Monsterkopf
glaube, einige Gestalten gesehen zu haben, die sich in der Nähe des Hauses aufhalten.« Sie schüttelte den Kopf. »Kann sein, dass meine Nerven etwas überreizt sind, aber schauen Sie mal nach.«
»Gern.«
Suko nahm Kate’s Platz ein. Erst sah er so gut wie nichts, weil ihm der Nebel einen großen Teil der Sicht nahm. Die Schwaden blieben nicht ruhig, sie zogen träge ihre Bahn. Sie rollten lautlos vor seinen Augen und bildeten immer neue Figuren. Daran musste sich der Inspektor erst gewöhnen, bevor er es schaffte, sich auf bestimmte Stellen zu konzentrieren.
Hinter ihm sprach die Kollegin. »Ich habe sie gesehen, Suko. Gestalten, die durch den Nebel schleichen und dabei stumm sind.«
»Ich kann sie nicht erkennen.«
»Schauen Sie einfach nur schräg nach vorn. Manche stehen auch nur da und warten ab.«
Der Ratschlag war gut gewesen, denn als Suko sich konzentrierte, erkannte er, dass sich Kate nichts eingebildet hatte. Es gab die Gestalten tatsächlich. Einige von ihnen bewegten sich, andere wiederum standen auf der Stelle und warteten nur ab.
Waren es Menschen?
Zumindest von der Größe her. Es war nicht zu erkennen, ob sie nun angezogen waren oder nicht, aber Kate sprach davon, dass sie auch nackt sein könnten.
»Haben Sie das genau gesehen?«
»Nein, das nicht. Aber vorhin hat mich ja die nackte Frau angegriffen.« Kate lachte heiser auf. »Weil sie es nicht geschafft hat, erscheinen sie jetzt im Pulk. Toll.«
Suko wandte sich ab. »Wir brauchen nicht mehr länger hier zu warten. Lassen Sie uns nachschauen.«
»Ich habe nichts dagegen. Verdammt, ich will endlich wissen, was hier los ist.«
»Keine Sorge, Kate, das werden wir schon noch früh genug erfahren...«
***
Ich dachte an den Vorgang in der Gaststätte und rechnete damit, hier das Gleiche zu erleben. Die Frau sah das Kreuz, das ich bewusst in die Höhe hielt, weil ich ihre Reaktion erkennen wollte.
Sie wurde von dem Anblick nicht in die Flucht geschlagen, aber sie betrachtete meinen Talisman auch nicht eben mit besonders freudigen Blicken.
»Was wollen Sie damit? Das Bild zerstören? Wollen Sie es mit dem Kreuz zerhacken?«
»Bestimmt nicht.«
»Was dann?«
»Lassen Sie sich überraschen.«
Ich hielt das Kreuz über das Bild. Es trat das ein, was ich erwartet hatte. Die Körper auf der Leinwand fingen an, sich zu bewegen. Es war wirklich zum Kopf schütteln. Bereits nach wenigen Sekunden hatte ich den Eindruck, gegen ein Gemenge von Schlangen zu schauen, die sich auf der Leinwand breit gemacht hatten.
Die Körper glitten zur Seite weg. Sie tauchten unter. Sie schoben sich nach oben über andere Leiber, und so kam mir der Gedanke, sie würden vor meinem Kreuz fliehen.
Auch die nackte Frau, die die Nase bildete, zeigte eine Veränderung. Sie beugte ihren Körper nach vorn, und da die Nase sehr beherrschend gewesen war, erhielt das Gesicht einen ganz anderen Ausdruck und auch ein völlig anderes Aussehen.
Ich dachte nicht an eine Gefahr, aber die Überraschungen rissen nicht ab, denn auf dem Bild gab es noch eine weitere Veränderung.
Bisher hatten die Körper eine rötliche oder gelbe Färbung gezeigt. Die verschwand mehr und mehr und schuf einer anderen Farbtönung Platz.
Grün! Ja, ein grünes Schimmern überdeckte die sich lautlos bewegenden Gestalten, und die Farbe löste in meinem Gehirn eine Assoziation aus.
Grün gleich Aibon!
War das die Lösung?
Ich schaute mir das Kreuz genau an und erhielt tatsächlich den Beweis. Auch das Silber hatte eine grünliche Färbung angenommen. Für mich war es der Gruß aus den Tiefen des geheimnisvollen Paradieses der Druiden, das allerdings auch zwei Seiten besaß.
Lange hatte ich nichts mehr mit Aibon zu tun gehabt. Nun schien sich hier ein Tor geöffnet zu haben, und es war wieder ein großes Puzzlestück in das Gesamtbild zurückgekehrt.
Was hatten die Bewohner von Egerton mit Aibon zu tun? Und welche Rolle spielte der Monsterkopf?
In meiner Nähe hörte ich die stöhnenden Laute der Mabel Ramsey. Sie konnte nicht mehr auf der Stelle bleiben. Sie führte einen seltsamen Tanz auf, als wollte sie die Bewegungen ihres kleinen nackten Zwillings auf dem Bild übernehmen.
Ich schaute sie mir genau an. Sie zeigte eine Veränderung in ihrem Blick. Die Augen waren leicht verdreht, und es hätte mich nicht gewundert, wenn ich auch darin einen grünen Schein gesehen hätte. Dabei bewegte sich der Mund, als würde sie etwas essen, und mit den Armen vollführte sie die schlangengleichen
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