Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
wie eine Gruppe Polizisten mit gezogenen Waffen zum Haus hinüber rannte und darin verschwand.
»Himmel, was für ein Gestank!«, sagte einer der Cops, der neben Ben stand, und kräuselte seine Nase. Zu Ben gewandt fragte er: »Sind Sie da hineingegangen?«
»Ja, bin ich. Ich wollte nicht, aber ich hatte ein Geräusch gehört. Es stellte sich heraus, dass es von dem Kind hier kam«, sagte Ben und zeigte mit dem Kopf durch die offene Fahrertür seines Range Rovers auf Shigeru, dessen Gesicht kaum auszumachen war mit der Decke rund um ihn herum. »Warum zum Teufel haben Sie mir Handschellen angelegt?«, wollte Ben wissen. »Wollen Sie mich wirklich verdächtigen? Der Geruch weist doch darauf hin, dass das, was auch immer hier geschehen ist, Tage zurückliegt.«
Der Polizist gab ihm keine Antwort. Die Ambulanz traf mit so lauter Sirene ein, dass Bens Ohren anfingen zu klingen. Mehrere Rettungssanitäter sprangen heraus, einer ging um den Wagen herum, um die hintere Tür zu öffnen, ein anderer eilte zu Ben und seinen beiden Wächtern.
»Wo ist das Kind?«, fragte der Fahrer. Ben hatte einen Rettungswagen angefordert, als er den Notruf gemacht hatte.
»Es ist im Auto«, antwortete Ben, bevor die Polizisten etwas darauf sagen konnten. »Es geht ihm gut«, fügte Ben schnell hinzu. »Er ist dehydriert, aber die Angst ist schlimmer. Er war seit diesem Unglück, wann immer es geschehen ist, in einem dunklen Geheimzimmer in der Dunkelheit versteckt. Ich bin Arzt. Das Kind braucht Infusionen. Man muss ein Blutbild machen. Seine Nierenfunktion muss überprüft werden.«
Ben drehte sich zu einem seiner beiden Bewacher, das Namensschild an seiner Uniform wies ihn als Sergeant Higgins aus. »Ich würde gerne mit dem Kind mitfahren. Wie gesagt, ich bin Arzt. Ich kann zur Befragung später wiederkommen, wenn das Kind stabil ist.«
»Sind Sie irgendwie mit dem Kind verwandt?«, fragte Sergeant Higgins.
»Nein, das nicht«, sagte Ben. »Aber …« Plötzlich erinnerte sich Ben an die Dokumente in seinem Bürosafe: die beiden letzten Verfügungen, eine unterschrieben, eine nicht, und der Treuhandvertrag, der ihn zum Treuhandverwalter des Schlüsselpatents für den iPS-Markt machte. Diese Erinnerung kam so überraschend über Ben, wie Sonnenstrahlen bisweilen einen furchtbaren Sturm durchbrechen können. Obwohl er kein Rechtsanwalt war, konnte er sich zusammenreimen, dass es für die Zukunft von iPS USA nicht schlecht sein könnte, wenn er zukünftig über das Patent und die Verlängerung des Lizenzvertrages entscheiden konnte.
»Aber was?«, fragte Sergeant Higgins in Bens Sprechpause hinein.
»Aber ich werde der Vormund des Jungen, wenn der letzte Wille des Vaters bestätigt wird.«
»Befindet sich der Vater unter den Opfern im Haus?«
»Nicht, dass ich wüsste. Ich habe nur die Mutter gesehen.«
»Ist der Vater tot?«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte Ben und gestand sich ein, dass seine Forderung, den Tatort zu verlassen und mit dem Kind zu gehen, auf dünnem Eis stand, selbst wenn er das unterschriebene Testament vorzeigen könnte. Er akezptierte die gegebenen Umstände und wandte sich dem Rettungssanitäter zu: »Nehmen Sie das Kind, das übrigens Shigeru Machita heißt, und geben Sie ihm eine Infusion, und sagen Sie denen im Krankenhaus, dass ich höchstwahrscheinlich bald der Vormund des Kindes sein werde und dass ich die Erlaubnis dazu gebe, das Kind so, wie ich gerade beschrieben habe, zu behandeln. Sagen Sie auch, dass ich so bald wie möglich dort sein werde.«
»Okay«, sagte der Rettungssanitäter schlicht und verschwand um Bens Auto herum zur Beifahrertür.
Ben sah zu, wie der Sanitäter das Kind hochhob, dann schnell seinen Kopf wegdrehte, als der Geruch, der von dem Bündel ausging, ihm in die Nase stach. Dann lief er schnell zur Rückseite des Rettungswagens und übergab das Kind an einen anderen Sanitäter, der im Wagen geblieben war, um alles für Shigerus Aufnahme vorzubereiten.
Einen Moment lang dachte Ben über die rechtlichen Konsequenzen nach, mit denen sie konfrontiert werden könnten. Shigeru, wie der Rest seiner Familie, war ein illegaler Einwanderer, der nicht einmal eine Einreisebestätigung vorweisen konnte. Seine japanische Staatsbürgerschaft würde es notwendig machen, dass ein amerikanisches Gericht über seine Zukunft entschied. Aber wo war nur Satoshi, lebte er, oder war er tot? Wenn er am Leben war, hielten sich die Konsequenzen in Grenzen. War es möglich, dass er nach Hause
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