus zählte allerdings nicht dazu, da es vor nicht allzu langer Zeit weiß gestrichen worden war. Vor den großen Fenstern standen Blumenkästen auf der Fensterbank, in denen Rosen blühten. Ein Schild ließ in eleganter Kalligrafie jeden Interessierten wissen: Allegra Doucet – Astrologin und Seherin. Termin nur nach Vereinbarung.
Als wir vorfuhren, war die Straße vor ihrem Haus mit Polizeiautos zugeparkt, die Wagen der Gerichtsmedizin und der Spurensicherung standen ebenfalls dort. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, einen Parkplatz zu suchen. Monk war jetzt der Captain, also konnte ich meinen Wagen auch mitten auf der Straße stehen lassen. Den Schlüssel für meinen Jeep gab ich einem Officer in Uniform und sagte ihm, er solle dafür sorgen, dass der Wagen des Captains unversehrt blieb.
Monk stieg schnell aus, während ich mit dem Officer redete. Seit dem Gespräch über Brüste auf dem Polizeirevier hatte Monk mich nicht mehr angesehen. Ich glaube, ihm war es lieber, mich als eine Art geschlechtsloses Wesen zu betrachten.
Vor Doucets Haus kam ihm eine attraktive Asiatin Anfang dreißig entgegen. Sie hatte scharf geschnittene Gesichtszüge und einen so stechenden Blick, dass es beunruhigend wirkte. Sie war vollständig in Schwarz gekleidet, hatte die SFPD-Dienstmarke um den Hals hängen und trug eine Kappe aus Alufolie auf dem Kopf, an der sie mit Klebeband ein kleines Transistorradio festgemacht hatte. Aus dem Lautsprecher war leises, statisches Knistern zu hören, das die Lokalnachrichten ein wenig überlagerte. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass sie das Radio an ihrem Kopf trug, um über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu sein.
Neben ihr stand ein Mann mit Brille, der völlig auf das konzentriert war, was er in seinen PDA tippte. Er sah aus, als wäre er aus dem Bett gefallen und auf der Kleidung vom Vortag gelandet, um sich nach kurzem Überlegen zu sagen: Ach, was soll's, einen weiteren Tag kann ich das noch anziehen. Er trug ein aufgeknöpftes, zerknittertes, blaues Hemd über einem roten T-Shirt und einer ebenso zerknitterten Hose. Dieser Mann hatte etwas unbestreitbar Gebildetes an sich, auch wenn mir nicht klar war, ob es an der Brille, seiner schlampigen Kleidung oder an dem Gefühl von Gewissenhaftigkeit lag, das er ausstrahlte.
»Wer sind Sie?«, fragte die Frau Monk so leise, dass sie kaum zu verstehen war.
Monk legte den Kopf schräg und betrachtete sie wie ein neugieriger Wissenschaftler.
»Ich bin Adrian Monk«, sagte er.
»Beweisen Sie's.«
Er zog die Dienstmarke aus der Tasche und hielt sie stolz mir, der Frau und schließlich dem Mann neben ihr hin.
»So eine Dienstmarke bekommen Sie am Union Square nachgeworfen«, erklärte die Frau. »Wenn Sie der sind, für den Sie sich ausgeben, werden Sie nichts dagegen einzuwenden haben, wenn ich eine Probe Ihrer DNS entnehme, um das bestätigen zu lassen.«
Sie griff in die Innentasche ihrer Lederjacke und zog ein Wattestäbchen in steriler Verpackung heraus. Ihre plötzliche Bewegung ließ den Typen an ihrer Seite noch hektischer auf sein PDA eintippen.
»Sie müssen Detective Cindy Chow sein«, sagte ich.
Argwöhnisch sah sie mich an. »Für wen arbeiten Sie?«
Ich deutete auf Monk. »Für ihn. Ihren Boss. Den Chef des Morddezernats.«
»Sie ist meine Assistentin, Natalie Teeger«, ergänzte Monk.
»Für wen
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