Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
aber soweit sie sich erinnerte, war Blut während einer Schwangerschaft, besonders in einem so frühen Stadium, kein gutes Zeichen. Allerdings hatte sie sich während ihres Studiums ziemlich wenig mit Schwangerschaft und Geburt beschäftigt, und das, was sie sich angeeignet hatte, war in ihrer Erinnerung bereits verblasst, sodass sie keine voreiligen Schlüsse ziehen wollte.
Warum passiert so was immer am Wochenende?, beschwerte sich Laurie im Stillen. Sie hätte gern Laura Riley gefragt, wollte sie aber an einem Samstag nicht stören. Laurie nahm ein frisches Stück Papier – kein Blut mehr. Das war zwar ein Trost, doch eine Blutung in Verbindung mit den Schmerzen im rechten Unterbauch war alles andere als ein gutes Zeichen.
Am Waschbecken betrachtete sie sich im Spiegel. Die letzten schlaflosen Nächte hatten ihren Tribut gefordert. Mit Janice konnte sie zwar noch lange nicht mithalten, doch sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihr Gesicht wirkte ausgezehrt. Sie hatte das Gefühl, dass der nächste Schicksalsschlag auf sie wartete, und sie betete, dass sie, sollte es so kommen, noch genügend emotionale Reserven haben würde.
Kapitel 19
D ie Fahrt zurück zum Institut ging schneller, als Laura gedacht hatte, doch auch diesmal verschlimmerten sich während der Fahrt ihre Schmerzen. Marvin wartete bereits auf sie, sodass sie sofort mit der Obduktion der Leiche des Häftlings beginnen konnte. Die Arbeit erwies sich als Therapie, die Schmerzen verschwanden, zurück blieb nur ein leichter Druck. Als sie sich wieder umzog, drückte sie mit dem Finger auf ihren Bauch. Anders als am Morgen, wurde das Gefühl diesmal stärker. Unsicher ging sie auf die Toilette, um nachzuschauen, ob sie wieder Blutungen hatte, aber es war alles in Ordnung.
Schließlich ging Laurie hinauf in ihr Büro und starrte das Telefon an. Sie überlegte noch einmal, Laura Riley anzurufen, fühlte sich aber nach wie vor gehemmt. Sie kannte die Frau ja eigentlich gar nicht, und sie hasste es, sie gleich am Anfang ihrer Beziehung am Wochenende mit Problemen zu belästigen, die wahrscheinlich auch bis Montag warten konnten. Schließlich traten die Symptome schon seit ein paar Tagen auf. Die paar Tropfen Blut waren das einzig Neue, und dieses Problem hatte sich scheinbar gelegt.
Verärgert über ihre eigene Unentschlossenheit, überlegte Laurie, ob sie nicht Calvin anrufen sollte, um ihn über Roger und den Fall mit dem Häftling zu informieren. Sie hatte in dessen Kehlkopf starke Verletzungen festgestellt, die auf übermäßige Gewalteinwirkung deuteten. Solche Fälle waren zwangsläufig eine politische Herausforderung, und Calvin musste in Kenntnis gesetzt werden. Doch von Seiten der Medien gab es keinen besonderen Druck, und der toxikologische Befund lag noch nicht vor. Laurie beschloss, dass das alles bis Montag warten konnte, sofern Calvin nicht von sich aus anrief.
Statt irgendwelche Anrufe zu tätigen, wollte Laurie lieber einige Zeit mit den Krankenakten aus Queens und mit Rogers Listen verbringen. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihm das schuldete, da er in gewisser Weise sein Leben für diese Fälle geopfert hatte.
Als Erstes stellte sie fest, dass die Krankenakten im St. Francis ganz anders geführt wurden als im Manhattan General, weil das Manhattan General ein Lehrkrankenhaus, das St. Francis aber lediglich ein allgemeines Hospital war. Es gab dort keine Medizinalassistenten oder Assistenzärzte, die Notizen machten, sodass die Krankenakten viel knapper gehalten waren. Selbst die Notizen des behandelnden Arztes und der Pflegekräfte fielen kürzer aus, wodurch sie schneller zu lesen waren.
Wie sie aufgrund der Berichte des forensischen Ermittlers erwartet hatte, passten die persönlichen Daten und die Umstände zu denen der Fälle aus dem Manhattan General. Die Opfer waren alle relativ jung gewesen und jeweils innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach ihrer Operation gestorben. Dass sie gesund gewesen waren, machte die Tragödie nur noch schlimmer.
Laurie erinnerte sich, dass Roger gesagt hatte, bei den Fällen aus dem Manhattan General handle es sich allesamt um Patienten, die erst seit kurzem bei AmeriCare unter Vertrag standen. Sie fand heraus, dass auch die sechs Patienten aus dem St. Francis seit höchstens einem Jahr, zwei sogar erst seit zwei Monaten Mitglieder bei AmeriCare gewesen waren. Laurie überlegte, ob diese seltsame Tatsache von Bedeutung war. Sie konnte es nicht einschätzen. Um keinen wichtigen Aspekt
Weitere Kostenlose Bücher