Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
alle in verschiedene Richtungen versprengt.
Dylans Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an, und für einen Moment sah er wesentlich älter aus als die zweiunddreißig Jahre, die er tatsächlich war. Doch was Logan wirklich überraschte, das war seine Erwiderung: “Was glaubst du, was ihn so verdammt verrückt gemacht hat?”
Logan antwortete nicht sofort. Das war ein Terrain, auf dem er sich nur sehr vorsichtig bewegen wollte, und davon abgesehen war er sich nicht sicher, dass er die Wahrheit kannte. “Du glaubst, er war verrückt?”, gab er schließlich zurück. Diese Technik hatte er bei der Eheberatung gelernt, als er und Laurie noch ernsthaft daran glaubten, einen Schiffbruch verhindern zu können. Es gab dafür auch irgendeinen Fachbegriff, der ihm aber nicht einfallen wollte.
“Hör auf, wie ein Anwalt zu reden, Logan”, konterte Dylan. “Was stimmte nicht mit Dad?”
Dass Logan darauf mit den Schultern zuckte, war kein Zeichen für Ratlosigkeit, sondern eine resignierende Geste. “Er war Alkoholiker, Dylan.”
“Aber was hat ihn dazu gebracht? Wurde er als Kind misshandelt oder so?”
Während er leise seufzte, tat er alles, um nicht seinem Bruder in die Augen sehen zu müssen. “Manche Menschen sind einfach falsch gepolt. Vielleicht war Jake manisch-depressiv, vielleicht auch wirklich verrückt. Ich weiß es nicht, und ich bin es leid, mir darüber Gedanken zu machen.”
“Ich auch”, stimmte Dylan ihm nach einer Weile zu. Er stand auf und streckte sich. “Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich jetzt aufs Sofa legen und schlafen.”
“Augenblick mal.”
“Was?”
“Es mag zwar dein Haus sein, aber im Moment wohnt hier Briana. Sie hat schon genug Probleme, da braucht sie nicht auch noch ihren Vermieter um sich, der ihr den gesamten Joghurtvorrat wegisst.”
“Okay”, meinte Dylan gut gelaunt. “Morgen ziehe ich in mein altes Zimmer im Haupthaus.”
Also würde Dylan zumindest für eine Weile bleiben.
Logan betrachtete diese Entwicklung mit sehr gemischten Gefühlen.
14. KAPITEL
“W ir haben die Pferde gefüttert!”, verkündete Alec stolz, als Logan in Brianas altem Wagen zum Ranchhaus zurückkam. Dylan folgte ihm in seinem glänzenden roten Pick-up.
“Sehr gut”, lobte Logan ihn, während Sidekick und Snooks hinter ihm aus dem Wagen sprangen und losliefen, um Wanda und die Jungs zu begrüßen.
Briana sah aus wie der Traum eines jeden Ranchers, wie sie am Zaun dastand, im Hintergrund die halb fertiggestellte Scheune. Zunächst betrachtete sie den anderen Wagen mit Unbehagen, begann dann aber zu lächeln, als sie Dylan aussteigen sah. Sofort verkrampfte sich Logans Magen, und mit einem Mal fühlte er sich wieder wie mit vierzehn, als er aufs Neue ein Stück in die Höhe geschossen war und schrecklich ungelenk aussah.
Mist
, dachte er.
Sie mag ihn.
Briana ging zu Dylan und umarmte ihn – jawohl, sie umarmte ihn! –, und Dylan erwiderte die Umarmung. Der vertraute Schalk blitzte in seinen Augen auf, als er über ihren Kopf hinweg zu Logan sah.
“Dylan!”, riefen die Jungs gleichzeitig und stürmten ebenfalls zu ihm, während Briana einen Schritt nach hinten trat und ihre Bluse glatt strich, wobei sie aus dem Augenwinkel zu Logan sah.
Der zwang sich, seine zusammengepressten Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, als Briana auf ihn zukam.
“Erfolg gehabt?”, fragte sie.
Sieht nicht so aus
, dachte Logan und beobachtete, wie angeregt sich Dylan mit Alec und Josh unterhielt. Sie hatten sich ein- oder zweimal getroffen, aber man konnte meinen, dass sie seit Jahren beste Freunde waren.
Dylan hatte diese Wirkung auf andere Menschen.
Briana fasste ihn am Arm. “Logan?”
“Oh, du meinst den Perversen”, erwiderte er und kam sich wie ein Idiot vor. Er schüttelte den Kopf. “Der hat sich nicht blicken lassen, dafür hätte ich letzte Nacht beinahe Dylan umgebracht.”
“Ich nehme an, er will sein Haus zurückhaben”, überlegte sie und biss sich besorgt auf die Unterlippe. Logan hätte grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden gehabt, doch er wusste, wie schwer sie mit ihrem Geld über die Runden kommen würde, wenn sie auch noch Miete zahlen musste.
“Vorläufig bleibt er hier bei mir.”
“Oh”, machte Briana und wirkte so, als meine sie, sie müsse noch irgendetwas dazu sagen, ohne jedoch zu wissen, was das sein sollte.
“Hör zu”, redete er leiser weiter. “Mir gefällt nicht, dass du weiter da drüben allein bist. Vielleicht wäre es
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