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Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Laybourne
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konnte nicht mal erkennen, ob es Männer oder Frauen sind. «
    » Mein Gott. « Josie blickte sich verzweifelt um. » Es hätte jeder sein können! «
    Sie hatte recht. Vielleicht waren es Leute, die wir kannten. Doch Jake konnte nicht nachfragen. Sie hätten ihn ausrauben oder umbringen oder ihm noch Schlimmeres antun können.
    Aber vielleicht waren es Leute, die wir kannten. Kannten und liebten.
    Zum Beispiel unsere Eltern.
    Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Astrid. Offenbar hatte sie Sahalia gebeten, allein auf Brayden aufzupassen.
    Astrid hockte ein Stück hinter uns im Schneidersitz auf dem Boden und kraulte Luna geistesabwesend das Fell. Die alte Hündin hatte den Kopf auf ihren Schoß gelegt.
    Auf dem Display schwollen die Lichter weiter an. Alle paar Sekunden, wenn die Kamera durch Jakes Gehbewegungen zur Seite schwenkte, sackten sie ab oder verschwanden vollständig. Aber sie kehrten jedes Mal zurück.
    » Der Boden ist ziemlich sumpfig « , berichtete Jake. » Und die Pflanzen sind alle tot. Hier ist alles am Verrotten. «
    Er wurde langsamer.
    Wir hörten seinen Atem. Die Gasmaske verstärkte das Schnaufen noch.
    Alle Zuschauer rutschten ein paar Zentimeter nach vorne. Caroline und Henry klammerten sich aneinander, als würde die Erde schon wieder beben.
    » Ich sag jetzt mal, was ich sehe « , flüsterte Jake. » Der Highway ist weitgehend frei. Ab und zu stehen Autos rum, aber eine Spur ist immer befahrbar. Am Straßenrand sind Lampen aufgebaut, in gleichmäßigen Abständen, fünfzig Meter vielleicht … sehen irgendwie militärisch aus. « Er räusperte sich. » Viele Wagen sind rechts rangefahren. Ich denke, sie sind hier liegen geblieben, aber ich kann nicht sagen, wie lange schon. Vielleicht seit dem Hagel, vielleicht nicht ganz so lang. Die Straße ist ziemlich kaputt. An manchen Stellen hat das Erdbeben den Teer aufgesprengt. Das Erdbeben hat alles aufgesprengt. «
    Jake schnaufte rhythmisch und regelmäßig. Ich fand es merkwürdig, ihm beim Atmen zuzuhören. Als würde ich dadurch in seine Privatsphäre eindringen.
    Sein Schnaufen beschleunigte sich.
    » Ich … mach mal … ein bisschen schneller. « Jake schnappte kurz nach Luft. » Ist gar nicht leicht, durch das Ding zu atmen. «
    Sogar ein paar Straßenlaternen leuchteten. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    » Alles klar « , meinte Jake. » Ein netter Spaziergang durch eine hübsche, ruhige Straße … « Er klang nervös.
    » Brennen da Straßenlaternen? « , fragte Niko.
    » Ja. Und ich hab die Pistole rausgeholt. Falls mich irgendwer beobachtet. «
    Jake marschierte eine Ewigkeit durch die Dunkelheit. Jedenfalls kam es uns vor wie eine Ewigkeit.
    Die Kleinen knabberten Popcorn. Fast hätte ich sie angeschnauzt, dass sie ruhig sein sollen, doch ich hatte kaum genug Luft zum Atmen.
    Jake näherte sich dem Krankenhaus.
    » Das sieht nicht gut aus « , flüsterte er. » Alles dunkel. Keine Lichter. «
    Vor uns tauchte das Gerippe eines Gebäudes auf. Sämtliche Fenster waren zersplittert.
    » Das Krankenhaus ist tot « , sagte Jake. » Keiner da. «
    » Scheiße. « Niko ließ den Kopf in die Hände sinken. » Was jetzt? «
    Die Krankenhausmauern schienen sich zu bewegen. Zu flattern.
    » Was ist das da? « , fragte Alex, der das Walkie-Talkie von Niko übernommen hatte.
    » Flugblätter « , antwortete Jake. » Briefe, Notizzettel, Fotos. «
    Er ging näher heran, bis wir sie erkennen konnten.
    Ein Flugblatt mit dem Bild eines Manns im mittleren Alter: Vermisst. Mark Bintner. Zuletzt in der Mount Herman Road gesehen.
    Haben Sie meine Tochter gesehen?, stand auf dem Foto eines süßen, blonden Kleinkinds.
    Eine hastig gekritzelte Notiz: Grandma, ich bin noch am Leben! Mach mich auf den Weg nach Denver.
    » Die sind alle weg « , meinte Jake, während er die Kamera langsam über die Zettel schwenkte.
    An der Wand hingen mehrere identische Flugblätter: AN ALLE ÜBERLEBENDEN BEGEBEN SIE SICH NACH DENVER ZUM LUFTTRANSPORT NACH ALASKA. ABFLUG ALLE FÜNF TAGE, JEWEILS AM 5., 10., 15. USW.
    » Alle fünf Tage … « , sagte ich.
    » Welcher Tag ist heute? « , murmelte Josie.
    » Der Achtundzwanzigste « , antwortete Niko düster.
    Das Foto eines Mädchens im Ballkleid.
    Das kopierte Bild irgendeiner Großmutter.
    Ein Stück Papier, auf dem das Foto einer Frau klebte: Anne Marie, ich warte am DIA! Lou.
    Und unsere Weihnachtskarte.
    » Halt! « , brüllte ich. » Ein Stück zurück! Sag’s ihm, Niko! Das ist unsere Weihnachtskarte! Unsere

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