Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
vermochten sie nicht von der Meinung abzubringen, dass der ganze Schlamassel mit der Auberge allein ihre Schuld war.
»Nicht witzig?«, fragte er vorsichtig.
Josette seufzte und fuhr fort, das Glas der Messervitrine abzuwischen. Sie bewegte den Lappen halbherzig über die bereits makellose Oberfläche, während sie mit ihren Gedanken offensichtlich ganz woanders war.
Christian blickte zu Véronique hinüber, aber bevor er etwas sagen konnte, flog die Tür der Épicerie auf, und der Schneemann stürmte herein. Drei große Schritte, und er hatte den Raum durchquert, was Christian Zeit ließ, die Bewegungen als irgendwie vertraut zu registrieren, bevor ein schneebedeckter Arm ausholte und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
»DU BASTARD!«
Christian taumelte vor Überraschung und getrieben von dem instinktiven Versuch, außer Reichweite zu gelangen, nach hinten. Er starrte die Gestalt vor sich an. Durch die Heftigkeit des Angriffs war der Schnee, der das Gesicht verborgen hatte, zu Boden gefallen, und darunter kamen funkelnde grüne Augen und feuchte rote Locken zum Vorschein.
» Stephanie? Was zum Teufel …?«
Aber sie drehte sich wortlos um, stürmte wieder aus dem Laden und knallte die Tür hinter sich zu.
»Was hast du ihr getan?«, fragte Josette gebieterisch und zeigte zum ersten Mal seit Tagen ein Interesse am Leben.
»Nichts … rein gar nichts«, stotterte Christian und rieb sich den Kiefer, wo lange Finger eine purpurrote Spur hinterlassen hatten. »Außer, dass ich gerade über sie gelacht habe. Aber das wird doch wohl nicht der Grund gewesen sein, oder?«
Véronique warf ihm einen wütenden Blick zu. »Natürlich nicht! Du musst etwas getan haben, das sie verletzt hat«, konstatierte sie, und ihre Stimme war voller Argwohn und … Enttäuschung. Ja, sie klang enttäuscht.
Christian schüttelte den Kopf und beteuerte seine Unschuld, während die beiden Frauen ihn misstrauisch musterten.
»Tja, wenn du ihr nichts getan hast, dann solltest du ihr wohl besser nachgehen und die Sache regeln!«, sagte Josette im Befehlston. »Und bestell ihr, sie soll wieder herkommen. Wir werden ihr ein paar trockene Sachen geben. Jetzt mach schon! Worauf wartest du?«
»Er hat Angst, dass sie ihm noch eine Ohrfeige verpasst!«
Damit hatte Véronique ins Schwarze getroffen, woraufhin sich Christian sputete, den Laden zu verlassen.
Stephanie war schon halb die Straße hinunter, als er sie einholte. Sie hatte die Schultern immer noch vor Wut hochgezogen, und der Schnee tropfte an ihr herab.
»Stephanie? Alles in Ordnung mit dir?«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, ließ seine Eingeweide gefrieren, und er zuckte zusammen, als sie wieder die Hand hob. Aber dieses Mal streifte sie sich lediglich den restlichen Schnee vom Gesicht.
»Alles in Ordnung? Du fragst mich, ob alles in Ordnung ist?« Sie holte ein Mal tief Luft und versuchte sich zu beruhigen, bevor sie sich von ihm abwandte, um weiterzugehen.
»Warte.« Christian legte eine Hand auf ihre Schulter, die klatschnass war. »Bitte, Stephanie! Komm wenigstens mit zurück in den Laden und zieh dich um. So holst du dir noch den Tod.«
Stephanie spürte, wie ihre Wut angesichts seiner offensichtlichen Besorgnis verpuffte, und plötzlich wurde sie sich bewusst, wie kalt ihr war. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.
»Im Ernst. Sehen wir erst mal zu, dass dir wieder warm wird, und dann kannst du mir nach Lust und Laune eine verpassen. Versprochen!«
Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern.
»Komm schon. Es hat keinen Sinn, hier draußen zu bleiben. Dieser Blödmann Bernard wird jeden Augenblick mit seinem verdammten Schneepflug zurückkommen, und ich habe keine Lust, wie du zu enden!«
Trotz allem stieg ein Kichern in ihrer Kehle auf, und sie lehnte sich gegen ihn, als sein Arm warm über ihren Schultern lag und sie gemeinsam zur Épicerie zurückkehrten.
»Dein Name war also auf dem Prüfbericht, und jetzt hat sie ihren Job verloren! Kein Wunder, dass sie dir eine gelangt hat!«
»Ich hätte wissen müssen, dass es etwas mit der Auberge zu tun hat. Warum sonst sollte sie sauer auf mich sein?«
Véroniques errötendes Gesicht offenbarte genau, was sie für den Grund gehalten hatte.
»Du dachtest, ich hätte … mit Stephanie?« Christian blickte sie empört an. »Glauben das etwa alle?«
Véronique wand sich vor Verlegenheit.
»Herrje! Dieses Kaff ist wirklich unerträglich!« Christian kippte den Rest seines Kaffees hinunter und
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