Montgomery u Stapleton 01 - Blind
letzte?"
"Janice Singleton, auch aus Forest Hills", trug Norman vor.
"Verheiratet mit Chester Singleton. Er hat einen Lieferservice für Restaurants und wurde vor kurzem von der Vivonetto-Kette als Lieferant aufgenommen. Auch hier keine finanziellen Probleme. Das Geschäft lief seit dem Pasta-Pronto-Vertrag sogar besser."
"Wer hat Pasta Pronto vor Singleton beliefert?" fragte Lou.
"Das wissen wir noch nicht", sagte Norman.
"Ich denke, das sollten wir herausfinden", drängte Lou. "Haben die Singletons und Vivonettos sich persönlich gekannt?"
"Noch nicht überprüft", sagte Norman. "Kommt aber noch."
"Wie siehts mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen aus?" fragte Lou. "Nach der Art, wie diese Leute umgebracht wurden, liegt der Verdacht nahe."
"Das haben wir am Anfang auch gedacht", erklärte Norman. Er sah nacheinander die fünf übrigen Männer im Zimmer an. Alle nickten. "Aber wir haben fast nichts gefunden. Ein paar von den Restaurants, die Singleton beliefert hat, haben lose Verbindungen, aber nichts Großes."
Lou seufzte. "Es muß irgendeine Verbindung zwischen den dreien geben."
"Meine ich auch", sagte Norman. "Die Kugeln, die wir von der Gerichtsmedizin bekommen haben, lassen vermuten, daß Harry Goldburg, Steven Vivonetto und Janice Singleton mit derselben Waffe erschossen wurden, Martha Goldburg mit einer anderen. Aber der ballistische Bericht steht noch aus. Bisher gibts nur eine Voruntersuchung. Aber alle hatten das gleiche Kaliber. Es besteht also der starke Verdacht, daß hinter den drei Morden dieselben Leute stecken."
"Was ist mit Raub?" wollte Lou wissen.
"Verwandte der Goldburgs sagen, Harry habe eine goldene Rolex besessen. Die haben wir noch nicht gefunden. Auch seine Brieftasche ist noch nicht aufgetaucht. Aber an den anderen Tatorten ist offenbar nichts mitgenommen worden."
"Sieht so aus, als ob die Antwort im Restaurantumfeld zu suchen ist", meinte Lou. "Beschafft ausführliche Finanzberichte. Und versucht auch rauszufinden, ob die Opfer erpreßt oder sonstwie bedroht wurden. Und das alles lieber heute als morgen. Der Boss sitzt mir im Nacken."
"Unsere Leute arbeiten rund um die Uhr", sagte Norman.
Lou nickte.
Norman reichte Lou ein maschinenbeschriebenes Blatt. "Das ist eine Zusammenfassung von dem, was ich eben berichtet habe. Die Tippfehler bitte übersehen."
Lou überflog es rasch. Nachdenklich zog er an seiner Zigarette. In Queens war irgendeine große und üble Geschichte im Gange. Das war klar. Er überlegte, ob diese Morde irgend etwas mit Paul Cerino zu tun haben konnten. Es war unwahrscheinlich. Aber dann fiel Lou Marsha Schulman ein. Er fragte sich, ob eines der Opfer ihren Mann Danny kannte. Es war ein weit hergeholter Verdacht, aber es bestand die Chance, daß er das Bindeglied war.
8
Donnerstag, 15.00 Uhr
Manhattan
Nachdem Laurie sich einen Becher Kaffee geholt hatte, der zu dieser Tageszeit eher wie Spülwasser aussah, begab sie sich zu der Konferenz, die jeden Donnerstagnachmittag im Besprechungsraum neben Binghams Büro stattfand. Dies war die einzige Gelegenheit, bei der alle Gerichtspathologen der Stadt zusammenkamen, um sich über Fälle auszutauschen und über diagnostische Probleme zu diskutieren. Im Gerichtsmedizinischen Institut von New York City wurden nur Fälle aus der Bronx und aus Manhattan bearbeitet, während die Stadtbezirke Queens, Brooklyn und Staten Island eigene Zweiginstitute hatten. Donnerstag war der Tag, an dem alle zusammenkamen. Die Teilnahme an der Konferenz war nicht freigestellt. Bingham verlangte vollzähliges Erscheinen.
Wie gewöhnlich wählte Laurie sich einen Platz in der Nähe der Tür. Wenn die Diskussion für ihren Geschmack zu verwaltungstechnisch oder politisch wurde, schlich sie sich meist hinaus.
Der interessanteste Teil dieser wöchentlichen Konferenzen waren die Unterhaltungen, bevor die Sitzung eröffnet wurde. Vor allem bei diesen zufälligen Begegnungen im Vorfeld konnte Laurie interessante Einzelheiten über besonders ausgefallene oder gräßliche Fälle erfahren. In der Hinsicht machte dieser Donnerstag keine Ausnahme.
"Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen", erzählte Dick Katzenburg Paul Plodgett und Kevin Southgate. Dick war der Chef des Instituts in Queens. Laurie spitzte die Ohren.
"Es war der aberwitzigste Mord, den ich je gesehen habe", fuhr Dick fort. "Und ich habe weiß Gott schon einige schlimme Sachen erlebt."
"Erzählen Sie nun, oder müssen wir erst betteln?" fragte
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