Monkeewrench 04 - Memento
im offenen Vollzug aufgetaucht, Doyles Büro wurde verwüstet, man hat ein paar Blutspuren gefunden, und sein Wagen steht nicht mehr auf dem Parkplatz. Außerdem ist die Akte mit den Kontaktdaten der Ehefrau verschwunden, Tinker vermutet also, dass Weinbeck auf dem Weg zu seiner Frau ist. Und jetzt rate mal, wo sie wohnt? Hier in Dundas County, in einem Dorf namens Bitterroot.»
«Dann hat Weinbeck vermutlich Doyle erschossen.»
«Kann gut sein.»
«Aber eine .22er hinterlässt kein solches Loch in der Brust.»
«Klar, weiß ich. Deshalb ist er wohl auch nicht unser Schneemann-Mörder. Tinker sagt, als sie in Doyles Büro ankamen, lief der Fernseher. Gestern um die Zeit, als Weinbeck dort gewesen sein muss, hat der Sender nonstop von der Sache im Park berichtet, das wird er wohl gesehen haben. Vielleicht hat er sich gedacht, er kann den Mord an Doyle unserem Mörder anhängen, wenn er ihn in einen Schneemann packt.»
«Möglich. Vielleicht hat er auch einfach die Waffe gewechselt und ist für alle verantwortlich.»
«Unwahrscheinlich. Aber wäre das nicht zu schön? Dann hätten wir alles gleich nett zusammengeschnürt, und ich bin um sechs wieder zu Hause bei Angela und ihren Spaghetti.»
«Hübscher Traum.»
«Kann man wohl sagen. Häusliche Gewalt ist der einzige Punkt in Weinbecks Strafregister. Feige Hunde wie der knallen normalerweise keine Polizisten ab, aber Tinker und McLaren überprüfen das trotzdem. Aber zurück zu Weinbecks Exfrau, Julie Albright nennt sie sich jetzt. Tinker hat sie angerufen, um sie zu warnen, aber sie hat ihn einfach abgeschmettert und ihm gesagt, sie macht sich keine Sorgen. Kannst du dir so was vorstellen?»
«Vielleicht ändert sie ihre Meinung ja, wenn wir ihr erzählen, dass ihr Ex auf dem Weg zu ihr seinen Bewährungshelfer umgebracht hat.»
«Also, ich würde da meine Meinung ändern. Egal, Tinker will, dass wir persönlich mit ihr reden und sie in Schutzhaft nehmen, entweder bei den Leuten hier oder bei uns. Dieser Weinbeck fackelt wohl nicht lange.»
«Vielleicht lässt sie ihn ja sogar bei sich unterkriechen. Wäre nicht das erste Mal, dass so was passiert.»
«Daran habe ich auch schon gedacht.»
KAPITEL 17
Iris saß in dem viel zu großen Ledersessel im Büro des Sheriffs, das jetzt ihres war, und schob sich einen weiteren Bissen Erdnussbutter-Essiggurken-Sandwich in den Mund. Sie hatte ein merkwürdig schlechtes Gewissen dabei, hier zu sitzen und zu essen, während draußen auf dem See vor ihrem Fenster ein Spurensicherungsteam mit den unschönen Folgen der gewaltsamen Tötung eines Menschen beschäftigt war. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie wieder den eisgewordenen Horror vor sich, Steve Doyles totes Gesicht, und trotzdem mampfte sie dieses gottverdammte Sandwich. Das war doch nicht normal.
Der Block vor ihr war mit den rasch hingekritzelten Notizen bedeckt, die sie sich während des Telefonats mit Detective Rolseth gemacht hatte. Schon vom bloßen Hinsehen bekam sie Kopfschmerzen.
Das Ganze hatte nur eine gute Seite: Wenn dieser Kurt Weinbeck Steve Doyle tatsächlich umgebracht hatte - und es hörte sich alles ganz danach an -, war ihr erster Mordfall bereits aufgeklärt. Unglücklicherweise war der Täter allerdings noch auf freiem Fuß, vermutlich irgendwo in ihrem Verwaltungsbezirk, und bedrohte eine ihrer Bürgerinnen, und es lag letztlich in ihrer Verantwortung, ihn dingfest zu machen, bevor er noch jemanden umbrachte.
Sie versank so tief in dem gepolsterten Sessel, dass sie das Gefühl hatte, von ihm verschluckt zu werden. Sie kam kaum mit den Füßen auf den Boden. Das musste ein Zeichen von oben sein. Sie passte nicht in diesen Stuhl, sie passte nicht in dieses Büro, und sie passte auch nicht auf diesen Posten. Der letzte Bissen war wie ein trockener Ziegelstein, und die Erdnussbutter blieb ihr fast im Hals stecken.
Als sie nach unten kam, wartete Sampson schon im Eingangsbereich, und die beiden Detectives aus Minneapolis kamen gerade zur Tür herein. Magozzi nickte ihr zur Begrüßung zu, und Iris nickte zurück. Darin, beschloss sie, lag das Geheimnis der Verständigung mit Männern. Man musste so oft wie möglich Wörter durch Zeichen ersetzen. Wörter verwirrten sie nur.
Magozzi fand, dass Iris Rikker etwas mitgenommen aussah, aber das war ja auch kein Wunder. Ihr erster Tag als Sheriff eines friedlichen, ländlichen Bezirks, und plötzlich hatte sie einen Toten und nun auch noch einen freilaufenden mutmaßlichen Mörder am
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