Montgomery u Stapleton 01 - Blind
zurück, um sich mit Tony zu besprechen. "Er ist allein und schläft. Wahrscheinlich ist die Frau, wenn es eine gibt, oben."
"Was machen wir?"
"Du wolltest ihn ja unbedingt umlegen", sagte Angelo. "Also geh rein und machs. Aber mach es richtig. Dann sehen wir nach der Frau."
Lächelnd schlüpfte Tony an Angelo vorbei. Die Pistole mit dem Schalldämpfer hatte er in der rechten Hand.
Tony ging in das Arbeitszimmer und trat direkt an den Mann auf dem Sofa heran. Er richtete die Pistole auf die Schläfe des Mannes unmittelbar über dem Ohr und stieß ihn absichtlich mit dem Bein an.
Der Mann brabbelte, als er mühsam die schweren Lider hob.
"Gloria, Liebes?" brachte er hervor.
"Nein, mein Guter, ich bins Tony."
Der zischende dumpfe Schlag warf den Mann nach rechts auf das Sofa. Tony beugte sich über ihn, setzte die Öffnung des Schalldämpfers auf die Gehirnbasis und schoß noch einmal. Der Mann rührte sich nicht.
Tony richtete sich auf und blickte zu Angelo zurück. Angelo gab ein Zeichen, ihm zu folgen. Zusammen stiegen sie die Treppe hinauf. Im zweiten Stock mußten sie in mehrere Zimmer schauen, bis sie Gloria entdeckten. Sie schlief fest bei brennendem Licht, trug aber eine schwarze Augenmaske und Ohrstöpsel.
"Hält sich wohl für einen Filmstar", sagte Tony.
"Gehen wir", sagte Angelo. Er zupfte Tony am Ärmel.
"Ach, komm", schmollte Tony. "So eine leichte Beute."
"Ich habe nicht vor, zu diskutieren", sagte Angelo kalt. "Wir gehen."
Im Auto zog Tony, während Angelo den kürzesten Weg zum nächsten Haus suchte, einen Flunsch, Angelo war es recht. So hatte er wenigstens seine Ruhe.
Das letzte Haus war ein zweistöckiges Reihenhaus mit einer Blechmarkise, die einen Autostellplatz vor einer Garage überdachte. Ein niedriger Zaun aus Maschendraht umgab ein briefmarkengroßes Stück Rasen, auf dem zwei Flamingoskulpturen standen.
"Der Mann oder die Frau?" fragte Tony, der zum erstenmal sein Schweigen brach.
"Die Frau", sagte Angelo. "Und wenn du willst, kannst du sie haben." Er neigte zu Großmut, da die Arbeit der Nacht dem Ende zuging.
In das Haus einzusteigen war ein Kinderspiel. Sie gingen über den Seitenweg und drangen durch die Hintertür ein. Zu ihrer Überraschung fanden sie den Ehemann schlafend auf der Couch, neben sich einen leeren Sechserpack Bier auf dem Boden.
Angelo befahl Tony, allein nach oben zu gehen. Er selbst würde den Mann im Auge behalten. Im Halbdunkel bemerkte er Tonys begieriges Lächeln; der Appetit des Jungen, Leute umzulegen, war offenbar nicht zu stillen.
Ein paar Minuten später hörte Angelo ganz schwach den gedämpften Schuß aus Tonys Waffe, auf den rasch ein zweiter folgte. Der Junge war wenigstens gründlich. Wenige Minuten danach erschien er wieder.
"Hat er sich gerührt?" fragte Tony.
Angelo schüttelte den Kopf und gab das Zeichen zum Aufbruch.
"Zu schade", sagte Tony. Seine Augen ruhten einen Moment auf dem schlafenden Mann, bevor er sich umdrehte und Angelo durch die Tür folgte.
Auf der hinteren Veranda streckte Angelo sich und blickte zum heller werdenden Himmel. "Die Sonne kommt", sagte er. "Was hältst du von Frühstück?"
"Hört sich gut an", meinte Tony. "Was für eine Nacht! Besser gehts wirklich nicht." Auf dem Weg zum Wagen schraubte er den Schalldämpfer von seiner Pistole.
7
Donnerstag, 7.45 Uhr
Manhattan
Obwohl Laurie wegen des nächtlichen Ausflugs nicht viel geschlafen hatte, achtete sie darauf, etwas früher bei der Arbeit zu sein, um ihre gestrige Verspätung auszugleichen. Es war erst Viertel vor acht, als sie die Stufen zum Institut hinaufstieg.
Sie begab sich direkt zum ID-Büro und glaubte, eine leichte Spannung in der Luft zu spüren. Einige der Pathologen, die normalerweise nicht vor halb neun erschienen, waren bereits bei der Arbeit. Kevin Southgate und Arnold Besserman, zwei der älteren Ärzte, standen erregt debattierend bei der Kaffeemaschine. Der liberale Kevin und der erzkonservative Arnold waren sich nie in irgend etwas einig.
"Und ich sage Ihnen", dozierte Arnold, als Laurie sich vorbeidrängelte, um sich Kaffee zu holen, "wenn wir mehr Polizei auf der Straße hätten, würde so etwas nicht passieren."
"Da bin ich anderer Meinung", erwiderte Kevin. "Eine solche Tragödie "
"Was ist denn passiert?" fragte Laurie, in ihrem Kaffee rührend.
"Eine Mordserie in Queens", erklärte Arnold. "Kopfschüsse aus nächster Entfernung."
"Kleines Kaliber?" fragte Laurie.
Arnold sah Kevin an. "Das weiß
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