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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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der Zahnstocher deinen Namen behalten?«, fragte Josiane argwöhnisch, noch ganz zerzaust von ihrer Liebesnacht. »Sie hat diesen Namen gehasst, sie musste sich davon übergeben. Das riecht nach Ärger, die versucht doch bloß, uns wieder auszutricksen, du wirst schon sehen …«
    »Ach was, mein Herz! Sie gibt sich geschlagen, das ist das Wichtigste. Such doch nicht immer das Haar in der Hummersuppe! Das ist doch verrückt, jedes Mal, wenn wir vor Glück fast platzen, malst du gleich wieder den Teufel an die Wand.«
    »Als würde die sich auf einmal in ein Lämmchen verwandeln! Das glaube ich keine Sekunde. Ein Wolf verliert vielleicht sein Fell, aber nicht seine Bösartigkeit. Und die hat so viel Bösartigkeit im Leib, dass sie noch welche verkaufen könnte …«
    »Sie gibt sich geschlagen, sag ich dir. Ich hab sie Staub fressen und alle Fusseln einzeln schlucken lassen. Sie kriegt keine Luft mehr, sie winselt um Gnade …«
    Marcel Grobz nieste, zog ein kariertes Taschentuch aus der Tasche und schnäuzte sich kräftig. Josiane rümpfte die Nase.
    »Was ist mit den Papiertaschentüchern, die ich dir gegeben habe? Sind die im Altpapier gelandet?«
    »Aber, Choupette, ich mag mein altes, kariertes Taschentuch …«
    »Das ist das reinste Mikrobennest, eine Brutstätte für Viren! Und wie sieht das überhaupt aus? Wie ein Bauer in Holzpantoffeln.«
    »Ich würde mich nicht dafür schämen, wenn ich ein Bauer wäre …«, versetzte Marcel und steckte das Taschentuch hastig zurück in die Tasche, bevor Josiane es ihm entreißen konnte.
    Erst letzte Woche hatte sie ein Dutzend davon in den Müll geworfen.
    »Und so was will seinem Sohn einen Hauslehrer spendieren! So was will Pico della Dingsbums spielen! Mit deinem Taschentuch und deinen Hosenträgern werden wir vor diesem Quell der Gelehrsamkeit ein schönes Bild abgeben!«
    »Ich erkundige mich gleich heute danach, wo wir diesen Mann finden können«, antwortete Marcel, froh über diesen Themenwechsel.
    »Und lass dir Referenzen geben! Ich will weder einen kleinen gepuderten Marquis noch einen bärtigen Marxisten. Und besorg mir ein gutes, altes Wörterbuch, damit ich auch was verstehe, wenn der zu quasseln anfängt …«
    »Dann bist du also einverstanden …«
    »Könnte man so sagen … Aber ich will ihn erst sehen, ehe ich mich entscheide. Nicht dass er noch ein Spitzel des Zahnstochers ist …«
    Ist es wirklich notwendig, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit?, fragte sich Shirley, während sie zusah, wie Gary den Tisch abräumte, die Lasagneschüssel auskratzte, warmes Wasser hineinlaufen ließ und einen Spritzer Spülmittel dazugab. Schafft man Glück, indem man die Wahrheit sagt? Ich bin mir dessen nicht so sicher … Ich werde reden, und nichts wird mehr so sein wie früher.
    Hier sind wir beide, in dieser trauten Gewohnheit, ich weiß, wie er sich umdrehen, mit welchem Fuß er auftreten, welche Hand er als erste ausstrecken wird, wie er mir seinen Kopf zuwenden, eine Augenbraue hochziehen, eine Haarsträhne zurückschieben wird, ich weiß das alles, es ist mein vertrautes Terrain.
    Wir haben gegessen, die Lasagne war köstlich, Glenn Gould begleitet uns. Aus tiefster Kehle seufzen wir genüsslich.
    Aber in zweieinhalb Minuten …
    Ich werde reden, einen Berg von Wörtern zwischen uns auftürmen, einen Fremden hereinlassen, und nichts wird mehr klar sein. Die Wahrheit mag dem nutzen, der sie hört, aber für den, der sie ausspricht, bedeutet sie eine harte Prüfung. Nachdem ich dem Mann in Schwarz »die Wahrheit« über meine Geburt erzählt hatte, hat er mich erpresst. Und erhielt im Austausch gegen sein Schweigen eine monatliche Rente.
    Erst heute Morgen war sie auf dem Weg zu den Hampstead Ponds an einem großen Werbeplakat vorbeigekommen, das die Qualitäten einer Jeans mit folgendem Spruch bewarb: »Die Wahrheit eines Mannes liegt in dem, was er verbirgt.« Und gleich darunter stand: »Verstecken Sie Ihre Figur nicht länger, präsentieren Sie sie in dieser Jeans …« Sie hatte den Namen der Marke vergessen, nicht aber die Worte, die sie den Rest des Weges über verfolgt hatten, und als sie ihr Fahrrad an den Zaun um den Teich angeschlossen hatte, hätte sie beinahe den Mann mit der Mütze und der Cordhose übersehen, der gerade wieder ging.
    Damned!
    Sie hatten einander zugelächelt. Er hatte sich mit seinem dicken, gefütterten Lederhandschuh die Nase gerieben, ihr zugenickt und gesagt, Sie werden sehen, das Wasser ist herrlich. Sie war mit

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