Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
sich während ihrer Schwangerschaft nicht besonders wohl gefühlt. Das hing vor allem mit ihren Rückenproblemen zusammen. Wir waren nur hin und wieder oben in Connecticut; wir haben dort ein Haus.«
»Wann waren Sie denn zum letztenmal in Connecticut?«
»Ungefähr vor eineinhalb Wochen. Meiner Frau hat es da oben immer so gut gefallen.«
»Liegt Ihr Haus eher in einer ländlichen Gegend?« bohrte Jack weiter.
»Das kann man wohl sagen«, sagte Maurice. Dann fuhr er stolz fort: »Die Felder und Wälder, die uns gehören, erstrecken sich über eine Fläche von siebzig Ar. Eine wunderschöne Gegend. Wir haben sogar einen eigenen Teich.«
»Ist Ihre Frau hin und wieder in den Wald gegangen?« fragte Jack.
»Sogar sehr oft«, erwiderte Maurice. »Es war ihre Lieblingsbeschäftigung. Sie hat unheimlich gern Rehe und Kaninchen gefüttert.«
»Gibt es da oben viele Kaninchen?« wollte Jack wissen. »Sie wissen ja, wie das mit den Kaninchen ist«, antwortete Maurice. »Sie vermehren sich rasend schnell. Auf unserem Land wimmelt es nur so von ihnen; im Frühjahr und im Sommer fressen sie immer die ganzen Blumen auf.«
»Hatten Sie auch schon mal Probleme mit Ratten?«
»Nein, nicht daß ich wüßte. Glauben Sie wirklich, das alles könnte von Bedeutung sein?«
»Man kann nie wissen«, sagte Jack. »Würden Sie mir auch noch etwas Näheres über Ihren Besuch aus Indien erzählen?«
»Der Mann heißt Mr. Svinashan«, erwiderte Maurice. »Ein Geschäftsfreund aus Bombay. Er hat eine knappe Woche bei uns gewohnt.«
»Hmm«, grummelte Jack und dachte an den Pestausbruch in Bombay im Jahr 1994. »Ist er gesund?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Rufen Sie ihn doch einfach mal an«, schlug Jack vor. »Und falls er krank gewesen ist, geben Sie mir Bescheid.«
»Kein Problem«, versprach Maurice. »Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, daß er etwas mit dem Tod meiner Frau zu tun haben könnte, oder? Immerhin ist er schon vor drei Wochen abgereist.«
»Ich weiß nicht«, gestand Jack. »Diese Geschichte ist so außergewöhnlich, daß ich beinahe alles für möglich halte. Nun aber noch eine Frage zu Donald Nodelman. Haben Sie oder Ihre Frau ihn gekannt?«
»Nein, wer ist der Mann?«
»Er war das erste Opfer dieses Pestausbruchs«, erklärte Jack. »Und er war ebenfalls Patient in Manhattan General. Ich wüßte wirklich gern, ob Ihre Frau ihn vielleicht mal besucht hat. Immerhin lag er auf der gleichen Etage.«
»Auf der Gynäkologischen Station?« fragte Maurice ungläubig. »Nein, in der Inneren Abteilung, die sich im gegenüberliegenden Gebäudetrakt befindet. Er war wegen Diabetes eingewiesen worden.«
»Wissen Sie, wo der Mann gewohnt hat?«
»In der Bronx.«
»Dann hat sie ihn bestimmt nicht besucht«, erklärte Maurice. »Wir kennen niemanden von dort.«
»Dann möchte ich nur noch eine letzte Frage loswerden«, sagte Jack. »Wissen Sie, ob Ihre Frau in der Woche vor ihrer Einlieferung im Manhattan General gewesen ist?«
»Meine Frau hat Krankenhäuser gehaßt«, erwiderte Maurice. »Sie wollte nicht einmal hingehen, als die Wehen einsetzten.« Jack bedankte sich bei Maurice, legte auf und wählte eine andere Nummer.
»Warum läßt du diese Anrufe nicht von einem Pathologie-Assistenten erledigen?« fragte Chet.
»Weil ich ihnen nicht sagen kann, wonach sie fragen sollen«, erklärte Jack. »Ich weiß ja selbst nicht genau, was ich herausbekommen will. Aber irgendwie habe ich die vage Vermutung, daß uns noch ein paar wichtige Informationen fehlen. Außerdem fängt die Sache an, spannend zu werden. Je mehr ich darüber nachdenke, wieso im März mitten in New York plötzlich die Pest ausbricht, desto unglaublicher erscheint mir das alles.« Harry Mueller reagierte auf den Schicksalsschlag, der ihn ereilt hatte, ganz anders als Maurice Hard. Der Verlust seiner Frau hatte ihn am Boden zerstört. Obwohl er mehrfach beteuerte, daß er gern mit Jack kooperieren wolle, konnte er kaum sprechen. Um nicht noch Salz in die Wunde zu streuen, versuchte Jack sich kurz zu fassen. Er ließ sich die Angaben aus Janice’ Bericht bestätigen, denen zufolge die Familie weder Haustiere besessen noch Reisen unternommen oder Gäste empfangen hatte. Danach kam er auf Donald Nodelman zu sprechen.
»Ich bin mir ganz sicher, daß meine Frau diesen Mann nicht gekannt hat«, sagte Harry. »Sie hat fast nie direkten Kontakt zu Patienten gehabt - und zu ansteckenden schon gar nicht.«
»Hat Ihre Frau schon länger im Zentralmagazin des
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