Montgomery u Stapleton 01 - Blind
ich noch nicht."
"Die Fälle sind noch nicht obduziert", sagte Kevin.
"Hat man sie aus dem Fluß gefischt?"
"Nein", sagte Arnold. "Diese Leute haben schön brav zu Hause geschlafen. Wenn wir auf der Straße mehr Polizei "
"Ach, kommen Sie, Arnold!" fiel Kevin ihm ins Wort.
Laurie überließ die beiden ihrem Streit und ging zum Anschlag, um den Obduktionsplan zu studieren. An ihrem Kaffee nippend, prüfte sie, wer außer ihr eingeteilt war und welche Fälle es gab. Neben ihrem Namen standen drei Fälle, unter anderem der Name Stuart Morgan. Sie war zufrieden. Calvin hielt sich an sein Versprechen.
Laurie stellte fest, daß auch die beiden anderen Fälle von Überdosis/Toxizität waren, und blätterte die Untersuchungsberichte durch. Entsetzt erkannte sie sofort, daß die Profile denen der vorangegangenen verdächtigen Fälle ähnelten. Randall Thatcher, einunddreißig Jahre alt, war Rechtsanwalt; Valerie Abrams, dreiunddreißig, war Börsenmaklerin.
Gestern hatte sie befürchtet, daß weitere Fälle folgen würden, doch sie hatte gehofft, ihre Befürchtungen würden sich nicht bestätigen. Und jetzt drei weitere Fälle! Über Nacht hatte ihre bescheidene Serie um hundert Prozent zugenommen.
Auf dem Weg zur gerichtsmedizinischen Ermittlungsabteilung ging Laurie durch die Telefonzentrale. Als sie am Verbindungsbüro der Polizei vorbeikam, überlegte sie, was sie im Fall des vermuteten Diebstahls in der Wohnung von Morgan tun sollte. Sie beschloß, im Moment gar nichts zu unternehmen. Wenn sie Lou traf, konnte sie die Sache mit ihm besprechen.
Sie entdeckte Cheryl Myers in ihrem winzigen, fensterlosen Büro.
"Kein Glück bisher im Fall Duncan Andrews", erklärte Cheryl, noch bevor Laurie etwas sagen konnte.
"Deswegen bin ich gar nicht vorbeigekommen", sagte Laurie.
"Ich habe gestern abend bei Bart hinterlassen, daß man mich anrufen sollte, wenn irgendwelche Fälle von Überdosis wie der von Duncan Andrews oder Marion Overstreet gemeldet würden. Einen Fall hat man mir gemeldet. Aber heute morgen stelle ich fest, daß es noch zwei weitere Fälle gegeben hat, von denen ich nichts erfahren habe. Wissen Sie, warum man mich nicht verständigt hat?"
"Nein", sagte Cheryl. "Ted hatte letzte Nacht Dienst. Wir können ihn erst heute abend fragen. Hat es Schwierigkeiten gegeben?"
"Eigentlich nicht", räumte Laurie ein. "Ich bin nur neugierig. Ich hätte sowieso nicht zu allen drei Tatorten gehen können. Und ich mache ja die Autopsien. Haben Sie übrigens im Fall Marion Overstreet schon beim Krankenhaus nachgefragt?"
"Ja, natürlich", sagte Cheryl. "Ich habe mit einem Dr. Murray gesprochen, und er sagte, sie würden sich an Ihre Anweisungen halten."
"Das habe ich erwartet", sagte Laurie. "Aber eine Kontrolle schadet nie. Dann hab ich da noch etwas, wenn Sie das bitte für mich erledigen: Sehen Sie einmal nach, was Sie an ärztlichen, vor allem chirurgischen Unterlagen über eine Frau namens Marsha Schulman auftreiben können. Ich hätte gern auch einige Röntgenaufnahmen. Ihr Alter kenne ich nicht genau. Sagen wir, so um die Vierzig." Seitdem Jordan Laurie vom Verschwinden seiner Sekretärin und von den dunklen Geschäften ihres Mannes erzählt hatte, hatte sie ein ungutes Gefühl, vor allem angesichts des seltsamen Einbruchs in Jordans Praxis.
Cheryl schrieb einige Stichworte auf einen Notizblock auf ihrem Schreibtisch. "Ich kümmere mich gleich darum."
Als nächstes suchte Laurie John DeVries auf. Wie sie befürchtet hatte, war er mehr als unfreundlich.
"Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Sie anrufe", sagte er wütend, als Laurie nach einer möglichen Verunreinigung fragte. "Ich habe außer Ihrem Fall noch hundert andere."
"Ich weiß, daß Sie viel zu tun haben", beschwichtigte Laurie, "aber heute morgen sind drei weitere Fälle von Überdosis gebracht worden, genau wie die drei, die ich schon hatte. Damit erhöht sich die Zahl der Toten auf sechs junge, wohlhabende, erfolgreiche Aufsteiger. Es muß irgendwas in dem Kokain sein, und wir müssen es finden."
"Sie können die Tests gern selber machen", sagte John. "Aber ich möchte, daß Sie mich in Ruhe lassen. Wenn Sie das nicht tun, muß ich mit Dr. Bingham reden."
"Warum sind Sie so unfreundlich?" fragte Laurie. "Ich habe mich bemüht, mich in dieser Sache zurückzuhalten."
"Sie sind eine Nervensäge", fuhr John sie an.
"Sehr schön", entgegnete Laurie. "Immer gut zu wissen, daß wir hier eine Atmosphäre guter Zusammenarbeit haben."
Leise vor sich hin
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