Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
dafür. Sie schielte zum Telefon auf dem kleinen Tischchen neben sich. Da niemand auf sie achtete, rief sie Riva oben im Büro an und bat sie, im Adressbuch auf ihrem Schreibtisch die Nummer des Restaurants rauszusuchen. Das Lokal war, wie erwartet, fast vollständig ausgebucht, sodass Laurie nur noch einen Tisch um Viertel vor sechs bekam.
Calvins Tür ging auf, und ein stämmiger, irisch aussehender Polizist in Uniform erschien. Er reichte Calvin die Hand, nickte Connie und sogar Laurie zu, setzte die Mütze auf und ging. Als Laurie sich wieder zu Calvin drehte, hatte er seinen starren Blick auf sie gerichtet.
»Kommen Sie rein!«, bellte er.
Laurie ging mit schuldbewusster Miene an ihm vorbei. Calvin schloss die Tür, ging zu Laurie und riss ihr die Bescheinigungen aus der Hand. An den Schreibtisch gelehnt, prüfte er sie und warf sie zufrieden neben sich.
»Das wurde ja auch Zeit«, hielt er ihr vor. »Wo haben Sie bloß gesteckt? Ich habe Ihnen einen Schreibtischtag verordnet, damit Sie den Papierkram erledigen, nicht, um sich zu amüsieren.«
»Ich wollte nur mal schnell ins Manhattan General, aber leider hat der Verkehr nicht mitgespielt, sodass ich viel länger unterwegs war als geplant.«
Calvin beäugte sie misstrauisch. »Und was haben Sie dort gemacht, wenn ich fragen darf?«
»Ich habe mit dem Herrn geredet, von dem ich Ihnen gestern erzählt habe, dem Leiter des medizinischen Personals.«
»Ich gehe davon aus, dass Sie nichts unternehmen werden, was dem Institut Schaden zufügen könnte.«
»Da kann ich Sie beruhigen. Ich habe ihm die Infos zu den Queens-Fällen gegeben. Jetzt liegt es an ihm, damit zu tun, was er für richtig hält.«
»Ich möchte nicht, dass mir zu Ohren kommt, Sie hätten wie schon in der Vergangenheit ihre Kompetenzen überschritten.«
»Wie ich schon gestern gesagt habe, habe ich meine Lektion gelernt.« Laurie wusste, dass sie auch jetzt alles andere als aufrichtig war.
»Das hoffe ich. Jetzt schaffen Sie Ihren Hintern nach oben und bringen den Rest Ihrer Fälle zum Abschluss, oder Sie stehen bald auf der Straße und suchen sich eine andere Arbeit.«
Laurie nickte respektvoll und verließ Calvins Büro. Sie war erleichtert. Sie hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, doch der Besuch war überraschend harmlos gewesen. Ob Calvin langsam zahm wurde?
Im Erdgeschoss schob Laurie den Kopf durch die Tür des Ermittlerbüros, um zu sehen, ob sie sich den Anruf sparen konnte. Glück gehabt – Cheryl saß am Schreibtisch.
»Ich wollte nur sagen, dass ich im St. Francis angerufen und gesagt habe, dass wir die Krankenakten ganz dringend bräuchten.«
»Mist! Als ich die Nachricht gesehen habe, habe ich gehofft, Sie hätten sie vielleicht schon.«
Cheryl lachte. »Ein Krankenaktentransport über Nacht? Das wäre mal was Neues! Wir können froh sein, wenn sie in ein paar Wochen hier sind, selbst wenn wir den Antrag als dringend einstufen.«
Auf dem Weg zum vorderen Fahrstuhl überlegte Laurie, ob Roger die Sache mit den Krankenakten beschleunigen könnte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich entweder in den Akten aus dem St. Francis oder dem Manhattan General ein Hinweis versteckte, der sich als Schlüssel zur Lösung des Geheimnisses herausstellen würde.
Im vierten Stock zögerte Laurie kurz. Erst musste sie sich Mut machen. Sie wollte kurz in Jacks Büro vorbeischauen, war aber nach dem, was Riva gesagt hatte, besorgt, dass sie dort Unangenehmes erwartete. Das Eingeständnis, dass ihre gegenwärtige Entfremdung von Jack vor allem auf ihre Beziehung zu Roger zurückzuführen war, machte die Sache auch nicht leichter. Sie war nämlich nicht bereit, sich zu entschuldigen.
Mit frischem Mut ging Laurie den Flur entlang, legte in einem Rutsch und ohne zu zögern den Weg bis zu Jacks Büro zurück, wo sowohl Jack als auch Chet über ihre Mikroskope gebeugt saßen. Obwohl es nicht in ihrer Absicht gelegen hatte, betrat sie das Büro so leise, dass die beiden Männer sie nicht bemerkten.
»Ich wette fünf Dollar, dass ich Recht habe«, sagte Jack.
»Ich bin dabei«, erwiderte Chet.
»Entschuldigung!«, rief Laurie.
Überrascht schnellten die Männer mit den Köpfen nach oben und drehten sich zu Laurie.
»Fürwahr!«, rief Jack. »Wenn man vom Teufel spricht! Der Geist der vermissten Dr. Montgomery erscheint mitten unter uns.«
»O Wunder!«, fügte Chet hinzu und zog sich in gespieltem Erschrecken zurück.
»Ach, hört doch auf!«, schimpfte Laurie. »Ich bin nicht in
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