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Monrepos oder die Kaelte der Macht

Monrepos oder die Kaelte der Macht

Titel: Monrepos oder die Kaelte der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Zach
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niedrig wie möglich zu hängen. Auf weitere Fragen sollte Raible von einem untauglichen Versuch sprechen, Specht in das Verfahren gegen Dr. Mohr mit hineinzuziehen, und den rein strafprozessualen Charakter der staatsanwaltschaftlichen Einstellungsverfügung betonen.
    Im übrigen, merkte Raible an, habe er noch gestern abend versucht, der ganzen Sache den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er von sich aus die Nachrichtenagentur Reuters auf das Thema angesetzt habe, mit entsprechend abwiegelnder Tendenz natürlich. Leider hätte der Autor des Zeitungsberichts aber sofort mit einer eigenen, vorgezogenen Meldung an die Deutsche Presseagentur gekontert.
    Gundelach bat Raible, ihn auf dem laufenden zu halten und ging ins Bad, um sich für einen Ausflug mit Heike und Benny fertig zu machen.
    In den nächsten Tagen wurde das Thema in den landespolitischen Medien breit, jedoch mit vorherrschender Kritik an der Staatsanwaltschaft, erörtert. Die Oppositionsparteien sprachen von einem ›Tiefpunkt der Rechtspflege‹ und verlangten die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Die Verteidiger Dr. Mohrs beantragten die Vernehmung des zuständigen Staatsanwalts als Zeugen. Sie wollten den Nachweis führen, daß ihr Mandant, ähnlich wie im Fall Specht, auch bei den zur Anklage gebrachten Privatflügen auf Firmenkosten betriebsbezogene Gründe geltend machen konnte. Vereinzelt wurde in Zeitungskommentaren Unbehagen darüber geäußert, daß Specht sich durch den gemeinsamen Schiffsurlaub dem Verdacht aussetze, Privates mit Dienstlichem zu vermischen – selbst wenn niemand den Vorwurf unzulässiger politischer Einflußnahme erheben könne oder wolle.
    Raible schob die Erklärung nach, auch ein Ministerpräsident habe das Recht, private Kontakte zu pflegen. Selbstverständlich sei Specht davon ausgegangen, daß es sich 1986 um eine private Einladung der Familie Mohr an die Familie Specht gehandelt habe. Im übrigen wäre die Reise keine Neuigkeit. Dieselbe Zeitung, die die Geschichte jetzt so groß aufbausche, hätte schon Mitte Mai 1986 kurz über die Ägäisreise berichtet.
    Gundelach rief Specht am 2. Januar 1991 an, um ein gutes neues Jahr zu wünschen und mit ihm die weitere Behandlung der Angelegenheit zu besprechen. Die öffentlichen Reaktionen waren doch so heftig gewesen, daß sich die Frage stelle, wie lange man ohne eine direkte Stellungnahme des Ministerpräsidenten auskommen konnte. Auch gab es Gerüchte, daß noch weiteres im Busch wäre. Sogar in Uhlenhorst hatte sich ein Journalist gemeldet und gewarnt: Nehmt es nicht auf die leichte Schulter. Diesmal kann’s eng für euch werden. Die Recherchen, so seine vagen Andeutungen, würden von mehreren Seiten betrieben: vom Spiegel, der Springer-Presse und einigen seit dem Wirrwarr um die Senderfusion besonders kritisch eingestellten Rundfunkredakteuren. Die Informationsstränge liefen wohl zu Dr. Mohrs Verteidigern, vielleicht aber auch schon zu Staatsanwälten, welche sich in der Öffentlichkeit zu Unrecht angegriffen fühlten.
    Specht war in dem Telefonat außerordentlich einsilbig, was Gundelach zunächst auf die Spannungen in ihrem persönlichen Verhältnis bezog.
    Es läuft schon alles richtig, sagte er. Raible macht das gut.
    Sicher macht er das gut, erwiderte Gundelach, aber –.
    Mein Gott, ich hab im Moment wirklich nicht den Kopf dafür! rief Specht gequält. Dann erzählte er stockend, daß sein Freund Rudolf Bunse, der Holz- und Zellstoffabrikant, vorgestern nacht vor seinen Augen tot zusammengebrochen sei.
    Nachmittags, sagte er, waren wir noch alle zusammen auf Bönnheims Hütte in der Nähe von Oberstdorf. Berghoff mit Frau, Bunse mit seiner Frau und dem kleinen Sohn, meine Frau und ich. Es war eine spontane Idee, ursprünglich wollten wir gar nicht hin, aber dann sind wir doch gefahren, und es war wirklich lustig und nett. Abends sind wir dann zurück ins Hotel, haben gegessen, und Bunse war ungeheuer fröhlich und aufgedreht. Sie kennen ihn ja, er ist sonst eher ein ruhiger Typ. Aber da war er ganz entspannt und fröhlich, hat von seinen Plänen in Kanada und Deutschland erzählt und zu mir gesagt: Morgen rechne ich dir mal aus, wieviele Steuermillionen ich deinem Finanzminister schon abgeliefert habe, damit du diese Zahl allen, die am Landesdarlehen für mein neues Spanplattenwerk rummäkeln, um die Ohren hauen kannst. Er hat nämlich immer einen tragbaren pc bei sich, in den die Finanzeckdaten seiner ganzen Firmengruppe

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