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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vierzig, sah recht gut aus und war wahrscheinlich auch entsprechend intelligent. Er besaß leuchtend blaue Augen, kurz geschorene Haare und zeigte ihr ein unbekümmertes und freundliches Lächeln. Auf seinem T-Shirt stand Mach mich glücklich.
    »Alles okay«, erwiderte Angela, nachdem sie den Fremden kurz gemustert hatte. »Warum fragen Sie?«
    »Ich hatte kurz das Gefühl, Sie würden gleich anfangen zu weinen.«
    Angela lachte herzlich. Als sie sich vor dem Spiegel Grimassen geschnitten hatte, hatte sie ganz vergessen, dass sich außer ihr noch ein ganzer Schwung heimlicher Beobachter im Raum befand.
    »Was gibt es denn da zu lachen? Ehrlich! Noch vor einer Minute, als Sie diese Übungen gemacht haben, hat es so ausgesehen, als würden Sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.«
    »Es würde zu lange dauern, das zu erklären.«
    »Zeit spielt keine Rolle. Wie wäre es denn mit einem Drink nach dem Training? Dann können Sie’s mir erklären. Und danach … wer weiß?«
    Gequält lächelnd schaute Angela den neben ihr stehenden Mann an. Es war schon eine Weile her, dass sie auf so rasante und unverschämte Weise angemacht worden war. Unter normalen Umständen hätte sie ihn einfach stehen lassen. Aber in ihrer momentanen Stimmung übte die Aussicht auf paar Wortgefechte und ein bisschen Gesellschaft einen ungewöhnlichen Reiz aus – vielleicht für eine Stunde oder so. Schließlich war sie ja extra hergekommen, um den Kopf freizubekommen.
    »Ich weiß ja nicht einmal, wie Sie heißen«, sagte sie und wusste ganz genau, dass sie damit die sprichwörtliche Tür geöffnet hatte.
    »Chet McGovern. Und Sie?«
    »Angela Dawson. Sprechen Sie hier im Club eigentlich öfter irgendwelche Frauen an?«
    »Ständig«, sagte Chet. »Ehrlich gesagt ist das der Hauptgrund dafür, dass ich so oft hier bin. Das Training riecht mir viel zu sehr nach Arbeit.«
    Angela musste erneut lachen. Ehrlichkeit war ihr genau so sympathisch wie ein Schuss Humor. Es schien, als hätte Chet McGovern beides zu bieten.
    »Trinken Sie ruhig etwas, während ich esse«, sagte sie dann. »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Einverstanden.«
    Vierzig Minuten später saßen sie einander frisch geduscht im Restaurant gegenüber. An der Theke herrschte starkes Gedrängel. Dahinter zeigte ein an der Wand angebrachter Bildschirm ein Baseballspiel, das niemanden interessierte. Das Geschnatter der vielen Menschen hörte sich an wie ein Haufen Möwen bei der Fütterung. Angela war seit Jahren nicht mehr in einer solchen Umgebung gewesen, und so machte ihr der Lärm erheblich zu schaffen. Sie musste sich über ihren gegrillten Lachs beugen um Chets Worte zu verstehen.
    »Ich habe Sie gefragt, was Sie arbeiten«, wiederholte er gerade. »Sie sehen aus wie ein Model.«
    »Oh, aber klar«, erwiderte Angela spöttisch. Wer solche Bemerkungen machte, das war ihr klar, der hielt sich für den König der Aufreißer.
    »Ehrlich!«, beteuerte Chet. »Wie alt sind Sie, vierundzwanzig, fünfundzwanzig vielleicht?«
    »Um genau zu sein, siebenunddreißig«, sagte Angela und widerstand der Versuchung, eine sarkastische Bemerkung nachzuschieben.
    »Das hätte ich niemals gedacht. Nicht mit so einer Figur.«
    Angela lächelte schwach. Es war natürlich trotzdem nett, so etwas zu hören, auch wenn es überhaupt nicht ernst zu nehmen war.
    »Wenn schon kein Model, was arbeiten Sie denn dann?«
    »Ich bin Geschäftsfrau«, sagte Angela, ohne weitere Erklärung, und um das Gespräch schnell wieder von sich abzulenken, fügte sie noch hinzu: »Und Sie? Filmstar?«
    Jetzt war es Chet, der lachen musste. Dann beugte er sich vor und sagte: »Ich bin Doktor.« Dann lehnte er sich zurück. Aus Angelas Blickwinkel sah es so aus, als hätte er ein entschieden selbstzufriedenes Lächeln aufgesetzt, ganz so, als müsste sie jetzt beeindruckt sein.
    »Was für ein Doktor?«, erkundigte sich Angela nach einer kurzen Pause. »Ein medizinischer oder ein anderer?«
    »Doktor der Medizin, mit staatlicher Approbation.«
    Donnerwetter! ,dachte Angela sarkastisch, behielt es aber für sich.
    »Und was machen Sie so, als Geschäftsfrau?«
    »Ich muss leider gestehen, dass ich den größten Teil meiner Zeit damit verbringe, Geld aufzutreiben, so unerfreulich das auch sein mag. Ein Unternehmen in der Anlaufphase ist wie eine Pflanze: Es braucht ständig Wasser, und manchmal bringt es erst nach vielen vollen Gießkannen die ersten Früchte.«
    »Das klingt ja sehr poetisch. Wie lange dauert es denn noch, bis

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