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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ideen entwickelt hatte. Es war, als ob ihr Unterbewusstsein sich aktiv an ihrer Entscheidungsfindung beteiligte.
    An der Ecke Fifth Avenue und 56 th Street stellte sich Angela an den Bordstein und hob die Hand, um ein Taxi anzuhalten, auch wenn sie wusste, dass das um kurz vor halb neun nicht einfach war, vor allem nicht an einem nieseligen Abend Anfang April. Viele Taxifahrer beendeten gerade ihre Schicht und hatten daher ihre »Außer Dienst«-Leuchtschilder eingeschaltet. Die anderen waren besetzt. Bis vor einem Monat noch hatte Angela regelmäßig einen Chauffeur-Service in Anspruch genommen, aber angesichts der fetten roten Zahlen auf allen Konten hatte sie sich wieder aufs Taxi besonnen. Als sie sich gerade zu Fuß auf den Weg in ihre Wohnung in der 70 th Street machen wollte, hielt ein Taxi neben ihr an und setzte einen Fahrgast ab. Sobald der Mann bezahlt hatte und ausgestiegen war, stieg Angela ein.
    Das Taxi sauste in die von Angela angegebene Richtung, und sie holte tief Luft, um sie anschließend mit lautem Prusten wieder auszustoßen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie verspannt sie war. Mit vor der Brust gekreuzten Armen massierte sie sich die Schultern und anschließend die Schläfen. Sie konnte fühlen, wie die Muskeln im Unterleib und den Oberschenkeln sich langsam entkrampften. Als sie die Augen wieder aufschlug, nahm sie die Lichter der Stadt, die sich auf den schlüpfrigen, nassen Straßen spiegelten, bewusst wahr. Es waren viele Fußgänger unterwegs, oftmals Arm in Arm unter einen Schirm gedrängt. Diese Augenblicke zwischen den Anforderungen ihren Arbeitstages und der Sorge um ihre Tochter waren es, die Angela daran erinnerten, dass sie keinerlei Sozialleben besaß, schon gar nicht mit Vertretern des anderen Geschlechts. Ihre Männerkontakte waren strikt auf berufliche Kontakte, die seltenen Elternabende an der Schule ihrer Tochter oder, traurig genug, auf die Kassenschlange im Supermarkt reduziert. Die Tatsache, dass das ihre eigene Entscheidung war, weil sie zum einen eine ehrgeizige Frau war und zum anderen aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen ernsthaft daran zweifelte, dass Männer zu einem monogamen Lebensstil überhaupt fähig waren, änderte nichts an ihren gelegentlich aufflackernden Sehnsüchten.
    Sie wollte nicht länger darüber nachdenken, zog ihr Handy hervor und drückte eine Kurzwahltaste. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, die Stimme ihrer Tochter zu hören, die normalerweise schon den Hörer abnahm, bevor das erste Klingeln verhallt war, doch stattdessen fand Angela sich im Gespräch mit Haydee, ihrem Kinderund Hausmädchen, wieder. Je mehr in Angelas Leben los war, desto mehr Bereiche überließ sie Haydee.
    »Wo steckt denn das Monster?«, erkundigte sich Angela. »Monster« war der liebevolle Spitzname, mit dem Angela und Haydee Michelle bezeichneten, wenn sie nicht in der Nähe war. Liebevoll deshalb, weil er genau das Gegenteil ihrer wahren Gefühle für das Mädchen ausdrückte. Beide Frauen fanden zwar, dass Michelle durchaus altersgemäß eigensinnig und gelegentlich auch streitsüchtig war – wie zum Beispiel im Fall des Bauchnabelpiercings –, hielten sie aber ansonsten für so gut wie perfekt.
    »Ich glaube, sie schläft schon. Soll ich sie aufwecken?«
    »Um Himmels willen, nein!«, sagte Angela und verspürte einen Hauch von Einsamkeit. »Auf keinen Fall.«
    Nachdem sie kurz verschiedene Haushaltsdinge besprochen hatten, fasste Angela einen spontanen Entschluss. Sie teilte Haydee mit, dass sie nicht auf sie zu warten brauchte, da sie erst spät nach Hause kommen würde, und legte auf.
    Dann schob sie sich auf die Sitzkante und sprach durch die Plexiglasabtrennung hindurch den Taxifahrer an. Anstatt nach Hause zu einer schlafenden Tochter zu fahren, wollte sie ihren Fitnessclub aufsuchen. In letzter Zeit hatte sie so viel um die Ohren, dass sie seit Monaten nicht mehr dort war, ein bisschen Training würde ihr sicherlich sowohl körperlich als auch geistig guttun. Außerdem, so dachte sie, würde sie so wieder einmal unter Leute kommen und konnte sogar in dem erstaunlich guten Restaurant des Clubs eine Kleinigkeit essen.
    Angelas Fitnessclub lag nur wenige Straßenzüge von ihrer Wohnung entfernt in der Columbus Avenue. Ohne große Mühe fand sie die viel zu selten genutzte Mitgliedskarte in ihrer überfüllten Brieftasche. Kurze Zeit später hatte sie ihre Sportsachen angezogen, saß auf einem Fahrrad-Ergometer und schaute nebenbei CNN. Sie war entsetzt

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