Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Laurie.
»Flüchtig«, erwiderte Jack.
»Es ist einfach grausam, wenn Krankenhausangestellte sich bei ihren Patienten anstecken und sterben müssen«, sagte sie. »Die Frau, die ich vor dieser obduziert habe, war Krankenschwester; sie hat einen Fall versorgt, den du gestern auf dem Tisch hattest.«
»Habe ich mir schon gedacht«, entgegnete Jack. »Und was ist mit dem dritten Fall?«
»Den habe ich mir heute morgen als erstes vorgenommen«, sagte Laurie. »Die Frau hat im Zentralmagazin gearbeitet, und ich kann mir absolut nicht erklärten, wie sie sich angesteckt hat.«
»Wem erzählst du das.« Er wies auf Nancys Organe. »Was hast du gefunden?«
»Alle Anzeichen deuten auf Rocky-Mountain-Fleckfieber hin«, sagte Laurie. »Willst du dir das Gewerbe ansehen?«
»Ja, gern.«
Laurie unterbrach die Obduktion und zeigte Jack die krankhaft veränderten Organe von Nancy Wiggens. Jack stellte fest, daß sie genauso aussahen wie bei Donald Lagenthorpe.
»Da fragt man sich doch, warum nur drei Menschen erkrankt sind«, grübelte Laurie. »Die hat es allerdings schlimm getroffen. Der Zeitraum zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Tod war wesentlich kürzer als normal. Das läßt darauf schließen, daß wir es mit extrem pathogenen Erregern zu tun haben. Doch wenn das so ist - wo sind dann die anderen Patienten? Wie Janice mir berichtet hat, sind dem Krankenhaus keine weiteren Fälle bekannt.«
»Ein ähnliches Muster war bei den anderen Infektionskrankheiten auch zu erkennen«, stellte Jack fest.
Laurie warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muß mich beeilen«, sagte sie. »Sal muß heute früher gehen.«
»Ich kann dir doch assistieren«, schlug Jack vor. »Sag Sal, daß er Feierabend hat.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Bringen wir die Sache hinter uns.«
Sal war froh, daß er gehen durfte. Laurie und Jack gaben ein gutes Team ab. Sie beendeten den Fall zügig und verließen gemeinsam den Sektionssaal.
»Kommst du mit in die Kantine?« schlug Laurie vor. »Ich lade dich ein.«
»Gern.«
Sie erledigten sich ihrer Schutzanzüge und zogen sich in den Umkleidekabinen um. Jack wartete im Flur auf Laurie. »Du hättest nicht zu warten brauchen«, sagte sie. Dann hielt sie plötzlich inne. »Dein Gesicht ist ja ganz verschwollen.« Jack präsentierte Laurie seine Zähne, wobei er auf den angeschlagenen Schneidezahn zeigte. »Siehst du das?«
»Allerdings.« Laurie stemmte die Hände in die Hüften und kniff die Augen zusammen. »Hast du etwa mit diesem gräßlichen Fahrrad einen Sturz gebaut?« Sie sah aus wie eine zornige Mutter.
»Schön wär’s«, seufzte Jack und bemühte sich zu lächeln. Dann erzählte er ihr die Geschichte von dem Überfall; nur den Teil mit Terese ließ er aus. Lauries vorgetäuschte Entrüstung wich schnell ungläubigem Entsetzen. »Aber das ist ja Erpressung«, rief sie.
»Ja, irgendwie schon«, sagte Jack. »Aber davon sollten wir uns das Gourmet-Essen nicht vermiesen lassen.« Sie gingen zu den Automaten in der zweiten Etage und versuchten das Beste aus ihrer Mahlzeit zu machen. Laurie nahm eine Suppe, Jack entschied sich für ein Sandwich mit Thunfischsalat.
Je mehr ich über diese Geschichte nachdenke, desto verrückter erscheint sie mir«, bemerkte Laurie. »Wie sieht denn deine Wohnung aus?«
»Ein bißchen lädiert«, erwiderte Jack. »Aber das macht nichts. Vor dem Überfall sah sie auch nicht besonders gut aus. Das schlimmste ist, daß die Typen mein Fahrrad geklaut haben.«
»Ich finde, du solltest dir eine neue Wohnung suchen«, sagte Laurie. »In deiner Gegend ist es viel zu gefährlich.«
»Aber das war erst der zweite Einbruch.«
»Du willst doch wohl heute abend nicht zu Hause bleiben, oder? Etwas Deprimierenderes kann man sich ja kaum vorstellen.«
»Nein, ich bin voll ausgebucht«, erwiderte Jack mit einem Augenzwinkern. »Es hat sich eine Gruppe von Nonnen angesagt, denen ich die Stadt zeigen soll.«
Laurie lachte. »Weiß du was? Ich bin heute abend bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Hättest du Lust mitzukommen?«
»Danke, das ist wirklich lieb von dir.« Jack war ehrlich gerührt. »Ich würde mich wirklich freuen. Also, was ist?«
»Du weißt doch, daß ich eher ein ungeselliger Typ bin.«
»Ja, das ist mir nicht neu«, sagte Laurie. »Paß auf - ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Du kannst es dir ja noch überlegen. Um acht soll ich da sein. Du kannst mich eine halbe Stunde vorher anrufen und sagen, ob du kommst oder nicht. Hier
Weitere Kostenlose Bücher