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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Brief und verließ schweigend den Raum. Sie konnte einfach nicht mehr darüber reden. Die Tür hatte sich noch nicht richtig hinter ihr geschlossen, als Stephanie bereits in die Luft ging.
    »’urensöhne! Sie können die Auberge nicht verschließen! Das ist gegen die Gesetz! Wir müssen sie protestieren!« Sie las das Schreiben ein weiteres Mal durch und wurde immer aufgebrachter. »’aben Sie sie angerufen? In mairie ? ’aben Sie mit die Bürgermeister gesprochen?«
    Paul nickte wieder. Dieses Mal mit einem resignierten Ausdruck auf dem Gesicht. »Das Rathaus ist bis nach Neujahr geschlossen. Es läuft bloß der Anrufbeantworter.« Er lächelte süffisant. »Da hat jemand genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst.«
    Stephanie stieß einen leisen Pfiff aus. Da meinte es jemand wirklich ernst.
    »Was ’eißt das jetzt? Für Sie und Lorna?«
    »Wir müssen auf jeden Fall all unsere Vormerkungen für Silvester stornieren. Und irgendwie das Geld für einen neuen Öltank und einen neuen Heizkessel auftreiben.«
    »Ist das möglich?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Er nahm ihr behutsam den Brief aus der Hand, faltete ihn wieder zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück. »Es tut mir leid, Stephanie, aber das betrifft Sie auch.«
    Stephanie biss sich auf die Lippe. Sie wusste, was er sagen würde.
    »Es tut mir wirklich leid, aber unter diesen Umständen können wir Sie leider nicht einstellen. Nicht in absehbarer Zeit.«
    Stephanie nahm den blendend weißen Schnee, den Wind, der ihren Rock zum Flattern brachte, und die Kälte, die bis in die Knochen drang, gar nicht wahr. Dazu war sie viel zu wütend. Sie sah nichts weiter als einen roten Dunst, als sie die Stufen der Auberge zur Straße hinunterstürmte. Und jenseits davon, gerade so sichtbar, einen blauen Panda, dervor der Épicerie parkte. Ohne sich ihrer Entscheidung bewusst zu sein, strebte sie darauf zu.
    Diese Dreckskerle! Spielten mit anderer Leute Leben. Und weshalb? Wegen einer politischen Auseinandersetzung der geschmacklosesten Art. Dafür würde sie am liebsten jemandem den Kopf abreißen.
    Sie brauchte diesen Job. Die Gemeinde brauchte Menschen wie Paul und Lorna. Aber die alten Knacker im Conseil Municipal wollten das ja nicht kapieren. Sie sahen nur Leute, die nicht von hier waren, und das versetzte sie in Panik, ließ sie Pläne aushecken und gemeinsame Sache machen, bis die Neuankömmlinge vertrieben waren oder die Nase voll hatten von der mangelnden Unterstützung und von sich aus weiterzogen.
    Sie wusste, wie sich das anfühlte. Natürlich gab es Leute, die seit ihrer Ankunft hier gut zu ihr und Chloé waren. Aber da waren auch ebenso viele, die sie lieber wieder verschwinden sehen würden. Und wenn sie mit diesem Mist, den sie den Websters da antaten, ungestraft davonkamen, was würden sie wohl ihr für Steine in den Weg legen, wenn sie versuchte, ihr Gartencenter zu eröffnen?
    Sie stieß einen weiteren Fluch aus, während sie mit frisch entflammter Wut, den Kopf gesenkt, Richtung Laden marschierte, blind gegenüber dem Traktor, der auf sie zukam und den Schnee von der Straße räumte. Als sie schließlich ihre missliche Lage erfasste, war es zu spät. Sie konnte nirgendwohin ausweichen. Sie erhaschte lediglich einen Blick auf ein rundes Gesicht und eine orangefarbene Baskenmütze, und dann war es auch schon geschehen.
    Wuschhhhhhhhhhhhhhhhhhh!
    Eine Wand aus nassem Schnee flog in hohem Bogen von der Schaufel des vorbeibrausenden Pflugs und bedeckte Stephanie von Kopf bis Fuß. Für den Bruchteil einer Sekundeverschlug es ihr den Atem, als ihr Körper das unerwartete Eintauchen in die eisigen Temperaturen bemerkte.
    »Idiot!«, schrie sie ihm hinterher, durch die Wut ihrer Redegewandtheit beraubt. Aber der Schneepflug war verschwunden, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als wie ein Schneemann, der ein bisschen zu lange in der Sonne gestanden hat, auf den Laden zuzustapfen.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte Christian lachend und zeigte auf die Gestalt, die durch das Schneegestöber auf den Laden zukam. »Da hat jemand gerade volle Kanne eine Ladung Schnee vom Schneepflug abbekommen. Sieht jetzt aus wie ein Yeti!«
    Véronique kicherte, aber Josette brachte nur den Anflug eines Lächelns zustande, das schnell wieder von ihrem Gesicht verschwand und sie ernst und alt aussehen ließ.
    Christian und Véronique sorgten sich um sie. Sie war seit dem Abend der Gemeinderatsversammlung nicht mehr dieselbe, und egal was sie auch sagten, sie

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