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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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offenem Mund stehen geblieben und hatte in ihrem Kopf wieder den Werbespruch gehört: »Die Wahrheit eines Mannes liegt in dem, was er verbirgt.« Was verbarg dieser Mann mit dem gutmütigen Lächeln und den breiten Schultern? Dieser Mann, an dessen Brust sie so gern Zuflucht gesucht hätte. Vielleicht verbarg er überhaupt nichts, und vielleicht verspürte sie genau aus diesem Grund den Wunsch, sich in seine Arme zu stürzen …
    Wenn er in diesem Moment die Hand nach ihr ausgestreckt hätte, wäre sie ihm gefolgt.
    Sie seufzte und wischte mit dem Zeigefinger etwas Tomatensoße von der schönen Wachstuchtischdecke, die Gary aus Paris mitgebracht hatte.
    Sie dachte an den Bericht, den sie tags zuvor abgegeben hatten: Wie verbannen wir die Pestizide von unserem Teller? Was nutzte es, Obst und Gemüse zu essen, wenn es sich als gesundheitsschädlich erwies? Auf Weintrauben, die innerhalb der Europäischen Union angebaut worden waren, hatte man sechzehn verschiedene giftige Substanzen entdeckt. Ich kämpfe gegen Windmühlen.
    Sie hob den Kopf und sah Gary an. Er hatte die Teller im Spülbecken gestapelt. Das bedeutet, dass er nicht sofort spülen wird, das bedeutet, dass wir sofort reden werden.
    Sie spürte einen Wattebausch in ihrer Kehle, der ihre Zunge, ihre Lunge, ihren Bauch austrocknete. Sie schluckte.
    »Machst du mir einen Kräutertee?«
    »Thymian, Rosmarin oder Pfefferminz?«
    »Hast du kein Eisenkraut?«
    Er sah sie niedergeschlagen an.
    »Ich nenne dir die drei Sorten, die ich habe, und du verlangst eine vierte …«
    Er wirkte ein wenig gereizt. Sogar angespannt.
    »Okay, okay. Ich nehme Thymian …«
    Er füllte den Wasserkocher, holte eine Teekanne heraus, einen Beutel Thymiantee, eine Tasse. Seine schroffen Gesten verrieten ihr, dass er es eilig hatte, sich ihr gegenüberzusetzen und seine Fragen zu stellen. Er war immerhin so höflich gewesen, sie in Ruhe essen zu lassen.
    Von Postern an der Wand schauten Bob Dylan und Oscar Wilde auf sie herab. Bob wirkte ernst und müde, Oscars Lippen umspielte ein leises, zweideutiges Lächeln, das in ihr den Wunsch weckte, ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen.
    »Hast du deinen Klavierlehrer schon getroffen?«, fragte sie.
    »Ja, heute Nachmittag … netter Typ. Wir hatten uns bei ihm zu Hause verabredet, in Hampstead, nicht weit von da, wo du immer schwimmst. Er wohnt in einem dieser Künstlerateliers direkt am Teich … Aber ich glaube nicht, dass er morgens früh ins eiskalte Wasser springt! Das wäre nicht gut für seine Gelenke.«
    »Während ich mir meine Hände ruhig kaputt machen kann …«
    »Das habe ich nicht gesagt! Oh, Mann! Du kriegst aber auch alles in den falschen Hals … Relax, mummy, relax … Dein Gezicke kann einem langsam wirklich auf die Nerven gehen!«
    Shirley entschied, das Wort »Gezicke« zu ignorieren. Wenn sie schon gleich zu Beginn wegen seiner Ausdrucksweise aneinandergerieten, würden sie es nie schaffen, miteinander zu reden. Aber sie nahm sich vor, ihn später daran zu erinnern, dieses Wort nie wieder in Bezug auf sie zu verwenden.
    »Und wann fängst du an?«
    »Montagmorgen.«
    »So schnell …«
    »Das Schuljahr hat längst begonnen, wenn ich also meinen Rückstand aufholen will … Jeden zweiten Tag habe ich Unterricht bei ihm, und in der übrigen Zeit übe ich mindestens fünf Stunden pro Tag zu Hause … Du siehst, ich nehme das Klavierstudium ernst.«
    »Wie viel verlangt er denn pro Unterrichtsstunde?«
    »Großmutter zahlt das.«
    »Das gefällt mir nicht, Gary …«
    »Ich bitte dich, sie ist meine Großmutter!«
    »Ich habe das Gefühl, dass du mich aus deinem Leben ausschließt …«
    »Sei doch nicht so empfindlich! Du bist nervös, weil du gleich mit mir reden sollst, und die geringste Kleinigkeit verletzt dich … Relax …«
    Er legte eine Hand auf die ihre.
    »Los, fang an … Je schneller du mir alles erzählst, desto schneller verfliegt die Anspannung.«
    »Gut, einverstanden … Oh, es wird nicht lange dauern. Es tut mir leid, die Geschichte ist weder sehr romantisch noch außergewöhnlich.«
    »Ich erwarte ja auch keinen Roman, ich erwarte Tatsachen.«
    »Na gut … Aber eigentlich hätte ich ganz gern noch ein Glas Wein. Ist noch ein bisschen da?«
    Sie hielt Gary ihr Glas hin, und er leerte die Flasche bis zum letzten Tropfen.
    »Innerhalb eines Jahres bekommst du ein Baby oder wirst heiraten.«
    »Weder das eine noch das andere«, brummte sie unwirsch.
    Sie nahm einen Schluck Wein, ließ ihn ihre Kehle

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