Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
müssen wir meine Anwesenheit irgendwie begründen, wenn die Bewohner von Gras nicht erfahren sollen, daß Sie ihre Sprache erlernen.« Hinzu kam, daß er seit dem Augenblick, da er sie zum erstenmal gesehen hatte, etwas für sie tun wollte. Etwas wirklich Bedeutendes.
    »Was soll ich tun, wenn Obermun bon Haunser mir einen Sekretär empfiehlt?«
    Persun nickte nachdenklich. »Sagen Sie ihm, daß Sie es sich noch überlegen werden. Außer in Commons mahlen die Mühlen eher langsam auf Gras. Das habe ich von ein paar Fremden gehört, die mit den Aristos Geschäfte machen. Sie werden langsam ungeduldig. Also lassen Sie den Obermun ruhig warten. Er wird es Ihnen nicht übelnehmen.«
    Das alles berichtete sie Rigo, und als der Obermun ihr dann einen gewissen Admit Maukerden empfahl, beschied sie ihn mit besagter Antwort.
     
    Weil sie noch das eine oder andere zu erledigen hatte, verstrichen ein paar Tage, bis Marjorie Zeit zum Ausreiten fand. Anthony und Rigo waren schon ein paarmal ausgeritten, und sogar Stella war dazu vergattert worden. Am Tag nach dem Abzug der Handwerker ritt Marjorie mit Rigo und Anthony aus. Es war ein sonniger und warmer Morgen, und gern hätte sie Stella dabeigehabt, obwohl das Mädchen ihre Einladung mit einer gewissen Blasiertheit ausgeschlagen hatte. Stella war eine ausgezeichnete Reiterin, aber sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß sie keine Lust hatte, auf Gras zu reiten und daß ihr überhaupt nichts an Gras gefiel. Stella hatte Freunde zurückgelassen, darunter ihre beste Freundin. Marjorie hatte das indessen nicht angefochten. Vielleicht wollte Stella mit ihrer ostentativen Renitenz Marjorie für diese Grausamkeit abstrafen; aber Marjorie konnte Stella einfach nicht über die Hintergründe dieser Reise aufklären. Sie hätte sich gewünscht, Stella wäre dabeigewesen, als sie den gewundenen Pfad zu den neu errichteten Ställen hinuntergingen.
    Die Stallknechte hatten die Arbeiten weisungsgemäß ausgeführt: Sie hatten bestimmte Grassorten geschnitten und in Tröge gefüllt, die neuen Ställe ausgemistet und ein paar einheimische Getreidesorten in geringen Mengen ausgelegt, um zu sehen, welche davon von den Tieren goutiert wurden. Sie sahen zu, wie die Terraner drei Pferde sattelten und stellten ohne jegliche Zurückhaltung Fragen im Händler-Idiom: »Wozu ist das denn gut?«, »Weshalb tun Sie das?«
    »Reiten die bons denn nicht?« fragte Tony. »Habt ihr denn noch nie einen Sattel gesehen?«
    Alle verstummten, und die zwei Männer und die Frau schauten sich an. Dies war ein Thema, das sie offensichtlich nur ungern diskutierten. »Die Hippae würden… würden keinen Sattel dulden«, sagte die Frau schließlich, fast flüsternd. »Die Reiter tragen statt dessen gefütterte Hosen.«
    Na so was, sagte Marjorie sich. Das ist ja ein Ding! Sie nahm Blickkontakt mit Tony auf und schüttelte unmerklich den Kopf, gerade als der fragen wollte, seit wann ein Pferd denn auch etwas zu melden hätte.
    »Unsere Pferde finden den Sattel angenehmer als unsere knochigen Hinterteile«, sagte sie gleichmütig. »Vielleicht sind die Hippae anders gebaut.«
    Damit schien die Sache aus der Welt zu sein, und die Bediensteten fuhren mit ihren Fragen fort. Marjorie notierte sich die intelligentesten Fragen und die Fragesteller mit der besten Auffassungsgabe.
    »Das Blaugras läßt sich nur schwer schneiden«, sagte einer. »Aber den Pferden schmeckt es am besten.«
    »Womit schneidet ihr es denn?« fragte Marjorie. Sie zeigten ihr eine Sichel aus minderwertigem Stahl. »Ich gebe euch besseres Werkzeug.« Sie schloß eine Werkzeugkiste auf und verteilte Laser-Messer. »Seid vorsichtig damit«, sagte sie und zeigte ihnen, wie man sie benutzte. »Nicht daß ihr einen Arm oder ein Bein verliert. Paßt auf, daß niemand in den Schnittbereich der Klinge kommt.«
    Sie sah zu, wie sie mit den Messern experimentierten, mit einem Schnitt ganze Grasgarben mähten, erstaunte und freudige Rufe ausstießen und sie dankbar anschauten. Sie würde einen Pfleger für die Fohlen brauchen, und den konnte sie nur unter den Dörflern rekrutieren. Die Leute kümmerten sich schon jetzt mehr um die Pferde, als eigentlich erforderlich war.
    Heiligkeit hatte ihnen nur gestattet, sechs Tiere mitzunehmen. In Anbetracht des langen Aufenthalts hatten sie Zuchttiere mitgenommen. Marjorie hatte ihr Lieblingspferd, den Wallach Reliant, zurückgelassen. Statt dessen wählte sie El Dia Octavio aus, einen Hengst, der von einem ehemaligen

Weitere Kostenlose Bücher