Monsterkopf
ich mich nicht mit einer abgebrochenen Zaunlatte verteidigt, wäre ich vielleicht ebenso tot wie mein Kollege Don Steiner. Zum Glück war die Frau auch allein.«
Ich musterte sie intensiv. »Ich denke, dass Sie uns etwas zu erzählen haben, Kate.«
»Darauf können Sie Gift nehmen...« Kate Boone sprach stockend, aber sie hatte sich in der Gewalt. Sie beendete ihren Bericht mit den Worten: »Ich kann es noch immer nicht fassen.«
»Und Sie haben gesehen, dass diese nackte Person wirklich aus dem Haus gekommen ist?«
»Das schwöre ich. Mabel Ramsey muss mit ihr zu tun haben. Ich bin mir sicher, dass die beiden unter einer Decke stecken.« Sie deutete auf das vom Dunst umwaberte Haus. »Ich glaube sogar, dass Mabel indirekt etwas mit dem Tod ihres Bruders zu tun hat.«
Wir hielten uns mit einem Kommentar zurück. Dafür wollte Suko wissen, wie die Frau ausgesehen hatte.
Die Beschreibung war alles andere als perfekt. Es war alles sehr schnell abgelaufen. Wir hörten nur, dass die Angreiferin einen sehr mächtigen Körper besessen hatte.
»Okay, dann werden wir Mabel Ramsey mal einige Fragen stellen«, sagte ich und deutete nach vorn. »Mal sehen, was sie zu den Vorwürfen zu sagen hat.«
Kate Boone schüttelte den Kopf. »Sie wird mauern. Eine wie sie gibt nichts zu. Die gehört zu den Bewohnern von Egerton. Ich traue keinem hier aus dem Ort.«
»Wir werden ja sehen«, brummte ich.
Wir schritten auf das Haus zu. Noch bevor wir die Tür erreichten, wurde uns geöffnet. Mabel Ramsey stand vor uns.
Wir ließen der Kollegin den Vortritt. Kate hatte uns versprochen, sich zunächst zurückzuhalten, und sie grüßte Mabel Ramsey freundlich mit den Worten: »Guten Abend, Mrs. Ramsey.«
»Was wollen Sie?«
»Mit Ihnen reden.«
Mabel Ramsey schaute Suko und mich an, und spöttisch sagte sie: »Schau an, die Herrn Versicherungsvertreter!«
»Sie sind Kollegen von mir«, klärte Kate sie auf.
»Das habe ich mir inzwischen schon gedacht«, sagte Mabel Ramsey. »Warum sind Sie hier? Weil mein Bruder sich selbst getötet hat? Ist ein Selbstmord so interessant für die Polizei?« In ihrer Stimme schwang trotz ihres Hohns eine gewisse Unsicherheit mit, die sie zu überspielen versuchte. Kerzengerade wie ein Ladestock stand sie vor uns. Das graue Haar wirkte ungekämmt, das Gesicht zeigte einen harten Ausdruck. Bei ihr war alles schmal, die Wangen ebenso wie der Mund und die Nase, und der Blick ihrer Augen war stechend. Sie trug ein schlichtes braunes Kleid, das bis zu den Waden ging, und sie hatte auch keinen Schmuck angelegt.
»Wir hätten noch einige wenige Fragen«, erklärte Kate Boone sehr vorsichtig.
»Welche?«
Kate lächelte jetzt. »Ich denke, dass wir uns besser im Haus unterhalten sollten.«
Mabel Ramsey überlegte einen Moment. Sicherlich wog sie ab, und sie gelangte zu dem Entschluss, dass es ihr nichts brachte, wenn sie sich weigerte, mit uns zu sprechen. Sie gab nach einem kurzen Nachdenken die Tür frei.
Kate Boone sah unser Eintreten als einen kleinen Sieg an. Zumindest lächelte sie, als sie als Erste das Haus betrat.
Es war nicht groß und unbedingt geräumig, aber für viele Menschen, die in London sehr beengt lebten, wäre ein Haus wie dieses das reine Paradies gewesen.
»Hier hat auch ihr Bruder gelebt«, erklärte uns Kate mit leiser Stimme. Dabei deutete sie auf den Beginn einer Treppe. »Er bewohnte einen Raum in der ersten Etage.«
»Den sehen wir uns an«, flüsterte Suko.
Wir betraten zunächst aber den Wohnraum. Die Fenster hier wiesen zur Vorder- und auch zur Rückseite hin. Das Zimmer selbst war wesentlich länger als breit.
Plätze bot man uns nicht an. Auch Mabel Ramsey blieb stehen. Sie versuchte, uns zu beobachten, was ihr bei drei Personen nicht eben leicht fiel.
Alte Möbel, die recht verschlissen aussahen, standen auf einem Teppich, der seine Farbe verloren hatte. Doch das interessierte mich nicht, stattdessen suchte ich die Wände ab – und entdeckte das Bild mit dem schrecklichen Gesicht. Da es nicht angeleuchtet wurde und die nicht geschlossene Tür zudem noch einen Schatten darauf warf, fiel es nicht sofort auf.
Ich ging noch nicht darauf ein, sondern hörte zu, wie Kate Boone die erste Frage stellte.
»Sie hatten Besuch, Mrs. Ramsey?«
»Ja, Sie drei!«
»Nein, ich meine die Frau, die aus dem Haus gekommen ist.«
»Hier war niemand.«
»Aber ich habe sie aus dem Haus kommen sehen. Eine nackte Frau mit langen Haaren.«
Mabel Ramsey lachte auf. »Was reden Sie
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