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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sie wusste zwar nicht, warum, aber es war offensichtlich, dass Michael nicht die Absicht hatte, sie einzuweihen. Also bohrte sie nicht weiter nach, sondern sagte: »Warum fragst du dann nicht bei deinen anderen Klienten nach? Verschaff einem von ihnen ein gutes Geschäft.«
    »Dafür ist die Zeit zu knapp. Ich wüsste nicht, wen ich jetzt noch ansprechen könnte.«
    »Was ist mir dir? Ich habe schon alle meine Reserven ausgeschöpft.«
    »Ich auch.«
    »Und dein Privatflugzeug?«
    »Ist bis zum Anschlag mit Hypotheken belastet. Verdammt noch mal, es ist sowieso die ganze Zeit an irgendwelche anderen Leute verchartert.«
    Angela warf die Hände in die Luft und erhob sich. »Tja, dann gibt es wohl nichts, was ich noch tun oder sagen könnte. Ich fürchte, unser aller Schicksal liegt in deinen Händen, Michael. Du bist unser Kapitalmakler, in guten wie in schlechten Zeiten.«
    Michael stieß vernehmlich den Atem aus. »Vielleicht kann ich ja noch irgendwo fünfzig Riesen auftreiben«, meinte er dann zögerlich. Nach all den Zusagen, die er verschiedenen Leuten gemacht hatte, war ihm klar, dass er mächtige Schwierigkeiten bekommen würde, falls aus dem Börsengang nichts wurde, und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht.
    »Das wäre schon mal ein Anfang«, sagte Angela. »Ich kann nichts garantieren, aber wir würden uns sehr darüber freuen. Was erwartest du als Gegenleistung?«
    »Zwölf Prozent Zinsen oder aber Vorzugsaktien im Wert von hunderttausend Dollar.«
    »Großer Gott!«, murmelte Angela und fügte dann in normaler Lautstärke hinzu: »Ich sage Bob Frampton, er soll dich anrufen, sobald ich im Büro zurück bin. Wann können wir das Geld haben?«
    »Morgen oder so«, erwiderte Michael abwesend. Er war schon dabei, zu überlegen, wie er das Geld zusammenkratzen konnte. Als er Angela gesagt hatte, dass seine privaten Mittel erschöpft seien, hatte er nicht gelogen, aber für den äußersten Notfall hatte er noch ein paar Gold-Termingeschäfte zurückgehalten. Das hier, so dachte er, könnte dieser Notfall sein.
    »Falls du noch eine gute Idee hast – ich gehe jetzt ins Büro und versuche, ein paar Brandherde zu löschen«, sagte Angela, während sie ihren Mantel und ihren Aktenkoffer nahm. Bevor sie zur Tür hinausging, blickte sie noch einmal zu Michael zurück. Er starrte bereits wieder zum Fenster hinaus.
    Auf dem Weg zum Fahrstuhl überkam sie der unbestimmte Gedanke, dass Michael selbst sein ärgster Gegner war. Und sie musste an das alte Sprichwort denken, dass ein Mensch zwar seine Heimat, oder in diesem Fall sein Wohnviertel, verlassen kann, die Heimat aber niemals den Menschen verlässt. Das galt besonders angesichts der Tatsache, dass Michael nach der Scheidung wieder in seine alte Gegend zurückgezogen war. Seine Lebensgeschichte erinnerte Angela an eine griechische Tragödie. Michael war ein schlauer, gebildeter, gut aussehender und oft charmanter Mann, der das Zeug hatte, in vielen Bereichen erfolgreich zu sein, und doch besaß er eine tragische Schwäche: Er war ein Gefangener seiner Vergangenheit, aus der er, ohne es zu wollen, unauslöschliche und letztendlich schädliche Bindungen, Geisteshaltungen und Wertvorstellungen übernommen hatte.
    Während sie über Michael nachdachte, musste Angela unwillkürlich auch für einen kurzen Augenblick an sich selbst denken. Sie war Realistin, ihr war klar, dass auch sie einiges an emotionalem Ballast aus der Vergangenheit mit sich herumschleppte, und dass ihr momentanes Leben alles andere als heiter und gelassen war. Als sie den Fahrstuhl betrat, fragte sie sich, ob auch sie eine tragische Schwäche besaß, mit der sich erklären ließ, wie aus einer äußerst idealistischen Medizinstudentin im ersten Semester die Frau hatte werden können, die sie heute war: Eine Frau, die einen Mann, den sie zutiefst verachtete, um Geld anbettelte, um damit ein aufstrebendes Finanzimperium zu stützen.

 
Kapitel 4
    3. April 2007, 11.25 Uhr
     
    Laurie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so aufgeregt gewesen war. Mit hastigen Schritten verließ sie nach dem Gespräch mit Paul Plodget und Edward Gonzalez deren Büro. Sie hatte schon wieder einen Volltreffer gelandet. Der erste war ihr vor einer halben Stunde bei George Fontworth gelungen, der schon fast so lange Gerichtsmediziner am OCME war wie Arnold und Kevin. Er hatte ihr von vier MRSA-Fällen berichtet, die er in den letzten drei Monaten bearbeitet hatte. Jetzt hatte sie erfahren, dass Paul in

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