Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
leid für Sie«, sagte Jack. »Könnten Sie mir vielleicht trotzdem sagen, ob Ihr Mann in letzter Zeit eine Reise unternommen hat?«
»Vor ungefähr einer Woche war er in New Jersey«, erwiderte Mrs. Nodelman. Jack hörte, wie sie sich schneuzte. »Ich hatte eigentlich an weiter entfernte Ziele gedacht«, sagte Jack. »Zum Beispiel an eine Reise in den Südwesten oder vielleicht nach Indien.«
»Er ist jeden Tag nach Manhattan gefahren, mehr nicht«, erwiderte Mrs. Nodelman.
»Hatten Sie vielleicht Besuch aus einem exotischen Land?« fragte Jack.
»Donalds Tante war im Dezember bei uns.«
»Und woher kommt sie?«
»Aus Queens.«
»Queens«, wiederholte Jack. »Das ist auch nicht gerade das, woran ich denke. Hatte Ihr Mann Kontakt zu freilebenden Tieren? Zum Beispiel zu Kaninchen?«
»Nein«, erwiderte Mrs. Nodelman. »Donald konnte Kaninchen nicht ausstehen.«
»Haben Sie Haustiere?«
»Eine Katze«, antwortete sie.
»Ist die Katze krank? Oder hat die Katze irgendwelche Nagetiere mit nach Hause gebracht?«
»Der Katze geht es prima«, erwiderte Mrs. Nodelman. »Außerdem ist sie eine Hauskatze. Sie geht nie nach draußen.«
»Wie steht es mit Ratten?« bohrte Jack weiter. »Sehen Sie in der Nähe Ihres Hauses manchmal welche? Haben Sie in letzter Zeit tote Ratten entdeckt?«
»Wir haben keine Ratten«, antwortete Mrs. Nodelman empört. »Wir leben in einem schönen und sauberen Apartment.« Jack überlegte, was er die Frau noch fragen könnte, doch im Augenblick fiel ihm nichts mehr ein. »Mrs. Nodelman«, fuhr er fort. »Sie waren sehr freundlich. Ich stelle Ihnen all diese Fragen, weil wir Grund zu der Annahme haben, daß Ihr Mann an einer gefährlichen Infektionskrankheit gestorben ist. Wir glauben, daß er die Pest hatte.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. »Meinen Sie die Beulenpest, die vor ein paar hundert Jahren in Europa grassierte?« fragte Mrs. Nodelman schließlich. »Etwas Ähnliches«, erwiderte Jack. »Es gibt zwei klinische Varianten der Pest, die Beulenpest und die Lungenpest. Ihr Mann hat sich wahrscheinlich mit der Lungenpest infiziert, der ansteckenderen Variante. Ich möchte Ihnen deshalb empfehlen, Ihren Arzt aufzusuchen und ihn zu informieren, daß Sie womöglich mit Pestbakterien in Berührung gekommen sind. Ich bin sicher, daß er Ihnen vorbeugend Antibiotika verschreiben wird. Außerdem rate ich Ihnen, mit Ihrer Katze zum Tierarzt zu gehen und ihm das gleiche zu erzählen.«
»Ist es so ernst?«
»Es ist sogar sehr ernst«, erwiderte Jack. Für den Fall, daß sie noch Fragen haben sollte, gab er ihr seine Telefonnummer. Außerdem bat er sie, ihn anzurufen, falls der Tierarzt an der Katze etwas Verdächtiges feststellen sollte.
Jack legte auf und wandte sich an Chet. »Es wird immer mysteriöser.« Nach einer Pause fügte er gut gelaunt hinzu: »Diese Geschichte wird AmeriCare nicht so leicht verdauen, das verspreche ich dir.«
»Jetzt hast du wieder diesen Gesichtsausdruck, der mir einen Schauer über den Rücken jagt.« Jack lachte, stand auf und ging zur Tür. »Wo gehst du hin?«
»Ich erzähle Laurie Montgomery, was los ist. Sie ist heute unsere Vorgesetzte und sollte wohl Bescheid wissen.« Ein paar Minuten später war er zurück. »Was hat sie gesagt?« fragte Chet.
»Sie war genauso geschockt wie wir.« Jack nahm das Telefonbuch zur Hand, setzte sich und suchte die Seite mit den zahlreichen Nummern der Stadtverwaltung. »Will sie, daß du irgend etwas unternimmst?« wollte Chet wissen.
»Nein«, antwortete Jack. »Sie meint, ich soll erst einmal nichts unternehmen und warten, bis Bingham informiert ist. Sie hat ebenfalls versucht, unseren berühmten Chef zu erreichen, aber der hockt immer noch mit dem Bürgermeister zusammen und ist für niemanden zu sprechen.« Jack nahm den Hörer ab und wählte. »Wen rufst du an?« fragte Chet.
»Patricia Markham, die Gesundheitsbeauftragte. Ich will lieber nicht länger warten.«
»Bist du verrückt!« rief Chet und verdrehte die Augen. »Das solltest du Bingham überlassen! Immerhin ist sie seine Chefin, und du willst sie hinter seinem Rücken anrufen?« Jack nannte der Sekretärin der Gesundheitsbeauftragten bereits seinen Namen. Als diese ihn bat, einen Augenblick zu warten, legte er seine Hand auf die Muschel und flüsterte Chet zu: »Du wirst es nicht glauben - sie ist da!«
»Eins verspreche ich dir«, flüsterte Chet zurück. »Bingham wird das nicht einfach so auf sich beruhen lassen.« Jack
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