Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
wie unsere es gern hätte. Unsere Regierung steht nicht auf Seiten des Volkes, egal, was sie sagt. Sie handeln nur für sich, wie die meisten der heutigen Regierungen. Denken Sie daran, wie es hier in Kobe nach dem Erdbeben ›95 war. Wer hat die Leute denn gerettet und die Ordnung aufrechterhalten während der ersten furchtbaren Tage? Etwa die Regierung? Zum Teufel, nein! Wir, die Yamaguchi-gumi, haben uns darum gekümmert! Die Regierung ist erst später wach geworden, als sie realisierte, dass sie auf eine PR-Katastrophe zuschlitterte.
Der Grund dafür, dass ich den Befehl gab, diesem Satoshi zu helfen, war eine direkte Anfrage durch unseren Saiko-komon in New York City, Saboru Fukuda. Vielleicht ist er Ihnen bekannt. Er stammt ursprünglich aus Kyoto, zog aber hierher nach Kobe, um als einfacher Arbeiter auf den Docks zu arbeiten, wurde stattdessen aber irgendwann Teil der Yamaguchi-Familie. Wir haben seine Fähigkeiten bereits am Anfang seiner Karriere erkannt. Er ist ein sehr cleverer Geschäftsmann, ein guter Verwalter und ein intuitiver Investor.«
»Ich kenne ihn nicht …«, Hisayuki schüttelte den Kopf. Er hörte kaum zu. Hiroshis Aussage, als Yakuza-Geschäftsmann müsse er nicht patriotisch sein, hatte ihn zutiefst erschüttert. Die Yakuza waren immer Nationalisten gewesen. Dies war Bestandteil des ungeschriebenen Vertrags zwischen Regierung und Yakuza.
»Fukuda-san hat unseren Umsatz auf dem Glücksspielsektor in New York nicht nur verdreifacht, er wäscht das Geld gleich vor Ort durch raffinierte Investitionen mithilfe eines gerissenen New Yorker Placement Agents. Dieser Makler ist clever und hat keine Angst vor schmutzigem Geld, das er mit Freuden als Startkapital für medizinische und biotechnologische Unternehmen einsetzt. Normalerweise muss man Geld bezahlen, um Geld zu waschen, wie Sie wohl wissen, aber seit wir ihn haben, können wir eine bis zu vierzigprozentige Steigerung auf unser eingesetztes Kapital verzeichnen. Und so sind die Umsätze, die Fukuda-san nach Kobe schickt, bereits gesäubert. Bei einer solchen Erfolgsgeschichte habe ich es mir zu eigen gemacht, ihn zu hundert Prozent zu unterstützen. Worum er mich auch bittet, ich gebe es ihm und tue dies vertrauensvoll, ohne es zu hinterfragen. Vielleicht könnten wir Sie als Schwesterorganisation mit diesem Placement Agent zusammenbringen.«
»Wie gesagt, ich kenne ihn nicht!«, sagte Hisayuki abwesend.
»Kyotos Verlust und Kobes Gewinn!«, sagte Hiroshi wie ein stolzer Vater. »Seit ich ihn vor mehr als fünf Jahren nach New York beordert habe, leitet er dort die Yamaguchi-gumi Organisation. Er hat New York in unsere gewinnträchtigste Niederlassung im Ausland verwandelt. Wie läuft es in Ihrer New Yorker Niederlassung, wenn ich fragen darf?«
»Ganz gut …«, sagte Hisayuki. Unter normalen Umständen hätte er nicht einmal zugegeben, dass eine Zweigstelle in New York überhaupt existierte, geschweige denn, wie sie dastand, aber er stellte Hiroshi ähnlich intime Fragen –, die dieser auch beantwortete. Für Hisayuki war es wichtig, dass Hiroshi weitersprach, weil er wissen musste, warum der Saiko-komon wollte, dass Satoshi Hilfe zuteilwurde. Während er noch überlegte, wie er die nächste Frage formulieren sollte, ohne preiszugeben, warum er sie stellte, verstand er plötzlich alles, und er war erstaunt, dass er so lange dafür gebraucht hatte. Der Vize-Minister musste richtig liegen mit seiner Vermutung. Über ihren Saiko-komon in New York, Saboru Fukuda, hatten die Yamaguchi in iPS USA investiert, dem Start-Up-Unternehmen, von dem der Vize-Minister gesprochen hatte. Das musste die Erklärung sein!
»Wenn Ihre Geschäfte in New York nur ›ganz gut‹ laufen«, fuhr Hiroshi fort, ohne etwas von Hisayukis Erkenntnis zu bemerken, »warum arbeiten wir nicht als Team, legen unsere New Yorker Geschäfte zusammen und teilen uns den Ertrag proportional zu unserer Personaldichte? Es sollte viel öfter Kooperationen unter den Yakuza geben in diesen harten Zeiten, auch hier in Japan!«
Mit einem schnellen Blick auf seinen Saiko-komon fragte sich Hisayuki, ob dieser zu demselben Schluss gekommen war wie er, und wollte ihn sofort danach fragen, sobald sie im Auto saßen. Er sah wieder zu Hiroshi, der noch immer über die Zusammenlegung ihrer beider Organisationen sprach, und war sich nicht sicher, ob er es wagen konnte, Hiroshi eine paar direkte Fragen zu stellen, wie zum Beispiel, ob die Yamaguchi Anteile an iPS USA besaßen. Er sorgte
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