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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich ermutigt. Sehr ermutigt sogar.
    Da ihre Augen sich wieder völlig normalisiert hatten, griff Laurie nach ihrem Karteikartenkarussell. Sie musste versuchen, diese gezackten, mikroskopisch kleinen Dinger zu identifizieren. Vor ein paar Jahren hatte Jack im Zusammenhang mit einer Leberzyste etwas Ähnliches gehabt. Er war damals mit seiner Gewebeprobe ins NYU Medical Center gegangen und hatte sie Prof. Dr. Peter Malovar gezeigt, einer Kapazität auf dem Gebiet der Pathologie. Obwohl er schon über neunzig und seit Langem emeritiert war, besaß er dort nach wie vor ein Büro und den Ruf, über ein enzyklopädischen Wissen zu verfügen. Die Arbeit war sein Leben, besonders, seitdem vor zwanzig Jahren seine Frau gestorben war.
    Mit zitternden Fingern tippte Laurie Malovars Durchwahl ein und hoffte inständig, dass die Gerüchte über die langen Arbeitszeiten des betagten Pathologen korrekt waren. Sie saß mit gedrückten Daumen da, während das Telefon einmal und dann ein zweites Mal klingelte, bis zu ihrer großen Freude beim dritten Klingeln der Hörer abgenommen wurde.
    Dr. Malovar besaß einen leichten, aber angenehmen englischen Akzent, eine großväterliche Ruhe und für einen über Neunzigjährigen eine verblüffende Klarheit. Laurie trug ihm ihr Anliegen in schnellen Sätzen vor und verhaspelte sich immer wieder in der Eile. Als sie fertig war, entstand eine Pause. Einen kurzen Augenblick lang fürchtete sie, dass die Verbindung unterbrochen worden war.
    »Na, das ist aber mal eine erfreuliche Überraschung«, erwiderte Dr. Malovar glücklich. »Aus dem Stand kann ich nicht sagen, worum es sich da handeln könnte, aber ich würde es mir sehr gerne anschauen. Es hört sich jedenfalls wunderbar faszinierend an.«
    »Könnte ich es vielleicht jetzt gleich bei Ihnen vorbeibringen?«, erkundigte sich Laurie.
    »Es wäre mir eine große Freude«, erwiderte Dr. Malovar.
    »Ich es nicht zu spät? Ich meine, ich will Sie nicht aufhalten.«
    »Unsinn, Frau Dr. Montgomery. Ich bin jeden Abend bis zehn oder elf Uhr hier. Ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
    »Vielen Dank. Ich mache mich gleich auf den Weg. Wie komme ich am besten in Ihr Büro?«
    Laurie erhielt eine detaillierte Wegbeschreibung, dann legte sie auf. Sie griff nach ihrem Mantel und eilte zum Fahrstuhl. Beim Betreten der Kabine fing ihr Magen an zu knurren und erinnerte sie daran, dass sie das Mittagessen ausgelassen hatte. Da Dr. Malovar noch eine Weile in seinem Büro bleiben wollte, drückte sie die Taste für den ersten Stock. In den Selbstbedienungsautomaten der Kantine herrschte keine große Auswahl, aber irgendetwas mit wenigstens ein paar Kalorien würde sich schon finden lassen.
    Die Kantine war ein beliebter Treffpunkt für die Hilfskräfte des Instituts, besonders während der Essenszeiten. Da bildete auch dieser Abend keine Ausnahme. Es war kurz nach sieben, und die halbe Belegschaft der Spätschicht, die von 15.00 Uhr bis 23.00 Uhr dauerte, war hier. Durch die dicken Betonwände empfand Laurie den herrschenden Lärm als beinahe schmerzhaften Gegensatz zu der Stille in ihrem Büro. Als sie vor einem der Automaten stand und fieberhaft überlegte, welches Angebot wohl das am wenigsten schädliche sein mochte, da hörte sie inmitten all des Krachs ihren Namen. Sie drehte sich um und sah in die lächelnden Gesichter von Jeff Cooper und Pete Molimo. Sie waren die Fahrer der Spätschicht, die für den Leichentransport zuständig waren. Im Lauf der Jahre hatte Laurie zu ihnen, wie zu den meisten anderen Mitarbeitern auch, einen freundschaftlichen Kontakt aufgebaut. Laurie und Jack ließen sich öfter als ihre Kollegen auch abends und nachts an Tatorten sehen, weil sie beide solche Ortstermine als außerordentlich hilfreich empfanden.
    Die Männer genossen ihre Pause. Sie waren mit Essen fertig, was an den auf ihrem Tisch verstreuten Überresten deutlich abzulesen war. Abgesehen von Autounfällen im Berufsverkehr wurden sie nur selten während des Essens irgendwohin gerufen, erst nach neun Uhr wurde wieder häufiger gestorben. Sie saßen an einem Vierertisch und hatten die Füße auf den jeweils gegenüberliegenden Stuhl gelegt.
    »Hab Sie in letzter Zeit nicht oft gesehen, Frau Dr. Montgomery«, sagte Jeff.
    »Ja, genau, wo haben Sie sich denn versteckt?«, fügte Pete hinzu.
    Laurie lächelte. »Entweder im Büro oder im Schacht.«
    »Sind Sie nicht ein bisschen spät dran für Ihren Feierabend?«, wollte Pete wissen. »Die meisten Gerichtsmediziner

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