Monk - 03
Leben bereits genug geopfert«, widersprach ich. »Er hat nur noch seine Träume. Wenn er die auch noch aufgeben soll, was bleibt ihm dann?«
»Das Leben ist nicht immer gerecht«, sagte er.
»Stimmt«, konterte ich. »Und diesmal dürfen Sie derjenige sein, der sich über das ungerechte Leben beklagt, nicht Mr Monk. Lassen Sie ihn in Ruhe.«
Stottlemeyer sah mich ungläubig an, schließlich nickte er langsam. »Ich habe mich geirrt, Natalie. Sie passen sehr wohl auf ihn auf.«
Ich fuhr los und überließ ihm das letzte Wort, zumal ich ja auch als Siegerin dastand. Allerdings hieß das nicht, dass zwischen uns wieder Harmonie herrschte. Ich war immer noch sauer auf ihn.
Wie konnte er es wagen, mit diesem Mist von der Ungerechtigkeit des Lebens anzufangen? Vor allem, wenn es Monk oder mich betraf? Er hatte da einen sehr empfindlichen Nerv getroffen.
Mir war klar, dass Stottlemeyer eine schwere Zeit durchmachte und er sich selbst bemitleidete. Aber mit dieser Bemerkung war er eindeutig zu weit gegangen. In letzter Zeit wollte einfach jeder etwas von Monk, ohne sich darum zu kümmern, ob ihm das guttat oder nicht.
Von mir aus konnten die mich alle mal kreuzweise. Es wurde Zeit, dass sich jemand für Monks Interessen einsetzte. Natürlich war ich dieser Jemand.
Ich war wütend, hungrig und müde, sodass ich nicht den Streifenwagen bemerkte, der hinter mir war. Erst als die Sirene ertönte, wurde ich auf ihn aufmerksam.
Fluchend lenkte ich den Wagen an den Straßenrand und hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Ich hatte von diesen Kleinkindern in Uniform wirklich die Nase voll. Eine Polizistin kam nach vorn und stellte sich neben meinen Wagen. Sie sah aus, als würde sie in ihrer Freizeit mit Alligatoren kämpfen und sie anschließend roh verspeisen.
Trotzdem konnte sie mich nicht einschüchtern.
Okay, es gelang ihr zwar doch, aber ich würde es mir nicht anmerken lassen. Ich kurbelte das Seitenfenster hinunter und sah sie an. Ihr Namensschild identifizierte sie als Officer Paola Gomez .
»Wissen Sie, warum ich Sie angehalten habe?«, fragte sie.
»Um mir das Leben schwer zu machen, weil Adrian Monk sich entschieden hat, vorübergehend den Posten als Captain des Morddezernats zu übernehmen. Ehrlich gesagt, ich will davon nichts mehr hören. Geben Sie mir einen Strafzettel, lassen Sie meinen Wagen abschleppen, zerstechen Sie mir die Reifen, wenn Sie wollen – es ist mir egal. Es wird ohnehin nichts bewirken. Mr Monk wird weiter Mordfälle lösen, weil es das ist, was er macht. Vermutlich ist er darin sogar besser als jeder andere auf der Welt. Ich weiß, Sie haben Geldprobleme, und Sie haben Angst um Ihre Gesundheitsvorsorge und Ihre Pension. Aber das ist kein Grund, mit ihm und mit mir so umzuspringen. Sie ereifern sich alle so sehr, dass Sie vergessen haben, was es heißt, diese Dienstmarke zu tragen. Monk hat es nicht vergessen. Er ist ein freundlicher Mann, der niemandem wehtun will. Er erledigt nur seinen Job, und Sie sollten sich alle schämen.«
Officer Gomez sah mich lange an. »Sind Sie jetzt fertig?«
Ich nickte. »Dann werden Sie mir jetzt bestimmt erzählen, dass ich eine rote Ampel überfahren, verbotswidrig gewendet und eine Einbahnstraße in der falschen Richtung befahren habe, richtig?«
»Ihre Heckklappe ist offen«, sagte sie. »Wenn Sie über eine Aufpflasterung fahren, wird alles auf die Straße fallen, was Sie im Kofferraum transportieren. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sie richtig schließen möchten, bevor Sie weiterfahren.«
Das war der Moment, in dem mir auffiel, dass die Innenbeleuchtung eingeschaltet war, weil die Heckklappe offen stand. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigte das zusätzlich. Julies Fußballausrüstung befand sich im Kofferraum, mein Klappstuhl, ein Kasten Wasser für Monk, eine Schachtel Wet Ones und eine fünf Jahre alte Ausgabe eines Stadtplans von San Francisco.
Wieder spürte ich, wie mein Gesicht rot wurde, diesmal jedoch aus Verlegenheit.
»Oh«, murmelte ich. »Danke.«
»Schönen Abend noch«, sagte Officer Gomez und kehrte zu ihrem Wagen zurück.
Am Montagmorgen verschlief ich. Irgendwie musste ich den Wecker ausgeschaltet haben, als der um Viertel vor sieben anging. Viel zu spät wurde ich wach, ging für eine Minute unter die Dusche, gerade mal genug, um nass zu werden, und zog mich in aller Eile an. Die Zeit reichte nicht einmal für eine Tasse Kaffee. Ich machte Julie etwas zu essen und
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