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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Dr. Bingham sagen könnte. Im Hintergrund hörte sie die vertraute Titelmusik zu Good Morning, America, bevor die Sendung begann. Während sie sich die Lippen schminkte, zuckte sie plötzlich zusammen. Mike Schneider, der Moderator, hatte gerade einen überraschenden Namen genannt – ihren!
    Laurie stürzte ins Schlafzimmer und stellte den Apparat lauter. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Fassungslosigkeit zu Entsetzen, als Schneider einen Überblick über die Serie ihrer Überdosisfälle gab, beginnend mit Duncan Andrews, dem Sohn des aussichtsreichen Senatskandidaten Clayton Andrews. Er nannte im weiteren drei Fälle, die Laurie unbekannt waren: Kendall Fletcher, Stephanie Haberlin und Yvonne Andre. Er erwähnte auch den Doppeltodesfall in der Wohnung George VanDeusens. Am peinlichsten war es, daß er ihren Namen noch ein zweites Mal nannte. Nach den Worten von Dr. Laurie Montgomery, sagte er, gäbe es Grund zu der Annahme, daß diese Todesfälle Morde seien, keine Drogenunfälle, und daß die ganze Angelegenheit möglicherweise eine außergewöhnliche Vertuschung durch die New Yorker Polizei und das Gerichtsmedizinische Institut von New York City darstelle.
    Mike Schneider hatte sich kaum anderen Nachrichten zugewandt, da raste Laurie ins Wohnzimmer und schleuderte auf der Suche nach ihrem Adreßbuch Zeitungen wahllos zur Seite. Als sie Bob Talbots Nummer gefunden hatte, hämmerte sie sie in die Tasten.
    "Was hast du mir da angetan?" schrie sie, als er sich meldete.
    "Laurie, es tut mir leid", sagte Bob. "Du mußt mir glauben. Es war nicht meine Schuld. Um die Geschichte in die Morgenausgabe zu kriegen, mußte ich für meinen Redakteur ein Memo schreiben. Ich habe angemerkt, daß dein Name nicht genannt werden dürfe, aber er hat mir die Geschichte geklaut. Es war in jeder Hinsicht ein krasser Verstoß gegen das Berufsethos."
    Laurie legte angewidert auf. Ihr Herz hämmerte. Das war ein Verhängnis, eine Katastrophe. Sie würde bestimmt ihre Stellung verlieren. Es war keine Frage, wie Bingham diesmal reagieren würde; er würde toben. Und wo würde sie danach noch eine Stelle in der Gerichtsmedizin finden?
    Laurie ging zum Fenster hinüber und blickte hinaus auf das triste, mit Abfällen übersäte Labyrinth aus Hinterhöfen. Sie war so außer sich, daß sie sich wie erstarrt fühlte. Sie konnte nicht einmal weinen. Doch wie sie so dastand und auf das deprimierende Bild blickte, ging in ihren Empfindungen eine Veränderung vor sich. Schließlich war ihr Handeln dem Bedürfnis entsprungen, ihrem Gewissen zu folgen. Und Bingham hatte bei ihrem gestrigen Gespräch eingeräumt, daß er ihre guten Absichten schätzte.
    Lauries anfängliche Angst, in einer ausweglosen Situation zu stecken, milderte sich ein wenig. Und mit einemmal glaubte sie auch nicht mehr, daß ihr gekündigt würde. Gerüffelt, ja; suspendiert, vielleicht; aber gefeuert, nein. Sie trat vom Fenster zurück und ging ins Bad, um ihr Make-up zu vollenden. Je länger sie über die Lage nachdachte, desto ruhiger wurde sie. Sie sah sich schon erklären, daß sie ihrem Verantwortungsgefühl sowohl als Mensch wie auch als Gerichtsärztin treu geblieben sei.
    Sie zog sich fertig an, suchte ihre Sachen zusammen und verließ die Wohnung. Als sie im Flur stand und auf den Aufzug wartete, bemerkte sie eine Zeitung vor der Tür eines Nachbarn. Sie ging hin und zog sie aus der Plastikhülle. Da, auf der Titelseite, als zweite Meldung, stand die Geschichte ihrer Überdosisserie. Sie brachten sogar ein altes Foto von ihr aus ihrer Studienzeit. Laurie wunderte sich, woher sie es wohl hatten.
    Laurie breitete die Zeitung ganz aus und las die ersten Zeilen, die das wiederholten, was Mike Schneider zusammengefaßt hatte. Doch wie im Sensationsjournalismus üblich, wurden hier sehr viel mehr reißerische Einzelheiten genannt, so auch der Hinweis, daß mehrere Opfer in den Kühlschrank gesteckt worden seien. Laurie fragte sich, wie diese Meldungen zustande gekommen waren. Sie hatte Bob Talbot mit Sicherheit nichts dergleichen erzählt. Ausführlich wurde auch die mögliche Vertuschung behandelt, die hier noch weit schlimmer klang als bei Mike Schneider.
    Da Laurie den Aufzug kommen hörte, legte sie die Zeitung wieder vor die richtige Tür und lief zum Aufzug hinüber. Als sie schon halb in der Kabine war, hörte sie Debra Englers krächzende Stimme.
    "Sie sollten nicht anderer Leute Zeitungen lesen", sagte die Frau.
    Einen Augenblick blieb Laurie stehen und hielt die

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