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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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her."
    Laurie legte auf, nahm ihre Aktentasche, öffnete sie, warf einige halbfertige Unterlagen hinein, schnappte sie zu, griff ihren Mantel und rannte zum Aufzug.
    Es regnete leicht, als sie auf die First Avenue hinaustrat. Sie hatte kaum Hoffnung, ein Taxi zu bekommen, doch wie das Glück so spielt, hielt eins am Gehweg direkt vor ihr, und ein Fahrgast stieg aus. Laurie schlüpfte in den Wagen, noch bevor der Fahrgast eine Chance hatte, die Tür zu schließen.
    Laurie war noch nie in der New Yorker Polizeizentrale gewesen. Sie war überrascht, als der Wagen vor einem relativ modernen Backsteingebäude hielt. Gleich am Haupteingang mußte sie sich eintragen, während ein Sicherheitsbeamter Lou anrief, um sich zu vergewissern, daß sie erwartet wurde. Dann wurde ihre Aktentasche durchsucht. Mit einem Besucherpaß und Anweisungen versehen, fand sie schließlich Lous Büro. Es stank, wie das ganze Haus, nach Zigarettenrauch.
    "Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?" fragte Lou, als sie eintrat. Er nahm den Mantel und hängte ihn an einen Garderobenständer. Dabei fing er einen schmutzigen Blick Harvey Lawsons vom Büro gegenüber auf. Er schloß die Tür.
    "Sie klangen ziemlich aufgeregt am Telefon", sagte Lou, als er hinter seinen Schreibtisch ging. Laurie hatte sich auf einen der beiden unbequemen Besucherstühle gesetzt. Ihre Aktentasche stand neben ihr auf dem Boden.
    "Ich brauche Ihre Hilfe", sagte sie. Sie war angespannt und hielt die Hände fest im Schoß verschränkt.
    "Oh, wirklich? Ich hatte gehofft, diese Aufregung hätte etwas mit dem heutigen Abendessen zu tun, etwa daß Sie Ihre Meinung geändert hätten." Er konnte den Sarkasmus in der Stimme nicht verbergen. Er war offensichtlich verbittert.
    "Meine Serie hat sich verdoppelt", sagte Laurie. "Es sind inzwischen zwölf Fälle statt sechs."
    "Das ist interessant", erwiderte Lou lakonisch.
    "Ich habe gehofft, daß Sie vielleicht einen Weg wüßten, wie wir die Öffentlichkeit warnen können", sagte Laurie. "Ich glaube, wir erleben bald eine Flut solcher Fälle, wenn nicht sehr rasch etwas geschieht."
    "Was erwarten Sie von mir? Daß ich eine Anzeige im Wall Street Journal aufgebe: ›Yuppies, sagt einfach nein‹?"
    "Lou, ich meine es ernst", drängte Laurie. "Ich mache mir wirklich Sorgen deswegen."
    Lou seufzte. Er nahm sich eine Zigarette und zündete sie an.
    "Müssen Sie rauchen?" fragte Laurie. "Ich bin nur ganz kurz hier."
    "Himmeldonnerwetter", brauste er auf. "Das ist mein Büro."
    "Dann versuchen Sie bitte, den Rauch wegzublasen."
    "Also noch mal die Frage", sagte Lou. "Was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Sie müssen sich doch was gedacht haben, wenn Sie sich die Mühe machen, den weiten Weg auf sich zu nehmen."
    "Nein, nichts Besonderes", gab Laurie zu. "Ich dachte, das Rauschgiftdezernat hat vielleicht irgendeine Möglichkeit, die Öffentlichkeit zu warnen. Kann die Polizei nicht irgendeine Erklärung an die Presse geben?"
    "Warum macht das denn nicht das Gerichtsmedizinische Institut? Die Polizei ist dazu da, Leute festzunehmen, die Drogen besitzen, nicht, ihnen zu helfen."
    "Der Chef weigert sich bisher, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich bin sicher, er wird seine Meinung ändern, aber bis dahin sind Menschenleben gefährdet."
    Lou zog an seiner Zigarette und blies den Rauch über die Schulter. "Was ist mit den anderen Pathologen? Sind die auch so überzeugt wie Sie, daß die Sache zu einer Flut toter Yuppies aufläuft?"
    "Ich habe sie nicht befragt", sagte Laurie.
    "Meinen Sie nicht, daß Sie wegen Ihres Bruders ein bißchen zu empfindlich auf diese Todesfälle reagieren?"
    Laurie wurde wütend. "Ich bin nicht hierhergekommen, damit Sie den Amateurpsychologen spielen. Aber wenn wir schon mal beim Thema sind, jawohl, ich reagiere empfindlich. Ich weiß, wie es ist, einen nahestehenden Menschen durch Drogen zu verlieren. Aber ich meine, daß diese Art von Einfühlungsvermögen ein Segen für meine Arbeit ist. Wenn abgestumpfte Polizisten wie Sie etwas mehr Einfühlungsvermögen hätten, könnten im öffentlichen Dienst Tätige sich vielleicht mehr der Aufgabe widmen, Leben zu retten, anstatt Tote zu bestehlen."
    Lou beherrschte sich. "Ehrlich gesagt, Dr. Montgomery, ich würde mich gern der Aufgabe widmen, Leben zu retten. Eigentlich bin ich der Meinung, das schon jetzt zu tun. Aber solange Sie mir keine Beweise zur Untermauerung Ihrer Theorie liefern können, fürchte ich, daß die Kollegen vom Rauschgiftdezernat mich nur auslachen

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