Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
und mit einer Taschenlampe bewaffnet den ganzen alten Krempel zu durchsuchen. Doch er wollte diese Fotos haben. Aus einem unerklärlichen Grund fühlte er sich mit einem Mal nahezu körperlos – so als hätte er keine Vergangenheit und als würde er in Wahrheit gar nicht existieren.
    Er und Sidekick konnten ebenso gut Geister sein, die eine verlassene Ranch heimsuchten. Ihnen fehlten nur noch ein paar Ketten, mit denen sie rasseln konnten, und jemand, der sich über sie erschrecken würde.
    Da er wusste, dass er so bald keinen Schlaf finden würde, entschied er, auf dem Speicher mit der Suche zu beginnen. Er ging in den hinteren Teil des Hauses, dicht gefolgt von Sidekick, der immer noch zu befürchten schien, Logan könnte ihm entwischen und ihn allein zurücklassen.
    Die Treppe auf den Speicher war hinter einer Klapptür in der Küchendecke verborgen.
    Obwohl er recht groß geraten war, musste Logan dennoch springen, um das Seil zu fassen zu bekommen, mit dem sich die Klappe öffnen und die Treppe nach unten ziehen ließ.
    Staubwolken stiegen auf, als die schweren Stufen auf den Boden aufschlugen. Sidekick machte einen erschrockenen Satz rückwärts, und Logan musste husten, bis ihm Tränen kamen.
    “Du bleibst hier”, befahl er dem Hund, dann machte er sich an den Aufstieg und zog den Kopf ein, um nicht gegen den Rand der Öffnung in der Decke zu stoßen.
    Sidekick ignorierte seine Anweisung natürlich und folgte ihm flink nach oben.
    Logan fuhr mit dem Unterarm über sein Gesicht. Er hätte seine Taschenlampe mitbringen sollen. Aber weil er dafür erst wieder nach unten hätte klettern und bis zu seinem Wagen hätte gehen müssen, begnügte er sich mit dem, was mit bloßem Auge auszumachen war.
    Hier oben fanden sich etliche Sachen.
    Truhen, Kisten. Ein langer Plastikschlitten, der in der Mitte einen Riss aufwies. Ein alter Weihnachtsbaum aus Aluminium, der das durch die Klappe fallende Licht reflektierte.
    Wenigstens war sein alter Herr nicht in der Lage gewesen, diesen Baum auch noch zu zersägen, überlegte Logan. Den Baum hatte er selbst gekauft, als er zwölf war. Das Geld dafür hatte er sich mit Rasenmähen, Schneeschaufeln und anderen Aushilfsjobs zusammengespart. Mit diesem Geld war er in den Baumarkt gegangen und hatte den Baum gekauft. Er bekam sogar eine von diesen coolen, wechselnden Beleuchtungen dazu, die den Baum mal in rotes, grünes oder goldgelbes Licht tauchten. Dylan und Tyler hatten diesen Baum geliebt.
    Sie waren zu alt gewesen, um noch an den Weihnachtsmann zu glauben – und bei einem Vater wie Jake Creed hatten sie wahrscheinlich noch nie daran geglaubt –, aber Logan sah den Glanz in ihren Augen so deutlich vor sich, als wäre er soeben in der Zeit zurückgereist.
    Die Erinnerung schnürte ihm die Kehle zu.
    Damals waren er und seine Brüder sich nahe gewesen. Das hatte auch so sein müssen, weil sie drei sich gegen ihren alten Herrn und gegen eine unerbittliche Welt hatten behaupten müssen.
    Natürlich gab es Streit untereinander und man prügelte sich, so wie Jungs das nun mal machen. Aber es war keine gezielte Feindseligkeit im Spiel gewesen. Und sobald es Ärger von außen gab – was oft genug vorkam –, standen sie Schulter an Schulter, um sich zur Wehr zu setzen.
    Wann hatte sich das geändert?
    Das musste noch vor Jakes Beerdigung geschehen sein, sonst wären sie sich nicht gegenseitig so heftig an die Gurgel gegangen. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht an den Wendepunkt in ihrer Beziehung erinnern.
    “Halb so wild”, sprach er laut vor sich hin. Diese Worte waren so wie viele andere Dinge auch ein unerwünschtes Vermächtnis seines Vaters.
    Halb so wild, Junge.
Das war Jakes Antwort auf alles gewesen.
    Dylans Armbruch in der fünften Klasse, der so schlimm war, dass der Knochen durch die Haut gedrungen war.
    Tylers Albträume, nachdem Sheriff Book ihnen berichtet hatte, dass seine Mutter tot in einem Motel aufgefunden worden war.
    Logans Notoperation am Blinddarm am Abend seiner Abschlussfeier in der Schule. Er wäre in dem Rettungswagen beinahe gestorben.
    Halb so wild, Junge.
    “Zum Teufel mit dir, alter Mann”, schimpfte Logan. “
Zum Teufel mit dir.”
    Irgendwo in seinem Hinterkopf hörte er Jake lachen.
    Er begann, die Kisten und Truhen zu öffnen.
    Dokumente, die so alt waren, dass das Papier zu Staub zerfiel. Urkunden und Karten und etwas, das nach einem Stammbaum aussah und in der Art eines Pergaments zusammengerollt war. Das Gummiband darum war

Weitere Kostenlose Bücher