Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
Verderben gelockt hatte. “Wärst du auch enttäuscht, wenn ich nicht aufkreuze?”
Brianas Blutdruck begann zu steigen. Sie wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte, dann antwortete sie: “Kein bisschen. Wir sind geschieden, Vance. G-E-S-C-H-I-E-D-E-N.”
Dass er darauf nichts antwortete, konnte nur eines bedeuten: Er wollte etwas von ihr.
“Was ist los, Vance?”, fragte sie so ruhig, wie sie nur konnte. Wenn sie zu barsch reagierte, würde er einfach auflegen, aber sie wollte auch nicht klein beigeben. “Als Josh letzten Herbst die Mandeln herausgenommen wurden, konntest du nicht herkommen. Zu Weihnachten hast du dich ebenfalls nicht blicken lassen, auch nicht zu Thanksgiving oder zu den Geburtstagen der Jungs. Was ist so wichtig, dass du einen so großen Umweg machen willst, nur um bei mir auf der Couch zu schlafen?”
Seine Antwort war mit einem langen, gedehnten Seufzer unterlegt, da er ja ein
sooo
missverstandener Mann war. “Ich wollte nur mit dir von Angesicht zu Angesicht reden, das ist alles. Und ich wollte die Jungs sehen.”
Und ich wollte die Jungs sehen.
So wie immer schob er die Jungs wie einen Nachgedanken hinterher.
“Reden? Worüber?”, wollte sie wissen und musste sich zwingen, nicht zu laut zu werden. “Hör zu, Vance, wenn du dich schon wieder vor deinen Unterhaltszahlungen für die Kinder drücken willst …”
“Darum geht es nicht”, unterbrach er sie fast entrüstet. “Warum muss sich bei dir immer alles ums Geld drehen, Bree?”
“Wenn sich bei mir tatsächlich alles ums Geld drehen würde, dann würdest du längst im Gefängnis sitzen, Vance Grant. Josh und Alec sind deine Söhne. Verspürst du ihnen gegenüber eigentlich kein bisschen Verantwortungsgefühl?”
“Ich liebe die beiden”, beteuerte er.
“Du redest viel, wenn der Tag lang ist”, gab sie zurück.
“Soll ich nun vorbeikommen oder nicht?” Er klang so beleidigt, als hätte sie ihn zutiefst in seiner Ehre verletzt. “Ich kann am Samstag da sein.”
“Ich arbeite am Samstag.”
“Macht doch nichts”, verkündete Vance großmütig. “Dann kann ich Zeit mit den Jungs verbringen, bis du nach Hause kommst.”
Briana dachte an Alec, der so voller Hoffnung war, seinen Dad zu sehen, und an Josh, der weglaufen wollte, falls Vance tatsächlich zu Besuch kam. “Alec wird aus dem Häuschen sein”, sagte sie ganz ehrlich. “Was Josh betrifft, wünsche ich dir viel Glück.”
“Was ist denn mit meinem Kumpel Josh?”
“Ich würde sagen: Er durchschaut dich, Vance.” Josh brauchte keinen Kumpel, sondern einen Vater, aber dieser feine Unterschied ging über Vances Verstand hinaus.
“Und was soll
das
bitte heißen?”, fragte Vance zornig.
Da kommt das wahre Gesicht zum Vorschein
, dachte sie. Die nette Tour war sofort vergessen.
Hör auf, ihn auf die Palme zu bringen
, forderte ihre innere Stimme sie auf.
Manchmal wollte sie nichts lieber, als diese Stimme zu würgen, bis sie verstummte.
“Das wirst du schon selbst herausfinden”, sagte sie nur.
“Hör zu, ich muss mir so was nicht gefallen lassen. Vielleicht ist es besser, wenn ich doch nicht zu dir komme.”
Briana schloss die Augen, doch da war immer noch Alec. Er hoffte so sehr auf den Besuch seines Vaters, er himmelte ihn eben an. Sie durfte nicht daran denken, was sie persönlich wollte – nämlich Vance Grant niemals in ihrem Leben wiedersehen zu müssen –, und musste stattdessen die Bedürfnisse ihrer Kinder an die erste Stelle setzen. Vance war nun einmal ihr Vater, und auch wenn Josh lautstark dagegen protestierte, wollte er doch eigentlich genauso wie Alec eine Beziehung zu seinem Dad aufbauen.
“Tut mir leid.” Ihre Stimme hätte ihr dabei am liebsten den Dienst versagt, um diese Worte nicht aussprechen zu müssen.
“Weißt du, was mit dir nicht stimmt?”, gab Vance zurück. Abermals hatte er seine Taktik geändert und zeigte sich nun wieder charmant. “Du brauchst Sex.”
Augenblicklich musste sie an Logan Creed denken. Wenn er sein Hemd auszog, würde seine Brust dann behaart oder glattrasiert sein?
Briana schüttelte sich innerlich. “Kann schon sein”, räumte sie ein. “Aber nicht mit dir. Also mach dir erst gar keine Hoffnungen. Du wirst auf der Couch schlafen.”
“Das hatte ich sowieso vor. Da fällt mir ein … lässt die sich ausklappen?”
Die Frage war ihr bereits in seiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter aufgefallen. Briana war irritiert und ein wenig beunruhigt.
“Ja”, antwortete sie
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