Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
umzuziehen.
Logan ging nach draußen und nahm die Hunde mit. Die Schecke stand nach wie vor gesattelt im Pferch, der Grauschimmel hielt sich ganz in der Nähe auf. Er trug noch immer sein Zaumzeug und die Leine. Zuerst brachte er den Tieren das Heu, dann nahm er der Schecke den Sattel und das Zaumzeug ab, wiederholte beim Grauschimmel die Prozedur und legte das Futter in seiner halbfertigen Scheune in eine Ecke.
Während die Pferde über das Heu herfielen und die Hunde mit sich selbst beschäftigt waren, stand Logan gegen den Zaun gelehnt und betrachtete den sternenübersäten Himmel.
Montana
, dachte er. Das hier war seine Heimat.
Er sah zum Haus und betrachtete den goldenen Lichtschein, der durch die Fenster nach außen fiel. Ja, Montana und die Ranch waren seine Heimat. Aber sein ganzes Universum drehte sich um
Briana
.
Wann hatte er sich nur in sie verliebt?
War es geschehen, als er sie das erste Mal mit ihren Kindern auf dem Friedhof gesehen hatte?
Beim Abendessen in ihrem Haus?
Als sie sich auf seiner Couch geliebt hatten?
Er wusste es nicht, und es war ihm auch egal.
Er wollte ihr sagen, was er für sie empfand, doch dieser Tag war für sie strapaziös genug gewesen.
Sie hatte sich bereits damit einverstanden erklärt, ihn zu heiraten, und bislang war das für Logan genug gewesen. Aber nun genügte es ihm nicht mehr.
Beide Jungs schliefen fest, und Briana stand unter der Dusche, als er mit den Hunden ins Haus zurückkehrte.
Da er noch zu aufgewühlt war, um sich schlafen zu legen, zog er die Treppe zum Speicher herunter, kletterte hinauf und schaffte drei weitere Plastikboxen mit Fotos, Briefen und anderen Erinnerungsstücken nach unten.
Er saß am Tisch über den letzten Karton mit Fotos gebeugt, als Briana hereinkam. Sie trug sein T-Shirt, ihr Haar war frisch gewaschen und umrahmte ihr Gesicht wie Flammen.
“Hunger?”, fragte sie und hörte sich an wie eine Ehefrau, die ihrem Mann am Ende des Tages noch etwas Gutes tun wollte.
“Ich könnte was essen”, gab Logan zu, doch die Worte kamen rau über seine Lippen.
Sie blieb neben seinem Stuhl stehen, legte eine Hand auf seine Schulter und küsste ihn auf den Kopf.
Ich liebe dich
, erwiderte er stumm.
“Rührei?”, fragte sie.
Lächelnd nickte er. “Ja, gern.”
Während sie sich an den Herd stellte, widmete er sich wieder den Fotos. Dylan. Tyler. Er selbst. Fotos, die ihre ganze Kindheit abdeckten: in Halloween-Kostümen, bei der Einschulung, bei der Bescherung an Weihnachten – zu einer Zeit, als Jake noch nicht mit der Kettensäge auf den Weihnachtsbaum losging.
“Was glaubst du, was mit Heather geschehen wird?”, fragte Briana fast beiläufig, während sie die Eier in eine Pfanne schlug, die vermutlich schon von Logans Urgroßmutter benutzt worden war.
“Ich weiß nicht”, antwortete er und griff nach dem letzten Stapel Bilder, zwischen denen ein Umschlag steckte. “Auf jeden Fall braucht sie Hilfe.”
“Vance hat Heather angezeigt”, bemerkte Briana. “Wegen Entführung.”
Logan nahm ihre Worte nur noch am Rande wahr. Er hatte den Umschlag aus dem Stapel gezogen und festgestellt, dass etwas in Jakes Handschrift darauf geschrieben stand.
Für meine Söhne.
“Das ist schön”, sagte er.
Sie kam zu ihm und setzte sich hin. “Logan Creed”, schimpfte sie amüsiert mit ihm, “du hörst mir gar nicht zu.”
Er blinzelte.
Sie sah den Umschlag und verstummte.
Mit zitternden Händen faltete Logan den darin enthaltenen Brief auseinander.
Wenn ihr so weit vorgedrungen seid
, hatte Jake geschrieben,
dann seid ihr auch bereit, diese klägliche Nachricht von eurem bald dahingeschiedenen Vater zu lesen …
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken.
Ich habe es versucht
, ging der Brief weiter,
aber ich bekam das Leben nie richtig in den Griff. Es war einfach zu schwierig. Darum werde ich heute so wie immer auf den Berg gehen und eine der Ketten manipulieren, mit denen die gefällten Stämme zusammengehalten werden …
Die ganze Küche schien sich um Logan zu drehen.
Bruchstücke von Erinnerungen wirbelten durch seinen Kopf. Der junge Tyler, der ein Jahr lang in völliges Schweigen versank, nachdem er erfahren hatte, dass seine Mutter Selbstmord begangen hatte. Dylan, von Trauer tief getroffen. Er selbst, wie er allein in seinem Zimmer schluchzend um die arme Angela trauerte, die immer Milch und einen Teller Kekse hinstellte, sobald sie hörte, wie der Schulbus mit quietschenden Bremsen an der lang
Weitere Kostenlose Bücher