Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
was fragen«, sagte Jack, ohne sein Wurftraining zu unterbrechen. »Hast du schon mal was von einer Gang mit dem Namen ›Black Kings‹ gehört?«
»Ja, ich glaube schon.« Warren spielte Jack den Ball zu, nachdem dieser einen Distanztreffer gelandet hatte. »Die ›Black Kings‹ sind ein paar Nieten aus der Bowery-Gegend. Wieso fragst du?«
»Nur aus Neugier«, entgegnete Jack und versenkte den Ball mit einem weiteren Sprungwurf im Korb. Er fühlte sich ziemlich gut.
Warren schnappte sich den Ball. Diesmal gab er ihn nicht an Jack zurück, sondern dribbelte ihn in seine Richtung. »Aus Neugier?« hakte er nach und durchbohrte Jack mit einem scharfen Blick. »Was soll das heißen? Bisher haben dich noch nie irgendwelche Gangs interessiert.«
»Ich habe den Namen als Tätowierung auf dem Unterarm von einem Typen gesehen«, erklärte Jack.
»War der Typ tot?« Warren wußte, womit sich Jack seinen Lebensunterhalt verdiente. »Noch nicht.«
Warren sah ihn mißtrauisch an. »Willst du mich verarschen, oder was?«
»Nein, verdammt«, entgegnete Jack. »Ich mag ja ein Weißer sein, aber doof bin ich nicht.«
Warren grinste. »Wieso haben sie dir denn die Visage poliert?«
»Hab’ Bekanntschaft mit ’nem Ellbogen gemacht«, gestand Jack. »War wohl zur falschen Zeit am falschen Ort.« Warren reichte ihm den Ball. »Komm, wir spielen noch ein bißchen gegeneinander«, sagte er. »Mal sehen, wer die meisten Punkte macht.«
Jack mußte länger warten als Warren, doch irgendwann war auch für ihn die Zeit gekommen. Er spielte gut. Warren mußte mehrmals gegen die Mannschaft von Spit antreten, und zu seinem Ärger schien sie diesmal unschlagbar zu sein. Am Ende war Jack erschöpft und völlig durchgeschwitzt. Deshalb war er froh, als sich das Spiel auflöste und alle zum Abendessen nach Hause gingen oder sich für die Samstagsparty zurechtmachten. Bis zum Nachmittag würde sich niemand mehr auf dem Spielfeld blicken lassen.
Jack genoß es jedesmal, nach dem Spiel ausgiebig heiß zu duschen. Er zog frische Sachen an und warf einen Blick in den Kühlschrank. Dort bot sich ein trauriges Bild. Die Black Kings hatten seinen kleinen Biervorrat vernichtet, und an Eßbarem fand sich auch nicht viel mehr: ein vertrocknetes Stück Cheddarkäse und zwei Eier, von denen nicht klar war, wie alt sie waren. Er klappte den Kühlschrank zu; eigentlich hatte er sowieso keinen Hunger.
Er ging ins Wohnzimmer, ließ sich auf seiner zerschlissenen Couch nieder und nahm sich eine der medizinischen Fachzeitschriften vor. Normalerweise las er abends bis halb zehn oder zehn und ging dann schlafen. An diesem Abend jedoch verspürte er trotz seines Sportprogramms noch immer eine innere Unruhe; er konnte sich einfach auf nichts konzentrieren. Er warf die Zeitschrift beiseite und starrte die Wand an. Er fühlte sich einsam, und obwohl es ihm beinahe jeden Abend so ging, drang ihm sein Leid in diesem Augenblick deutlicher ins Bewußtsein als sonst.
Spontan sprang er auf und ging an den Schreibtisch. Er holte das Telefonbuch aus der Schublade und wählte die Nummer von Willow and Heath. Während er wartete, kamen ihm Zweifel, ob um diese Uhrzeit überhaupt noch jemand abheben würde. Doch schließlich hatte er Glück. Nachdem er ein paarmal falsch verbunden worden war, hatte er Terese am Apparat. Mit pochendem Herzen erwähnte er schließlich beiläufig, daß er überlege, sich irgendwo etwas zu essen zu holen. »Soll das eine Einladung sein?«
»Ja«, stammelte er. »Vielleicht hast du ja auch noch nicht gegessen und hättest Lust mitzukommen.«
»Das ist die umständlichste Einladung, die ich je bekommen habe, seit mich Marty Berman gefragt hat, ob ich ihn zum Schülerball begleite«, entgegnete Terese und lachte. »Weißt du, wie er sich ausgedrückt hat? ›Was würdest du sagen, wenn ich dich fragen würde?‹«
»Dann haben Marty und ich wohl einiges gemeinsam«, bemerkte Jack.
»Kaum«, sagte Terese. »Marty war ein kleiner, dürrer Fiesling. Aber um auf das Essen zurückzukommen - ich fürchte, das müssen wir auf ein anderes Mal verschieben. Ich würde dich wirklich gern sehen, aber mir sitzt diese Deadline im Nacken. Wir hoffen, daß wir unserer Kampagne heute nacht den letzten Schliff geben können. Das verstehst du doch, oder?«
»Natürlich«, erwiderte Jack. »Kein Problem.«
»Ruf mich doch morgen noch mal an«, schlug Terese vor. »Vielleicht können wir am Nachmittag einen Kaffee trinken.« Jack versprach ihr, sich
Weitere Kostenlose Bücher