Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
worüber wir wirklich reden müssen, das ist Angels Healthcare«, sagte Angela.
»Ich hoffe bloß, du willst mir nicht erzählen, dass dieser Buchhalter das verdammte Acht-K abgeschickt hat.«
»Nein, darum geht es nicht«, sagte Angela und schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn heute noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Ich war auch nur kurz im Büro, dann musste ich zur Bank, und danach bin ich hierhergekommen. Aber warum fragst du mich, ob er es abgeschickt hat? Du hast mir doch zugesichert, dass du jemanden kennst, der mit Paul Yang spricht und dass es diesbezüglich keine Probleme mehr geben würde.«
»Stimmt«, erwiderte Michael nur. »Und worüber willst du jetzt mit mir sprechen?«
»Ich brauche unbedingt noch mehr Geld. Wenn ich nichts mehr auftreiben kann, dann schaffen wir es mit den momentanen Umsätzen womöglich nicht bis zum Börsengang. Du musst uns helfen!«
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Das ist mein voller Ernst!«
»Was, zum Teufel, ist denn mit der Viertelmillion passiert, die ich dir vor einem Monat besorgt habe?«
»Das ist mehr als einen Monat her.«
»Ihr jagt das Geld ja in einem Höllentempo durch den Schornstein.«
»Es ist noch nicht alles weg, aber du hast recht: Es wird wahnsinnig schnell weniger. Einen großen Teil mussten wir an unsere Zulieferer abgeben. Aber die eigentliche Herausforderung besteht darin, mit minimalen Umsätzen drei Kliniken am Laufen zu halten.«
»Als du das letzte Mal hier warst, da hast du mir erzählt, dass ihr irgendwelche Schwierigkeiten mit einer Infektion habt, die aber bald überwunden sei. Du hast gesagt, dass die Umsätze schon in Kürze wieder steigen würden.«
»Das hat sich nicht bewahrheitet.«
»Wieso nicht, verdammt noch mal?«, wollte Michael wissen.
»Als ich das letzte Mal hier war, da waren unsere Operationssäle geschlossen. Abgesehen von den dadurch entstandenen Verlusten hat uns die Bekämpfung dieser Infektion viermal mehr gekostet als erwartet. Aber jetzt geht es aufwärts. Die Operationssäle sind wieder in Betrieb, stehen aber noch relativ oft leer. Von ein paar Unerschütterlichen einmal abgesehen, sind unsere Belegärzte immer noch ziemlich verunsichert. Das wird sich zwar schnell wieder ändern, aber eben nicht schnell genug.«
Michael fuhr sich nervös mit der Hand über die Stirn und ließ den Blick nach draußen über den friedlich daliegenden Hudson River gleiten.
Angela betrachtete ihn und kannte ihn gut genug, um echte Besorgnis zu erkennen. Was er da zu hören bekam, schmeckte ihm überhaupt nicht. Als sie ihm vor einem Monat ihr Leid geklagt hatte, da war er ziemlich ungehalten gewesen, jetzt war seine Verärgerung noch deutlich größer. Er hatte nicht nur eine Menge Geld seiner Klienten auf Angels Healthcare gesetzt, sondern auch einen großen Batzen seines eigenen Vermögens, ganz zu schweigen von seinen beruflichen Kontakten zu Morgan Stanley, die er als Emissionsbank für den Börsengang gewonnen hatte.
Jetzt wandte Michael sich wieder Angela zu. Er leckte sich nervös die Lippen. »Um wie viel Geld geht es denn?«
»Mein Finanzdirektor sagt, mit zweihunderttausend könnten wir leben.«
»Ach, du Scheiße!«, rief Michael, sprang von seinem Stuhl auf und fing an, auf und ab zu gehen. »Sag, dass das ein Witz ist.« Er blieb ruckartig stehen und starrte Angela erwartungsvoll an. »Los, sag es. Du willst mich reinlegen. Das ist irgend so ein psychologischer Trick.«
»Ich will dich nicht reinlegen. Die Situation ist viel zu ernst, um Witze zu machen oder Spielchen zu spielen.«
»Was, zum Teufel, stellt dein beknackter Finanzdirektor eigentlich mit der ganzen Kohle an?«
»Michael, drei Kliniken zu betreiben ist teuer. Du kennst unsere Bücher. Allein die Gehälter sind eine riesige Belastung, und die Kosten laufen weiter, auch ohne Umsätze. Die Augen- und die Herzklinik laufen wenigstens noch auf Sparflamme weiter, aber die Orthopädie hat so gut wie gar keine Umsätze mehr. Wir haben ein paar Leute entlassen, aber wir müssen vorsichtig sein – schließlich wollen wir niemanden auf unseren Liquiditätsengpass aufmerksam machen. Viele Führungskräfte verzichten seit Monaten auf ihr Gehalt.«
»Ich kriege so langsam ein ganz schlechtes Gefühl. Gestern rufst du mich wegen diesem Buchhalter an. Heute tauchst du hier auf und willst, dass ich noch mal zweihundert Riesen auftreibe! Was soll’s denn morgen sein?«
»Moment mal!«, sagte Angela. »Du hast doch von dir aus deine Hilfe angeboten, als vor
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