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Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen

Titel: Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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war.
    Es gab wenig, was die Stimmen so zum Schweigen bringen konnte wie eine neue Liebe. Und gleichzeitig Hoffnung auf Erlösung weckte, jedes Mal neu.
    Poppy schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie hatte alles falsch gemacht! Wie sie sich in seine Arme zurückgelehnt und gedacht hatte, ich empfinde nichts. Ich kann ja noch atmen. Ich zittere nicht. Das kann es doch nicht sein. Sie wollte ihr zweiundzwanzigjähriges Ich am Ohr packen und daran ziehen und hineinzischen: Du blöde Kuh, genau das ist es, was du suchst, das hier ist dein Zuhause, diese schmale Brust, diese dünnen Arme, dieser nachsichtige Blick aus dicken Brillengläsern. Das ist der einzige Ort auf der ganzen Welt, an dem es genug ist, dich selbst zu sein. Mehr, meine Liebe, gibt es nicht!
    «Und – wären wir noch zusammen, was meinst du?»
    «Das musst du fragen? Im Ernst?» Er lächelte. Sein Mund war traurig.
    «Es tut mir leid», flüsterte Poppy. «Es tut mir leid.»
    Er ließ sie los. Lehnte sich im Bett zurück. «Manchmal wünschte ich, ich würde noch rauchen. Du nicht?»
    «Manchmal.» In der Nachttischschublade lag eine angebrochene Schachtel Zigaretten.
    «Weißt du, ich bin lange nicht über dich hinweggekommen. Ich wusste es, ich wusste es damals schon, vom ersten Augenblick an, du bist es. Du bist meine Frau. Du und ich, wir gehören zusammen. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, nie, aber ich sah, wie unruhig du warst und wie unzufrieden, manchmal, wenn wir uns küssten, öffnete ich die Augen und sah, wie dein Blick durch den Raum irrte, als gäbe es irgendwo in einer Zimmerecke noch etwas Wichtigeres, Besseres zu sehen. Ich wusste, dass ich kein cooler Typ war, nicht wirklich interessant. Aber ich wusste auch, dass ich dich festhalten konnte wie kein anderer. Ich dachte immer, du entspannst dich, früher oder später entspannst du dich und fängst an, das zu genießen, was wir haben. Wir hätten Kinder haben, wir hätten reisen können, vielleicht hätten wir zusammen arbeiten wollen, erinnerst du dich? Du wolltest damals die Matura nachholen. Du hast all die teuren Hefte bestellt. Ich hätte dir geholfen. Mathematik, Physik, das interessierte dich alles nicht, aber du wolltest unbedingt studieren. Du wolltest schreiben. Doch dann bist du gegangen. Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast?»
    Poppy schüttelte den Kopf. Sie wollte es auch gar nicht hören.
    «Ich kann meine Zeit nicht länger mit dir verschwenden, das verstehst du doch.»
    Sie zuckte zusammen. «Wie?»
    Er nickte. «Das hast du gesagt. Wörtlich. Hab ich nie vergessen.»
    «Es tut mir leid», murmelte Poppy. Manchmal dachte sie, das sei der Satz, den sie in ihrem Leben am meisten ausgesprochen hatte. Es könnte ihr zweiter Name sein: Poppy Estutmirleid Schneider.
    «Nach dir kam lange Zeit niemand», sagte Wolf. «Keine Frau kam an dich heran. An das, was wir hatten. Ich konnte mich nicht trösten. Ich wollte mich auch gar nicht trösten. Ich vergrub mich in mein Studium, ich machte meine Doktorarbeit in Rekordzeit, das Einzige, was mich tröstete, waren Zahlen. Zahlen urteilen nicht. Zahlen bleiben immer gleich. Sie lassen sich nicht interpretieren. Nur erkennen. Dann plötzlich wendete sich das Blatt. Ein Theaterautor, der ein Stück über einen Mathematiker schreiben wollte, stieß bei seiner Recherche auf meine Arbeit. Ich wurde als Berater hinzugezogen. Und plötzlich wurde ich umschwärmt von Schauspielerinnen, Regieassistentinnen, Maskenbildnerinnen, Bühnenbildnerinnen. Ich aß in der Theaterkantine, ich feierte bis in die Morgenstunden, ich ging jede Nacht, oder eher jeden Morgen, mit einer anderen Frau ins Bett. Ich wurde nach der Premiere vom Fernsehen interviewt. Ich war eine Art Berühmtheit, fünfzehn Minuten lang. Und weißt du, was ich die ganze Zeit dachte? Wenn sie das sieht, kommt sie zurück. Poppy.»
    «Wann war das?», murmelte Poppy, «da war ich im Ausland … ich hatte keine Ahnung.»
    «Aber – wärst du? Zurückgekommen? Wenn du mich gesehen hättest? Im Fernsehen, in der Zeitung, an einer Premierenfeier, am Arm der Schauspielerin, die die Hauptrolle spielte?»
    Poppy schwieg.
    «Eben, das wurde mir dann auch klar. Das war der Moment, in dem ich dich aufgab. Fast zehn Jahre, nachdem du mich verlassen hattest. Was soll ich sagen, ich bin ein Elefant, ich vergesse nur schwer.»
    «Und jetzt …»
    «Und jetzt habe ich Kim. Kim hat mir ein Zuhause gegeben. Und ich habe ihr ihres genommen. Und so danke ich es ihr …»
    Poppy drehte sich

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