Monk - 03
zerrte sie dann förmlich aus dem Haus.
Nachdem ich sie an der Schule abgesetzt hatte, holte ich Monk ab, und wir fuhren zum Büro. Um neun Uhr kamen wir an, doch Frank Porter saß bereits an seinem Schreibtisch. Zumindest trug er frische Kleidung.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange Porter schon im Büro war, auf jeden Fall hatte er es geschafft, alle wichtigen Informationen über die vier ungeklärten Morde an der Tafel zusammenzutragen, die bis dahin vom Fall des Golden-Gate-Würgers in Beschlag genommen worden war.
Allegra Doucet, John Yamada, Diane Truby und Scott Eggers. Jeder hatte eine eigene Spalte mit Angaben zur Person, dazu gab es jeweils ein Farbfoto, das sie vor ihrem blutigen Ende zeigte.
Angesichts der Probleme, die Porter mit allen möglichen Details hatte, war ich mir nicht sicher, inwieweit sich Monk auf diese Angaben verlassen konnte, doch ich behielt meine Bedenken für mich.
Sparrow saß an einem Schreibtisch, den Kopf auf die Tischplatte gelegt, und schlief tief und fest. Ihr Mund stand offen, und Speichel tropfte auf die Unterlage. Es war kein schöner Anblick, weshalb Monk eine Serviette aus der Tasche zog und über ihren Kopf ausbreitete.
Wenn ich nicht bald eine hohe Dosis Koffein und Zucker bekam, würde ich noch so enden wie Sparrow. Also ließ ich Monk vor der Tafel stehen und verließ das Revier, um gegenüber bei Winchell's Kaffee und Donuts zu holen. Wenn ich noch eine Woche lang Polizistennahrung bekam, konnte ich meinen Hintern vermutlich als Ablage benutzen.
Mit meinem Kaffee und einem Dutzend Donuts kehrte ich ins Büro zurück. Natürlich brachte ich keine Donut Holes mit, und ich aß auch den als Beigabe eingepackten dreizehnten Donut auf, damit Monk keinen Grund zum Ausflippen hatte.
Monk hatte sich auf einen Stuhl vor die Tafel gesetzt und betrachtete sie so gebannt, als hätte er seine Lieblingsserie im Fernsehen eingeschaltet. ( Serie ist etwas übertrieben, denn wenn er etwas wirklich gern sieht, dann dieses Infomercial für den Wonder Wiper , ein Gerät, mit dem man Böden, Decken, Fenster und Schränke und sogar das Auto reinigen kann. Monk bekommt nie genug von dieser geschwätzigen, unsicheren Moderatorin, die das Produkt dem staunenden, weil dafür bezahlten Studiopublikum vorführt. Monk besitzt selbst vier Wonder Wiper, und mir hat er zwei Stück zu Weihnachten geschenkt.) Porter saß neben ihm, schlief fest und schnarchte laut.
Während meiner kurzen Abwesenheit waren Cindy Chow und Mad Jack Wyatt mit ihren Assistenten Jasper und Arnie eingetroffen. Chow ging im Raum hin und her und fuchtelte mit einem elektronischen Gerät umher, mit dem sie zweifellos nach Wanzen suchte. Wyatt saß an seinem Schreibtisch und hatte seine Waffe zerlegt, damit er sie mit kleinen Bürsten und Lappen reinigen und danach ölen konnte.
Sparrow unterhielt sich mit Jasper an der Kaffeemaschine. Sie stand zu ihm vorgebeugt da, und die beiden lächelten sich an und sahen sich eindeutig zu lange in die Augen. Zwar kochte der Kaffee noch nicht, dafür ging es zwischen den beiden ziemlich heiß her. Aber nach Sparrows Bemerkung über süße Hintern war das wohl auch kein Wunder mehr. Arnie kümmerte sich um den Kaffee und schien von dem Paarungsritual nichts zu merken, das sich gleich neben ihm abspielte.
»Für den Fetischisten verkörpert der Schuh verschiedene Teile der weiblichen Anatomie«, sagte Jasper zu Sparrow. »Aber im Fall von Charlie Herrin war es wohl mehr der Geruch der Schuhe, weniger das, was sie verkörpern. Seine Opfer waren alles Joggerinnen, die er überfiel, nachdem sie bereits eine Weile gelaufen und verschwitzt waren. Er war ein Pheromon -Junkie, und er litt an gewalttätiger Kleptophilie, dem Bedürfnis, Fetisch-Objekte zu stehlen, um Lust zu empfinden.«
»Also in etwa so, als würdest du meinen BH stehlen«, sagte Sparrow mit gespielter Schüchternheit.
»Ich würde sagen, da ist mir jemand zuvorgekommen«, erwiderte er.
»Oh nein!«, rief sie. »Soll ich den Diebstahl melden?«
Jasper grinste. »Das hat noch Zeit.«
Igitt. Psychogeschwätz als Anmache. Vielleicht konnte er ja da eine These finden.
»Die Morde haben mehr mit Herrins Hass auf Frauen und zugleich Angst vor ihnen zu tun als mit irgendetwas anderem«, tat Arnie ungebeten seine Meinung kund. »Er kann keine Beziehung zu Frauen entwickeln, daher tötet er sie und ersetzt sie durch ein ungefährliches Objekt, das Weiblichkeit repräsentiert: ihre Schuhe. Aber warum nur der linke Schuh, nicht
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