Montgomery u Stapleton 01 - Blind
als er eine Frau mittleren Alters erblickte, die mit einem Wagen voller Wasserkaraffen auf das Zimmer 507 zukam. Sie war nur noch fünf Meter entfernt.
Angelo trat ins Zimmer zurück und schloß die Tür. Tony hatte seine "Behandlung" noch nicht ganz beendet. Er saß noch immer auf Mrs. OConnors Brust.
"Es kommt jemand!" rief Angelo ihm warnend zu. Er zog die Pistole aus dem Halfter und hantierte mit dem Schalldämpfer.
Tony drückte weiter auf das Kissen. An der Tür klopfte es.
Angelo machte eine Bewegung zum Bad. "Komm her", drängte er flüsternd, als Tony keine Anstalten machte, ihm zu folgen. Nach weiteren zehn Sekunden klopfte es noch einmal. Widerstrebend hob Tony das Kissen. Mary OConnor lag blau und reglos da. Ihr freies Auge blickte starr zur Decke.
Hektisch winkte Angelo Tony, zu ihm ins Bad zu kommen, als es zum drittenmal klopfte. Erst als die Tür zum Gang aufging, huschte Tony vom Bett ins Bad, wodurch Angelo gezwungen war, sich breitbeinig über die Toilette zu stellen. Tony zog die Badezimmertür halb zu, als die Frau mit dem Wagen in das Zimmer trat.
Angelo hatte seine Pistole griffbereit. Der Schalldämpfer war aufgeschraubt. Ihm gefiel der Gedanke, sie zu benutzen, gar nicht, aber er fürchtete, keine andere Wahl zu haben. Durch die einen Spalt geöffnete Badezimmertür konnte er beobachten, wie die Frau Mrs. OConnors Wasserkaraffe gegen eine neue austauschte. Er hielt den Atem an. Die Frau war nur ein, zwei Meter entfernt. Sein Plan war, zu warten, bis sie Mrs. OConnor erblickte, um dann zu handeln. Zu seiner Überraschung verschwand die Frau jedoch aus dem Zimmer, ohne auch nur einen Blick in Mrs. OConnors Richtung zu werfen.
Nachdem sie eine ganze Minute gewartet hatten, forderte Angelo Tony auf, vorsichtig hinauszuspähen.
Behutsam öffnete Tony die Badezimmertür so weit, daß er den Kopf um die Ecke strecken konnte.
"Sie ist weg", sagte er.
"Dann nichts wie raus hier."
Sie traten aus dem Bad. Tony blieb am Bett stehen. "Glaubst du, daß sie tot ist?" fragte er.
"Du kannst nicht so blau sein und noch leben", meinte Angelo.
"Komm. Nimm deine Blumen. Ich möchte weit weg sein, wenn sie sie finden."
Ohne Zwischenfall gelangten sie zum Wagen. Gut, daß ich mitgegangen bin, dachte Angelo. Der schießwütige Tony hätte seinen Weg mit Leichen gepflastert.
Als Angelo anfuhr, sagte Tony: "Ersticken ist nicht schlecht. Aber ich finde Erschießen immer noch besser. Es ist sicherer, schneller und macht auf jeden Fall mehr Spaß."
Lou holte eine Zigarette heraus und steckte sie an. Eigentlich war ihm gar nicht besonders nach Rauchen zumute. Er wollte nur die Zeit totschlagen. Die Besprechung hatte schon vor einer halben Stunde beginnen sollen, aber noch immer trudelten Beamte ein. Anlaß waren die drei Hinrichtungen in Gangstermanier, die letzte Nacht in Queens stattgefunden hatten. Lou hatte gedacht, diese Vorkommnisse hätten den Männern des Morddezernats die Dringlichkeit bewußtgemacht, doch es fehlten immer noch drei Detectives.
"Wir warten nicht länger", sagte Lou schließlich. Er bedeutete Norman Carver, einem Detective Sergeant, anzufangen. Norman hatte offiziell die Leitung der Untersuchung, obwohl die drei mit den Fällen befaßten Einheiten in Wirklichkeit unabhängig voneinander arbeiteten.
"Ich fürchte, wir haben nicht viel", begann Norman. "Die einzige Gemeinsamkeit, die wir bei den drei Fällen bisher festgestellt haben, abgesehen von der Mordart, ist, daß alle Opfer auf die eine oder andere Weise mit dem Restaurantgeschäft zu tun hatten, als Besitzer, Teilhaber oder Lieferant."
"Das ist eine ziemlich dünne Verbindung", bemerkte Lou. "Gehen wir die Fälle einzeln durch."
"Der erste waren die Goldburgs in Kew Gardens", sagte Norman. "Harry und Martha Goldburg wurden im Schlaf erschossen. Laut vorläufigem Bericht wurden zwei Pistolen benutzt."
"Was hat Harry beruflich gemacht?" fragte Lou.
"Besaß ein gutgehendes Restaurant hier in Manhattan", antwortete Norman. "Heißt La Dolce Vita. East Side. 54th Street. Er hatte einen Partner namens Anthony DeBartollo. Bisher hat es hinsichtlich der Teilhaberschaft oder des Restaurants keine Probleme gegeben, weder finanziell noch persönlich."
"Nächster Fall", sagte Lou.
"Steven Vivonetto aus Forest Hills", sagte Norman. "Besaß eine Imbißkette namens Pasta Pronto in Nassau County. Auch hier keinerlei finanzielle Schwierigkeiten, von denen wir wissen, aber das ist alles nur vorläufig."
"Und der
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